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Sind Sie hochsensibel?

Sind Sie hochsensibel?

Titel: Sind Sie hochsensibel?
Autoren: mvg verlag
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den Eindruck irgendeinerGeisteskrankheit. Doch zu jenem Zeitpunkt hörte ich Menschen wie Kristen ja schon anders zu.
    Sie versuchte es noch einmal – so, als ob sie sich vor meiner Antwort fürchtete: „Ich fühle mich so anders. Das habe ich immer schon getan. Ich meine nicht ... Also, meine Familie war großartig. Meine Kindheit war fast idyllisch, bis ich zur Schule gehen musste. Obwohl meine Mutter sagt, dass ich auch schon als Kleinkind leicht reizbar gewesen bin.“
    Sie holte Luft, ich sagte etwas Beschwichtigendes, und sie fuhr fort: „Im Kindergarten hatte ich vor allem Angst, sogar vor den Zeiten mit Musik. Wenn man die Teller und Tassen mit lautem Geschepper verteilte, habe ich die Hände auf die Ohren gepresst und geweint.“
    Jetzt hatte sie Tränen in den Augen und schaute zur Seite. „In der Grundschule war ich der Liebling meiner Lehrer. Dennoch hielten sie mich wohl für verdreht“.
    Diese Verdrehtheit gab den Ausschlag für eine Serie von enervierenden medizinischen und psychologischen Tests. Zunächst einmal folgte eine Untersuchung auf geistige Retardiertheit. Das Resultat war, dass man sie in einem Programm für Begabte unterbrachte, was mich nicht überraschte.
    Aber das Urteil: „Mit diesem Kind stimmt etwas nicht.“, blieb weiterhin bestehen. Ihre Hörfähigkeit wurde überprüft. Normal. In der vierten Klasse wurde eine Aufnahme ihres Gehirns gemacht, um die Theorie zu belegen, dass ihre Unpässlichkeiten wohl auf eine Funktionsstörung zurückzuführen seien. Ihre Gehirnfunktionen waren aber völlig in Ordnung.
    Die abschließende Diagnose? Sie habe „Schwierigkeiten Reize zu verarbeiten“. Das Ergebnis des Ganzen war aber ein Kind, das glaubte, nicht normal zu sein.
    Einzigartig, aber völlig missverstanden
    An sich war die Diagnose ja richtig. HSM nehmen eben viel mehr in sich auf, nämlich all die Feinheiten, die andere gar nichtbemerken. Doch was anderen völlig normal vorkommt, wie zum Beispiel laute Musik oder Menschenansammlungen, kann auf HSM so starke Reize ausüben, dass es als Stress empfunden wird.
    Die meisten Menschen ignorieren Sirenen, grelles Licht, unangenehme Gerüche und Unordnung. HSM fühlen sich dadurch sichtlich beeinträchtigt.
    Nach einem langen Einkaufsbummel oder einem Museumsbesuch schmerzen vielleicht die Füße der meisten Menschen, aber sie sagen sofort begeistert zu, wenn man ihnen danach einen Partybesuch vorschlägt. HSM müssen nach so einem Tag allein sein, weil sie sich nervlich übererregt und aufgedreht fühlen.
    Die meisten Leute bemerken vielleicht die Möbel und die anderen Menschen, wenn sie ein Zimmer betreten, mehr aber auch nicht. HSM können, ob sie es nun wollen oder nicht, sofort auch die frische oder verbrauchte Luft im Raum wahrnehmen, die vorherrschende Stimmung, die Freundschaften und Feindschaften sowie die Persönlichkeit desjenigen erahnen, der die Blumen arrangiert hat.
    Wenn Sie ein HSM sind, ist es jedoch schwer, diese bemerkenswerte Fähigkeit zu verstehen. Wie vergleicht man innere Erlebnisse miteinander? Das ist nicht einfach. Meistens stellen Sie fest, dass Sie nicht in der Lage sind, so viel zu ertragen wie andere. Dabei vergessen Sie, dass Sie zu denjenigen zählen, die oftmals große Kreativität, Leidenschaft, Erkenntnis und Anteilnahme an den Tag legen – alles Eigenschaften, die von der Gesellschaft überaus geschätzt werden.
    Unsere Eigenschaft hat viele Vorteile, aber auch Nachteile. Hochsensibel zu sein, bedeutet oft auch, dass man sich lieber zurückhält, dass man häufig in sich gekehrt ist und dass man das Bedürfnis verspürt, eine gewisse Zeit allein zu verbringen. Da die Mehrheit der Menschen diesen Wesenszug nicht teilt, versteht sie unser Verhalten auch nicht. Sie schätzt uns als ängstlich, schüchtern, schwach oder – die größte Sünde überhaupt – als nicht gesellig ein. Da wir diese Stigmatisierung fürchten, versuchen wirso zu sein wie die anderen. Das führt aber nur dazu, dass wir uns überdreht oder ausgelaugt fühlen. Und damit bekommen wir wieder einen Stempel aufgedrückt (zuerst von anderen und später von uns selbst): Wir werden als neurotisch oder verrückt bezeichnet.
    Ein gefährliches Jahr für Kristen
    Früher oder später durchlebt jeder einmal stressige Lebenssituationen, HSM reagieren
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