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Sind Sie hochsensibel?

Sind Sie hochsensibel?

Titel: Sind Sie hochsensibel?
Autoren: mvg verlag
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Magistra beendet habe, obwohl ich hochmotiviert war, bis zum Doktortitel weiterzumachen. Ich habe fünfundzwanzig Jahre gebraucht, bis ich die notwendige Informationen über mein Persönlichkeitsmerkmal erhielt, die es mir ermöglichten, meine Reaktionen zu verstehen und infolge dessen auch zu promovieren.
    Als ich dreiundzwanzig war, traf ich meinen jetzigen Mann, ich führte dann ein sehr behütetes Leben und widmete mich dem Schreiben und der Erziehung unseres Sohnes. Ich war begeistert und gleichzeitig schämte ich mich dafür, nicht da draußen zu sein. Ich war mir nur vage bewusst, welche Gelegenheiten ich verpasste, um dazuzulernen, um öffentliche Anerkennung für meine Fähigkeiten zu genießen und Kontakt zu Menschen unterschiedlichster Art zu knüpfen. Aber aufgrund bitterer Erfahrungen dachte ich, ich hätte keine andere Wahl.
    Einige aufwühlende Ereignisse ließen sich jedoch nicht vermeiden. Ich musste mich eines medizinischen Eingriffs unterziehen, von dem ich dachte, mich in ein paar Wochen zu erholen. Stattdessen schien mein Körper monatelang sowohl physisch als auch emotional auf diesen Eingriff zu reagieren. Ich wurde wieder einmal gezwungen, mich mit meinem geheimnis- und gar verhängnisvollen Makel, der mich so anders sein ließ, auseinander zu setzen. Also versuchte ich es mit Psychotherapie und hatteGlück. Nachdem mir meine Therapeutin einige Sitzungen lang zugehört hatte, sagte sie: „Es ist völlig klar, dass Sie aus der Fassung gerieten – Sie sind ja auch äußerst sensibel.“
    Was denn das für eine Entschuldigung sei, meinte ich. Sie antwortete, dass sie noch nicht viel darüber nachgedacht hätte, aber ihre Erfahrung habe ihr gezeigt, dass die Toleranz gegenüber Reizen sowie die Bereitschaft schönen und schlimmen Erlebnissen eine tiefere Bedeutung beizumessen von Fall zu Fall wohl sehr unterschiedlich sei. Solch eine Empfindsamkeit sei für sie kein Zeichen einer Geistesstörung oder einer mentalen Desorientierung. Zumindest hoffe sie das nicht, denn schließlich sei sie selbst sehr sensibel. Ich erinnere mich an ihr Grinsen, als sie sagte: „Das trifft übrigens auf die meisten Leute zu, deren Bekanntschaft ich schätze.“
    Ich verbrachte mehrere, nicht vergeudete Jahre in Therapie, in der ich diverse Probleme meiner Kindheit aufarbeitete. Aber meine Sensibilität entwickelte sich zum zentralen Thema. Da war mein Gefühl mit einem Makel behaftet zu sein. Dann gab es die Bereitschaft anderer, mich zu beschützen als Gegenleistung dafür, dass ich sie durch meine Fantasie, Kreativität, Weitsicht und mein Mitgefühl bereicherte – Eigenschaften, die ich selbst kaum zu schätzen wusste. Und dann war da noch die Isolation, in die ich mich aufgrund meiner Empfindsamkeit zurückzog. Aber als ich Einsicht in alles gewann, war ich in der Lage ins Leben zurückzukehren. Heute freue ich mich sehr, dass ich an vielen Dingen teilhabe, eine Fachfrau auf meinem Gebiet bin und die besonderen Gaben meiner Sensibilität mit anderen teilen kann.
    Forschungen, die dem Buch vorausgehen
    Da das Wissen um meinen Wesenszug mein Leben veränderte, entschloss ich mich, mehr darüber zu lesen. Es war aber kaum Literatur erhältlich. Bei genauerem Hinsehen erschien mir Introvertiertheit als die Eigenschaft, die vielleicht am engsten mit der Sensibilität verwandt ist. Der Psychiater C. G. Jung hat sehr vielKluges zu diesem Thema geschrieben und sprach von der Neigung, sich nach innen zu wenden. Die Arbeit von Jung, der übrigens selbst ein HSM war, hat mir sehr geholfen. Wissenschaftlichere Arbeiten zum Thema Introvertiertheit konzentrierten sich aber vor allem auf die Feststellung, dass Menschen mit dieser Eigenschaft nicht gesellig seien und gerade diese Vorstellung ließ mich darüber nachdenken, ob Sensibilität nicht fälschlicherweise mit Introvertiertheit gleichgesetzt wurde.
    Es stand mir nur wenig Informationsmaterial für meine weitere Arbeit zur Verfügung. Also entschloss ich mich, eine Anzeige in den Rundbrief für die Mitarbeiter der Universität zu setzen, an dem ich zur damaligen Zeit mitarbeitete. Ich bat darin um ein Interview mit allen, die sich als äußerst empfänglich für Reize bezeichneten, die sich für introvertiert hielten oder gefühlsmäßig schnell reagierten. Ich hatte bald mehr Freiwillige als ich brauchte.
    Die
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