Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.
Autoren: Georg Dreißig
Vom Netzwerk:
Konzert.« Die Kinder waren sehr gespannt.
    Herr Martin sang ihnen vor - er hatte eine schöne Tenorstimme -: »Die Geigen, sie singen, sie jubeln und klingen.«
    Die Erstklässler sangen es ihm nach und konnten es schnell auswendig.
    »Was sind Geigen?«, fragte Simsala leise seine Nachbarin. »Halt so ein Kasten mit vier Saiten darüber«, flüsterte sie zurück, »mit dem Bogen kann man darauf spielen.« Der kleine Zauberer versuchte, es sich vorzustellen; es fiel ihm nicht leicht.
    »Die Trompeten, sie schmettern«, sang Herr Martin nun vor, »tärä tärä tärä, tärä tärä tärä«, und die Kinder fielen fröhlich mit ein und tätäräten um die Wette. »Das klingt ja wunderbar«, freute sich der Lehrer. »Nun legt einmal die Hände wie einen Trichter an den Mund und singt so das Tärä tärä. Ihr werdet sehen, das schmettert noch viel besser.« Er hatte Recht.
    Die Kinder bildeten mit ihren Händen Trichter an den Mündern, wie Herr Martin es ihnen vorgemacht hatte. Simsala in der ersten Reihe drehte sich um und dirigierte mit den Händen, wie er es den Lehrer bei seiner Begrüßung hatte machen sehen.
    Plötzlich trompetete es in der la wie ein echtes Blasorchester, dass der Lehrer sich die Ohren zuhalten musste. In der 12a aber, die einen Stock tiefer bei Rektor Häusler eine Lateinarbeit schrieb, zitterten die Lampen, und die Schüler schauten erschrocken nach oben, bis der Lärm mit einem Schlag verstummte.
    »Salamander«, schimpfte Rektor Häusler, »oder wie der kleine Bums heißt. Es ist bestimmt dieser kleine Zauberer.« Die Zwölftklässler beugten sich wieder über ihre Arbeit. »Trompeten«, wollte Ruth ihrem Nachbarn flüsternd erklären, »sind ...«
    Aber: »Kenne ich«, erwiderte Simsala kurz, »so Blechdinger halt, die schmettern.« Ruth nickte.
    Herr Martin war etwas ungehalten.
    »Warst du das, Simsala?«, fragte er, als die Kinder wieder auf ihren Plätzen saßen.
    »Auch«, gab Simsala kleinlaut zu. »War es nicht schön?« Da musste Herr Martin lachen.
    »Doch«, gab er prustend zu, »doch. Aber für die Schule war es ein bisschen zu laut, weißt du?«
    Der kleine Zauberer nickte artig. Wie schwer war es doch, es diesem Lehrer in allem Recht zu machen.
    Auf dem Nachhauseweg fragte Simsala auf einmal seinen Vater: »Weißt du, was eine Geige ist?«
    Herr Bim lächelte. »Gewiss doch, mein Sohn. Habt ihr darüber etwas in der Schule gelernt?«
    Aber Simsala antwortete nicht auf die Frage. Er versuchte zu erinnern, was Ruth ihm erklärt hatte: ein Kasten mit vier Saiten und einem Bogen zum Spielen.
    »Ist das eine Geige?«, fragte er plötzlich. »Wie spielt man die, dass sie singt und klingt?«
    In der einen Hand hielt der kleine Zauberer eine viereckige Holzschachtel, über die überkreuz vier Saiten gespannt waren. In der anderen Hand hielt er einen Flitzebogen. Der alte Zauberer betrachtete das Instrument mit großem Interesse.
    »Scheint mir eher eine sogenannte Simsaline zu sein«, meinte er ernst. »Man wirft sie hoch in die Luft und schießt ihr einen Pfeil nach. Wenn man den richtigen Ton trifft, darf man noch einmal schießen. Aber ein solches Instrument zu spielen, ist sehr schwer«, brummte er, »fast noch schwerer als Rechnen.«
    Simsala musterte die Schachtel und überlegte. Sollte er sie morgen Herrn Martin als Geschenk mitbringen? Der könnte sie vielleicht spielen. Herr Martin konnte außer Zaubern gewiss alles. Endlich aber warf Simsala sie über die linke Schulter; da war sie verschwunden. Man wusste bei diesem Lehrer nie, ob er sich freuen würde oder nicht.

Allein zur Schule
    Abra Kadabra Bim hatte Schnupfen und einen dicken Hals. Als er Simsala am Morgen weckte, hörte sich sein Singen ziemlich genau so an, als würde in der Nähe eine rostige Schleifmaschine gedreht.
    Der kleine Zauberer, der es genoss, wenn sein Vater sang, und sich dann gern noch einmal tiefer in die Kissen kuschelte, sprang erschrocken aus dem Bett. »Was ist kaputt?«, fragte er aufgeregt. »Mein Hals«, knarrzte sein Vater, »das tägliche Fliegen in der frischen Luft bekommt mir nicht mehr so gut.« Wenn es dem alten Zauberer schlecht ging, war Vorsicht geboten, das wusste Simsala. Er zog sich deshalb heute besonders schnell und ordentlich an, zauberte Zähne und Hals besonders gründlich sauber und dachte sogar ganz von allein auch an seine Füße (obwohl die es nun wirklich nicht nötig hatten; aber da sind Kinder und Eltern manchmal unterschiedlicher Meinung).
    Zum Frühstück
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher