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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa
Autoren: Elizabeth Corley
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Aufmerksamkeit wieder auf sein Gegenüber. Er plauderte glattzüngig weiter, und Maidment brauchte eine Weile, bis ihm klar wurde, dass der Mann ein Vertreter war, der einen neuen Gasanbieter anpries.
    »Tut mir leid, Mr. Chalfont, aber ich wollte gerade gehen und bin nicht an einem Wechsel des Anbieters interessiert.«
    »Ich verstehe. Dürfte ich Ihnen trotzdem ein wenig Infomaterial mit Vergleichszahlen dalassen? Vielleicht können Sie bei Gelegenheit mal einen Blick darauf werfen. Sollten Sie dann doch noch Interesse haben, rufen Sie mich einfach an.« Er streckte ihm die Hand hin. »Meine Karte.«
    Der Vertreter verabschiedete sich mit einem fröhlichen Winken und war schon fast am Nachbarhaus, als Maidment seine Haustür verriegelte.
     
    Miss Pennysmith war eine jung aussehende Siebenundsechzigjährige mit einem Lebenshunger, der in letzter Zeit durch ihre Arthritis auf eine harte Probe gestellt wurde. Sie lebte, wie Jane Austen es formuliert hätte, in beschränkten Verhältnissen, nachdem der Pensionsfonds, mit dem sie ihren Ruhestand hatte finanzieren wollen, nahezu wertlos geworden war.
    Für den Kirchgang hatte sie sich ein Kleid mit rosa und grünem Blümchenmuster ausgesucht, das, wie sie fand, gut zu ihrem Teint und der rötlich-silbernen Dauerwelle passte. Frisch aufgebrühter Kaffee und selbstgemachtes Gebäck standen auf dem Tisch bereit, und daneben lagen gestärkte Leinenservietten. Kuchenduft und der Lavendelgeruch der Möbelpolitur, die sie am Vortag ausgiebig eingesetzt hatte, durchzogen ihr Wohnzimmer.
    Der Major kam pünktlich und nahm vor ihrer Tür Haltung an.
    »Major Maidment! Möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee mit ein wenig Gebäck?«
    »Ich denke, zuerst kümmere ich mich mal um die Glühbirnen, Miss Pennysmith.«
    »Ach, nicht mehr nötig. Kurz nachdem ich Sie gestern angerufen habe, hat das schon jemand für mich erledigt. Wir haben reichlich Zeit.«
    Maidment hielt mehr von Höflichkeit als von freier Meinungsäußerung, daher folgte er seiner Gastgeberin kommentarlos ins Wohnzimmer. Sie war eine törichte Frau, und das Jungmädchenkleid, das sie trug, passte nicht zu ihrem Alter, doch in dem frischen Backwerk und den unverkennbaren Spuren einer Putzorgie erkannte er den Widerhall seiner eigenen Einsamkeit. Also erduldete er ihr Geplapper und behielt eine liebenswürdige Miene bei, während er ihren ausgezeichneten Kaffee trank und ein Stück Kuchen aß.
    Nach der Kirche lehnte er ihre Einladung zum Mittagessen ab und machte seinen üblichen Spaziergang zum städtischen Friedhof und Hilarys Grab. Unterwegs kaufte er Blumen, obwohl er eigentlich gegen sonntägliche Ladenöffnungszeiten war, und mühte sich frustrierende Minuten damit ab, die weißen Chrysanthemen und rosa Lilien zu einer Art Gesteck zu ordnen. Seine Augen wurden feucht, als er erneut darüber nachdachte, wie ungerecht das Leben doch sein konnte. Hilary war zehn Jahre jünger gewesen als er, gesund und fröhlich bis zu ihrer plötzlichen, schrecklichen Erkrankung. Sie wäre viel besser als er in der Lage gewesen, mit dieser Trauer umzugehen. Eigentlich sollte er hier liegen. Er hätte als Erster gehen sollen.
    Sofort überkamen Maidment Gewissensbisse ob solcher Selbstsüchtigkeit, und er schalt sich, weil er Hilary seinen Schmerz gewünscht hatte. Gott hatte seine Gründe, warum er ihn am Leben hielt, und Gott allein wusste, dass er genug Sünden zu büßen hatte, ehe seine Seele vor den Richter trat. Vielleicht war er ja deshalb noch hier, obwohl er wusste, dass auch noch so viele gute Werke im Winter seiner Jahre nicht ausreichen würden, um die Sünden seines Lebens zu tilgen. Der Gedanke an die Hölle jagte ihm Angst ein, und auf einmal wurde der Friedhof für ihn zu einem schrecklichen Ort. Ernüchtert und verstört ging er zu seinem Auto und fuhr kurzentschlossen zum Golfclub, wo er versuchen wollte, sein Gewissen mit einem vorzüglichen Bordeaux und der Ablenkung durch heitere Gesellschaft zum Schweigen zu bringen.

2
    »Das ist der zweite Einbruch in diesem Monat nach demselben Strickmuster.«
    »Lassen Sie mal sehen.« Bob Cooper reichte den Bericht an Detective Inspector Nightingale weiter, die gerade von einem Ausbildungslehrgang in Bramshill zurückgekommen war und ihren neuen Rang noch mit einer gewissen Unsicherheit trug. »Ein Betrüger und ganz schön clever. Wie kriegt er die alten Leutchen dazu, ihm zu vertrauen?«
    »Er lässt sich Zeit«, erklärte Cooper, »erledigt kleinere Arbeiten für
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