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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition)
Autoren: Monika Jaedig
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zu können. Er hob langsam den linken Arm und strich über die warme Wange, suchte dann zärtlich ihren Mund. „Würdest du dein T-Shirt ausziehen? Ich möchte deine Haut an meiner spüren“, bat er flüsternd. „Was ist mit deiner Schulter? Du hast doch noch Schmerzen.“ – „Bitte, Rúna. Wir müssen nicht miteinander schlafen... Lass mich dir einfach ein bisschen nahekommen.“

    Es schien ein dringendes Bedürfnis zu sein, ihre Nähe zu fühlen. Rúna streifte etwas ungelenk das grosse blaue T-Shirt ab. Er schluckte heftig, als er den roten Schatten an ihrer linken Brust bemerkte. „Schhhh.“ Sie drückte die Finger auf seine Lippen, also zog er sie an sich und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Sie streichelte sachte seinen Oberarm, während sie dem langsamen Herzschlag lauschte. Ein Zittern ging durch seinen Körper, dann brach ein verzweifelter Schluchzer aus seinem Brustkorb hervor. Er klammerte sich an sie und weinte haltlos. Rúna hob den Kopf und küsste ein paar Tränen weg. „Hey, alles in Ordnung, wir sind in Sicherheit. George kann uns nie wieder etwas antun. Ich bin bei dir, Heiðar, und ich geh nicht weg.“

    Er hatte sich bald wieder in der Gewalt. „Ich hab geglaubt, es ist alles vorbei, als ich erkannte, dass ich nicht stark genug bin, um dich zu retten. Die Vorstellung, dass er dich tötet...“ Sie verschloss wieder seinen Mund, diesmal mit einem tröstenden Kuss. „Du darfst nicht daran denken, es ist nicht geschehen. Wir müssen versuchen, es zu vergessen.“ – „Das kann ich nicht, Rúna. Ich kann das nicht einfach abhaken und weitermachen wie bisher. Es tut mir so leid, dass ich dich in diese Welt hineingezogen habe, es ist viel zu gefährlich für dich. Ich hätte mich niemals mit dir einlassen dürfen...“ – „Hör auf, so etwas darfst du nicht einmal denken. Ich liebe dich, Heiðar.“ Sie suchte in der Dunkelheit seinen Blick, spürte ganz deutlich den tiefen Schmerz. „Wir stehen das gemeinsam durch, hörst du. Sobald dieser Stellan gefasst ist, können wir unser Leben weiterführen. Wir lassen uns davon nicht unterkriegen. Hier in Island haben die Unsterblichen keine Macht über uns.“ Er liess sich von ihrer Entschlossenheit trösten und versuchte die überzeugten Worte zu glauben. Für den Moment war es am einfachsten, sich an ihrem zarten Körper zu wärmen und sich von ihren weichen Lippen in eine heile Welt entführen zu lassen.

    Am nächsten Morgen geriet Rúnas Überzeugung, was die Macht der Unsterblichen anging, gehörig ins Wanken. „Wie mach ich das bloss mit dem Reiten? Hnota fürchtet sich bestimmt vor Fionn und Morten. Glaubst du, dass Fionn einverstanden ist, wenn du mich zum Stall begleitest?“ Heiðar kam nicht dazu, ihr zu antworten. Ein blonder Blitz huschte in die Küche, wo sie dabei waren, den Frühstückstisch abzuräumen. „Genau darüber wollte ich mich mit dir unterhalten, meine Liebe. Wie gut, dass du selbst darauf zu sprechen kommst.“ – „Du willst mir klarmachen, dass ich nicht zum Stalldorf fahren kann, solange Stellan nicht gefasst ist“, stellte sie ernüchtert fest. „Wie du bereits selbst erkannt hast, können Morten und ich nicht in die Nähe eines Pferdes gehen, ohne es in Panik zu versetzen. Und ich erlaube nicht, dass Heiðar sich allein um deinen Schutz kümmert. Es wäre ein Leichtes für Stellan, euch mitten in der Heide anzugreifen. Du wirst wohl oder übel auf dein Hobby verzichten müssen.“ Sie zog einen ärgerlichen Flunsch: „Ich glaube nicht, dass Stellan einfach so nach Island einreisen kann. Der Unsterbliche, der ihn verfolgt, würde das doch bestimmt rechtzeitig durchschauen.“ – „Selbstverständlich überwacht die Gesellschaft die Passagierlisten aller Flüge nach Island. Die verschiedenen Identitäten von Stellan sind uns ebenfalls bekannt. Doch er ist sehr geschickt darin, seinen Verfolger immer wieder in die Irre zu führen. Zuletzt hielt er sich in Dänemark auf. Er könnte unbemerkt an Bord eines Schiffes schleichen, oder er schwimmt ganz einfach über den Atlantik. Das wäre überhaupt kein Problem. Einen flüchtenden Unsterblichen zu fassen ist gar nicht so einfach, deshalb ist äusserste Vorsicht geboten.“ – „Mist! Ich hab mich so darauf gefreut, die letzten Urlaubstage im Stall zu verbringen. Was ist mit Ausritten in der Gruppe? Stellan wird es wohl kaum wagen, mich vor Zeugen anzugreifen.“ – „Es gibt keine Ausnahmen, Rúna. Das ist mein letztes Wort.“ Heiðar rieb sich
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