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Sina auf heißer Spur

Sina auf heißer Spur

Titel: Sina auf heißer Spur
Autoren: Luzie Bosch
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änderte sich der Ton.
    Hier begann Robert sich plötzlich zu beschweren. „Du nimmst mich gar nicht zur Kenntnis“, schrieb er. „Du hast Augen für alle anderen, aber mich beachtest du nicht.“
    â€žSiehst du nicht, wie ich leide“, jammerte er in der zwölften Mail. Sina spürte einen seltsamen Druck auf der Brust, als ob sich ein Band um sie gelegt hätte, das sich langsam zusammenzog. Gefällt es dir, dass David dir so eine Szene macht, nur weil wir mal miteinander ausreiten?, hörte sie Viktor wieder fragen.
    Nein, es gefiel ihr ganz und gar nicht. Aber nun war nicht der richtige Zeitpunkt, um über David nachzudenken. Weiter im Text.
    Mit fliegenden Fingern öffnete Sina die nächste Mail. Datum: 15. Juli 2011.
    â€žIch hab dich gestern Nacht gesehen“, schrieb Robert. „Als du aus dem Bad gekommen bist. Die roten Dessous stehen dir ganz hervorragend. Süß!“
    Sinas Herz schlug bis zum Hals. Ich habe dich gestern Nacht gesehen? Das klang ja, als ob Robert Sue beobachtet hätte, ohne dass sie davon wusste. Sina wurde übel. Sie bekam richtig Angst.
    In den nächsten Briefen wurde es noch schlimmer. Robert schien einfach alles über Sue zu wissen. Er zitierte Telefongespräche, die sie mit Freunden in den USA geführt hatte, er beschrieb die Farbe ihres Nachthemds und den Inhalt ihres Kleiderschranks. Er wusste, was sie frühstückte, welchen Wein sie trank und dass sie manchmal heimlich rauchte.
    â€žIch liebe dich“, schrieb er in Mail 38. „Wenn du nur begreifen würdest, dass dich kein anderer Mann auch nur halb so sehr lieben wird wie ich.“
    Dann kam Mail 39 und nun wurde Sinas letzter Zweifel beseitigt: Robert wollte die Ranch ruinieren.
    â€žIch habe dich weinen sehen, Sue“, schrieb er. „Du hast wegen mir geweint, wir beide kennen den Grund. Es hat mir fast das Herz gebrochen, meine Sonne. Denn nichts macht mich trauriger, als dich traurig zu sehen. Und doch musste es sein. Denn nur indem ich grausam zu dir bin, wirst du begreifen, welche Macht ich über dich habe. Dass ich dich und die Ranch vernichten kann. Und wenn du das verstehst, wirst du mich endlich achten. Wenn du das aber nicht einsehen willst, wird die Sunshine Ranch zugrunde gehen.“
    Sina schnappte nach Luft. Das war ja unglaublich! Diese Mail war an dem Tag geschrieben worden, als die Polizisten die anonyme Anzeige bekommen und das verdorbene Futter auf der Ranch gefunden hatten. Robert legte in seinem Brief praktisch ein Geständnis ab. Aber warum hatte Sue die Mail nicht ausgedruckt und war damit zur Polizei gegangen? Warum hatte sie Robert nicht angezeigt? Oder war es ihr am Ende gar nicht bewusst, dass er der Absender war?
    Die nächste Mail ähnelte wieder den ersten, ein rührseliges Gestammel, in dem Robert seine Liebe beteuerte und Sue um Verzeihung bat.
    Mail 41 war kurz nach Fritz’ Kakteenattentat geschrieben worden. „Begreif doch, dass ich diese schrecklichen Dinge nur deshalb tun muss, damit du zur Besinnung kommst. Aber sobald du dich mir und meiner Liebe ergibst, werde ich damit aufhören. Dann werden wir beide endlich glücklich miteinander.“
    Dann werden wir beide endlich glücklich miteinander. Sina schnaubte laut vor Verachtung. Das war ja wohl ein Witz. Robert war total verrückt, wenn er glaubte, dass Sue ihn jemals wieder lieben könnte, nach allem, was er ihr angetan hatte.
    Irgendwo auf dem Hof schlug eine Tür. Sina fuhr zusammen und duckte sich unwillkürlich, obwohl man sie nur sehen konnte, wenn man unmittelbar vor dem Fenster stand.
    Ich muss hier weg, dachte sie. Wenn Sue mich hier findet …
    Ein schneller Blick auf den Bildschirm. Sie war so kurz vor des Rätsels Lösung. Sina spürte es deutlich. Eine Sekunde noch, überlegte sie. Es fehlen nur noch zwei Mails.
    Sie öffnete Botschaft 42.
    â€žSonne meines Lebens, geliebte Sue.“ Sina verzog das Gesicht. Das war ja zum Würgen.
    Vor dem Fenster knirschte der Kies. Sina erstarrte. Zur Flucht war es zu spät. Bevor sie sich bewusst war, was sie tat, rutschte sie unter den Schreibtisch und machte sich ganz klein. Ihr Brustkorb explodierte fast, so wild und laut hämmerte auf einmal ihr Herz.
    Sie wollte nicht zur Tür sehen, aber es half nichts. Sinas Blick wurde geradezu magisch dorthin gezogen. Und dann bewegte sich die Türklinke langsam, ganz langsam nach
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