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Sind Sie hochsensibel?

Sind Sie hochsensibel?

Titel: Sind Sie hochsensibel?
Autoren: mvg verlag
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aber verstärkt auf solche Reize. Wenn man diese Reaktion dann auch noch als Makel seiner Persönlichkeit auffasst, wird der ohnehin in jeder Lebenskrise vorhandene Stress noch intensiviert. Später gesellen sich Gefühle der Hoffnungslosigkeit und Wertlosigkeit hinzu.
    Kristen erlitt beispielsweise solch eine Krise, als sie mit dem Studium begann. Sie hatte zuvor eine private High School besucht und war noch nie von zu Hause fort gewesen. Plötzlich lebte sie unter Fremden und riss sich in der Menschenmenge um Kurse und Bücher – sie befand sich in einem Zustand ständiger Überreizung. Dann verliebte sie sich und zwar Hals über Kopf bis über beide Ohren (wie es HSM gut können). Kurz darauf flog sie nach Japan, um die Familie ihres Freundes kennen zu lernen. Vor diesem Moment hatte sie sich aus guten Gründen schon im Vorfeld gefürchtet. Während ihres Aufenthalts in Japan „flippte sie aus“ – so ihre eigenen Worte.
    Kristen hatte sich selbst nie als ängstlich eingeschätzt, aber in Japan überkamen sie plötzlich alle möglichen Ängste und sie konnte nicht schlafen. Dann wurde sie depressiv. Ihre eigenen Gefühle verstörten sie vollkommen und ihr Selbstbewusstsein litt darunter. Ihr junger Freund konnte mit diesem
verrückten
Verhalten nicht umgehen und wollte die Beziehung beenden. Als ich mit ihr sprach, hatte sie ihr Studium mittlerweile wieder aufgenommen, befürchtete aber, dass sie es nicht schaffen würde. Kristen fühlte sich am Ende.
    Sie schaute mich an, nachdem sie beim Rest ihrer Geschichte nur noch geschluchzt hatte: „Ich hörte von dieser Untersuchungsreihe über sensible Menschen und fragte mich, ob ich hochsensibel sein könnte. Aber das bin ich nicht, oder?“
    Ich sagte ihr, dass ich dies nach einer so kurzen Unterhaltung nicht mit Sicherheit sagen könnte, aber dass ich doch glaubte, dem zustimmen zu können. Eine hohe Sensibilität in Kombination mit all den Stressfaktoren würde ihre Verfassung gut erklären. Auf diese Weise hatte ich den Vorzug, Kristen ihr eigenes Wesen zu erklären – was offensichtlich schon lange überfällig war.
    So lässt sich hochgradige Sensibilität erklären
    FAKT 1: Jeder Mensch, ob HSM oder nicht, fühlt sich am wohlsten, wenn er weder gelangweilt noch überbeansprucht ist.
    Jedes Individuum wird seine anstehenden Aufgaben, sei es nun die Teilnahme an einem Gespräch oder am Pokalendspiel, am besten ausführen, wenn sein Nervensystem einer optimalen Reizstärke ausgesetzt ist. Wenn der Reiz zu schwach ist, fühlen wir uns teilnahmslos oder schwerfällig. Um unsere körperliche Verfassung zu ändern, trinken wir dann Kaffee, drehen das Radio auf, rufen einen Bekannten an, fangen eine Unterhaltung mit einem Wildfremden an oder wechseln den Beruf – alles ist möglich!
    Im anderen Extrem, wenn unser Nervensystem übererregt ist, reagieren wir ungeschickt, genervt und überanstrengt. Wir können nicht mehr klar denken oder Handlungen des Körpers koordinieren – wir fühlen uns nicht mehr Herr unserer selbst. Aus dieser misslichen Lage gibt es wiederum verschiedene Auswege. Manchmal ruhen wir uns aus oder schalten mental ab. Einige von uns trinken dann Alkohol oder nehmen Beruhigungstabletten.
    Das gesunde Maß an emotionaler Erregung liegt irgendwo zwischen diesen beiden Extremen. Und tatsächlich ist der Wunsch und das Verlangen nach einer optimalen Reizschwelle einwichtiger Basisgedanke in der Psychologie. Das trifft auf jeden zu, sogar auf Säuglinge: Auch sie hassen sowohl Langeweile als auch Überbeanspruchung.
    FAKT 2: In der gleichen Situation und bei ein und demselben Reiz ist das Erregungsniveau des Nervensystems individuell unterschiedlich. 1
    Dieser Unterschied wird hauptsächlich vererbt und ist ganz normal. Man kann ihn sogar bei allen höheren Tierarten wie etwa Mäusen, Katzen, Hunden, Pferden und Affen feststellen – und eben auch beim Menschen. Innerhalb der Arten ist die Zahl der, die gegenüber Reizen sehr empfänglich reagieren, übrigens fast gleich hoch: 15–20 Prozent. Genauso wie innerhalb einer Spezies Unterschiede im Wuchs und in der Größe der Individuen bestehen, existieren diese auch in Bezug auf Sensibilität. Bei sorgfältiger Züchtung von Tieren, bei der man die sensiblen unter ihnen miteinander kreuzt, kann man bereits nach
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