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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon
Autoren: Elea Noir
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hell herein und ich fand einfach keinen tiefen Schlaf. Völlig gerädert erblickte ich kurz vor fünf den Sonnenaufgang und rappelte mich hoch. Jetzt war die beste Gelegenheit, um zu dem Wolf zu gehen – noch schliefen hier alle, noch hatte ich Zeit. Ganz leise schlich ich aus Kais Zimmer, ich wollte ihn auf gar keinen Fall wecken.
    Im Badezimmer steckte ich meine langen Haare hoch, damit sie beim Duschen nicht nass wurden. Es dauerte sonst Stunden, bis sie trockneten, und zum Föhnen war keine Zeit. Nachdem ich frisch geduscht und angezogen war, deckte ich den Frühstückstisch für meine Geschwister und machte ihnen Pausenbrote. Dann kochte ich heiße Schokolade und füllte sie in zwei Thermoskannen. Eine davon brachte ich mit einer Tasse zu Kai ans Bett, da war es bereits halb sechs. Kai drehte sich stöhnend zu mir.
    »Bleib liegen, es ist noch sehr früh. Ich möchte jetzt zu dem Wolf gehen und bringe dir nur eine heiße Schokolade, die kannst du später trinken – schlaf noch ein wenig! Sobald ich zurück bin, komme ich wieder zu dir – steh bitte nicht vorher auf!«, sagte ich leise, aber streng, denn ich wollte nicht, dass er in seinem Zustand irgendwelche Arbeiten begann. Anschließend eilte ich nochmals in die Küche, um einen Zettel zu hinterlassen.
    » Bin in den Wald, um Holz für die Reparatur des Zauns zu sammeln. Nino und Mia, frühstückt alleine und geht rechtzeitig zum Schulbus. Lasst Kai bitte schlafen! Ich wecke ihn, sobald ich zurück bin. Wir sehen uns heute Abend! Ich hab euch lieb, Kira. «
    Ja, das musste genügen. Ich legte den Zettel auf den Korb mit den frisch aufgebackenen Brötchen, nahm meinen Rucksack, steckte das Hundefutter und den Beutel mit dem Antibiotikum von Raphael hinein, und dann konnte mich nichts mehr aufhalten. Ich rannte wie schon gestern in den Wald und joggte durch die frische Morgenluft.
    Das Laub raschelte unter meinen Füßen und ich hörte dünne Äste knacken, als ich über den feuchten Waldboden sprintete. Der Geruch von Moos und Pilzen erfüllte meine Nase. Ich mochte diesen Duft des Waldes und atmete beim Laufen tief ein, kostete jede Minute aus, die ich übers Unterholz sprang, über Wurzeln kletterte oder auf dem engen Pfad die letzten paar Meter in Angriff nahm. Erst, als die Hütte in sichtbare Nähe rückte, wurde ich langsamer, blieb gar stehen und hörte mir die Geräusche der Umgebung an. Es knatterte, pochte und zwitscherte überall um mich herum. Es waren imposante Klänge, die ich bisher nie so intensiv wahrgenommen hatte. Nicht weit von mir war ein Specht am Werk, der unaufhörlich in den Stamm eines Baumes meißelte – seine dumpfen Schläge hallten beständig durch den Wald, wie auch das Singen der Rotkehlchen und der Tannenmeisen. Neben mir raschelte es … Ich erschrak und bemerkte die Eichhörnchen, die sich bei Kais Hütte eingenistet hatten. Sie hüpften von Ast zu Ast und von Baum zu Baum; ein wunderschöner Anblick, es hätte nicht friedvoller sein können. Ich verstand nun, weshalb Kai diesen Ort so sehr liebte. Er war ein kleines Paradies im Gegensatz zu der Hölle daheim.

Mein Prinz

    Nach einer Weile ging ich weiter zum Eingang der Hütte. Bevor ich die Klinke drückte, atmete ich noch mal kräftig durch und hoffte das Beste. Wieder war mir mulmig zumute und wieder beschlich ein Gefühl der Unsicherheit meine Eingeweide, denn immerhin wartete auf der anderen Seite ein Wolf auf mich. Nach einem letzten tiefen Atemzug öffnete ich zaghaft die knarzende Tür. Der graue Wolf hatte sich erhoben und stand mir gegenüber in der Ecke. Als er mein zögerndes Verhalten bemerkte, legte er sich sofort nieder und jaulte leise auf. Ich musste schmunzeln, wagte mich hinein und schloss die Tür. »Guten Morgen! Da bin ich … endlich. Eigentlich wollte ich dich ja gestern Abend besuchen, aber leider ist nichts daraus geworden, verzeih! Wie geht es dir?«, fragte ich ihn, als sei es ganz selbstverständlich, mit einem Tier zu reden. Er schien mir antworten zu wollen, denn er gab ein johlendes Geräusch von sich.
    »Wie es aussieht, fühlst du dich besser, das freut mich. Trotzdem will ich mir deine Wunden anschauen. Komm bitte her!« Er folgte meiner Aufforderung aufs Wort, humpelte zu mir und legte sich zu meinen Füßen auf die Decken. Neugierig löste ich den Verband. Die Blutung hatte nachgelassen, der Einschuss war heute deutlich erkennbar und leicht angeschwollen, aber die Austrittswunde sah besser aus als gestern. Dennoch säuberte ich beide
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