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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition)
Autoren: Monika Jaedig
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nicht. Sie war aber noch nicht fertig mit Fionn: „Morten hat sogar zwei Leute beeinflusst, damit er den Platz neben mir haben konnte. Ich finde das absolut respektlos. So etwas akzeptiere ich nicht!“ Fionns Lächeln wurde noch eine Spur milder. „Meine liebe Rúna. Ich halte es für unangebracht, Morten mangelnden Respekt vorzuwerfen. In seiner Funktion als Arzt hat er womöglich mehr Menschenleben gerettet, als er jemals ausgelöscht hat. Was mich angeht, so gehöre ich nicht zu den menschenverachtenden Vertretern unserer Art. Ich habe mir selbst strenge Regeln auferlegt für den Umgang mit Sterblichen. Ich schlage vor, dass du dich um Respekt bemühst.“

    Rúna blieb für einen Moment der Mund offen stehen. Fionn war einfach nicht beizukommen, er war so was von arrogant! „Versteht ihr denn nicht? Es ist unheimlich schwer für mich, auf Schritt und Tritt begleitet zu werden. Ich bin so was nicht gewohnt. Nach dem Abi war ich ein Jahr in Deutschland – allein! Damals hat auch nicht ständig jemand auf mich aufgepasst.“ – „Was für ein Glück, dass dir nichts zugestossen ist, meine Liebe. Vergiss bitte nicht, dass du damit einverstanden warst, dass wir dich beschützen, bis Stellan gefasst ist. Wie du dich bestimmt erinnern kannst, ist er der Gefährte meines Geschöpfs Elizabeth. Er könnte durchaus persönliche Motive haben, mir und meiner Familie zu schaden. Die Welt der Unsterblichen ist kein Abenteuerspielplatz für Sterbliche. Auch wenn die meisten Vertreter unserer Art sich gesittet benehmen, muss dir das bewusst sein. Es bleibt dabei, wir beschützen dich weiterhin. Und du wirst mir die Entscheidung überlassen, wie dieser Schutz auszusehen hat.“ Rúna wollte etwas erwidern, aber er brachte sie mit einem scharfen Blick zum Schweigen. „Unser Gespräch ist beendet. Ich möchte ganz gerne unter die Dusche. Wenn du mich bitte entschuldigst.“ Fionn hinterliess einen feuchtkalten Lufthauch und kurz darauf hörte man die Dusche rauschen. Heiðar versuchte sie zu besänftigen: „Fionn nimmt diese Sache sehr ernst. Er fühlt sich verantwortlich für uns und möchte auf keinen Fall, dass dir etwas zustösst, das will keiner von uns. Ich könnte es nicht ertragen. Bitte versuch es mir zuliebe zu akzeptieren. Es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis Stellan gefasst ist.“ Sie war seinem flehenden Blick ausgeliefert und lenkte deshalb ein. „In Ordnung. Dir zuliebe.“

Rotkäppchen

    Reykjavík, 7. Janauar 2011

    Rúnas Zimmer in der Wohnung an der Skúlagata war praktisch leer. Da stand noch ihr Spiegel, daneben zwei randvolle Bücherkisten. Morten schnappte sich den Spiegel, Fionn die Kisten und beides wurde mit lockeren Schritten vors Haus getragen, wo ein Lieferwagen parkte. Morten wickelte eine Wolldecke um den Spiegel, bevor er ihn zu den übrigen Sachen packte, Fionn schob die Bücherkisten auf die Ladefläche. “Sehr schön. Wir bringen erst Rúnas Möbel zum Haus und bauen alles auf. Danach holen wir Heiðars Sachen.” Morten fügte sich seinem Vorschlag, schlug die Klappe des Lieferwagens zu und verriegelte sie sorgfältig. Fionn sass schon am Steuer und liess den Motor an. Morten hüpfte in letzer Sekunde auf den Beifahrersitz, bevor sie losbrausten.

    Rúna und Heiðar putzten derweil das leere Zimmer auf Hochglanz. Rúna saugte Staub, während Heiðar flugs das Fenster zum Strahlen brachte. Allerdings musste er ein normales Tempo einhalten, für den Fall, dass ihn jemand beobachtete. Als es darum ging, die weiss gestrichene Tür sauber zu kriegen, hielt er sich nicht länger zurück. “Mir wird gleich schwindlig, wenn du dich immer so schnell bewegst“, lachte Rúna. Der putzende Derwisch hielt grinsend inne. “Findest du es nicht toll, einen Mann zu haben, der im Haushalt hilft und dabei erst noch schnell und gründlich ist?” – “Natürlich ist das angenehm. Vor allem, wenn man bedenkt, dass du bisher nicht gerade durch deine Hausmannqualitäten aufgefallen bist.” Sie wurde hochgehoben und zärtlich geküsst. “Für dich tue ich alles, das weisst du doch.” – “Alles? Heisst das, du würdest Snorri und Palli dabei helfen, Pallis Möbel hier rauf zu schaffen? Die beiden könnten ganz bestimmt ein paar kräftige Hände gebrauchen.” – “Was ist mit dir? Wartest du so lange?” – “Wozu? Ich putze noch rasch den Boden, und dann fahr ich zur Villa, um schon mal ein paar Kisten auszupacken.” - “Das würde bedeuten, dass du ganz allein rüber fährst.” - “Na
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