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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa
Autoren: Elizabeth Corley
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sie, ohne Geld dafür zu nehmen. Ganz allmählich erschleicht er sich ihr Vertrauen und dann, zack, ist er weg samt ihren Wertsachen.«
    »Was hat das NCS über ihn?«
    Cooper gab ihr den Ausdruck aus dem Kriminalcomputer.
    »Reichlich. In den letzten zwei Jahren hat er sich durchs halbe Land gearbeitet. Schlägt in einer Gegend nie öfter als drei- bis fünfmal zu. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er nach Sussex kommt.«
    »Ist das ein Phantombild? Menschenskind, der sieht ja aus wie …«
    »Lord Lucan, ich weiß, aber es hat ihn bisher trotzdem noch keiner fassen können.«
    »Weil jeder Vorfall als Bagatelldelikt eingestuft wird und erst gar nicht bei uns landet, aber wenn er sich an sein bisheriges Muster hält, haben wir eine Chance, ihn zu schnappen, ehe er weiterzieht. Kümmern Sie sich doch diesmal drum und überlassen Sie es nicht der Londoner Polizei. Ich gebe das Phantombild an die Lokalpresse und lasse Infomaterial überall dort verteilen, wo sich gern Rentner aufhalten.«
    Nightingale saß auf der Kante ihres Schreibtisches und ließ ein langes Bein baumeln, was bei jeder anderen Frau kokett gewirkt hätte. Cooper fand es eigenartig, dass die attraktivste Frau im Polizeipräsidium Harlden zugleich auch die distanzierteste war.
    Sie ahnte weder, wie sie wirkte, noch dass eine Mehrheit ihrer Kollegen sie für eine kaltschnäuzige Zicke hielt, die viel zu schnell befördert worden war. Cooper richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Diebstahlsbericht vor seiner Nase und auf die Vorschläge seiner neuen Vorgesetzten.
    »Ziemlich viel Arbeit für zwei Bagatellsachen.«
    »Einem Menschen die Erinnerungsstücke zu klauen, nur um sie zu verscherbeln, ist in meinen Augen keine Bagatelle. Wir sollten den Mistkerl schnappen, bevor er noch mehr Schaden anrichtet.«
    Angemessen beeindruckt griff Cooper nach dem Bericht.
     
    Am folgenden Sonntag klingelte Jeremy Maidment Punkt neun Uhr morgens bei Miss Pennysmith an der Wohnungstür. Während er darauf wartete, dass sie ihm öffnete, ging er im Geist noch einmal seine Entschuldigungen durch, warum er nicht mit ihr zu Mittag essen könnte. Doch als die Tür aufging, sah er zu seiner Verblüffung ein ungeschminktes, angespanntes Gesicht, das über eine neu angebrachte Sicherheitskette hinwegspähte. Ihre Augen blickten verwirrt.
    »Jeremy, was machen Sie denn hier?« Eine hektische Hand flog zu dem unordentlichen Knäuel rosa-weißer Locken empor.
    »Es ist Sonntag, Miss Pennysmith. Ich wollte Sie zur Kirche abholen. Margaret, ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Seine besorgte Frage löste eine Tränenflut aus. Einige Zeit später, keiner dachte mehr an die Kirche, setzte er die Bruchstücke ihrer Geschichte zu einem einigermaßen verständlichen Ganzen zusammen. Man hatte ihr alles gestohlen, was nur ansatzweise von Wert war. Empörung brodelte in Maidment auf, und er verspürte den Wunsch, irgendetwas zu tun, doch sein Gesicht verriet nichts davon.
    »Besuchen Sie doch Ihre Schwester für ein paar Tage. Um diese Jahreszeit ist Schottland bestimmt sehr schön.«
    »Ich glaube nicht, dass sie mich gern bei sich hätte. Ihr Mann und sie sind viel beschäftigte Menschen.«
    »Unsinn. Wenn sie erfährt, was passiert ist, möchte sie bestimmt helfen.«
    »Wohl kaum«, schniefte sie laut. »Ich kriege oft von Mary zu hören, ›drei ist einer zu viel‹.«
    Maidment fand das verständlich. Er konnte sich die kokette Margaret am Frühstückstisch in Perth vorstellen, während ihre Schwester sich auf die Zunge biss und ihr Schwager seine Verlegenheit mit dem Kaffee runterschluckte. Aber sie konnte nicht weiter hier in der Wohnung hocken und Trübsal blasen, weil sie zu verängstigt war, das Haus zu verlassen.
    »Ich werde mal mir ihr sprechen und ihr erklären, was Sie durchgemacht haben.«
    Er zog sich in die Diele zurück und rief die Schwester an. Das Gespräch dauerte lange, doch als er zurückkehrte, lächelte er.
    »Das wäre geregelt. Sie freut sich auf Sie. Ich besorge die Zugfahrkarte und rufe sie an, wann Sie ankommen. So, ich weiß, es ist noch ein bisschen früh, aber ich denke, ein Sherry würde uns beiden guttun.«
    Beim Abendgottesdienst wurde ein Gebet für Miss Pennysmith gesprochen, und alle wollten vom Major wissen, was genau passiert war. Er sprach mit allen alleinstehenden Frauen in der Gemeinde und schärfte ihnen ein, auf der Hut zu sein.
     
    Eine Woche später, als er auf der Post in der Schlange stand, um Briefmarken zu kaufen, ging ihm die
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