Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition)
Autoren: Monika Jaedig
Vom Netzwerk:
gähnte Rúna angestrengt. „Morgen hab ich Frühschicht. Ich geh besser nach Hause und leg mich aufs Ohr. Fährst du mich?“ Björk wunderte sich über die plötzliche Müdigkeit. Rúna war doch gerade noch total aufgedreht gewesen, hatte albern gekichert und in einem Fort gequatscht? „Dieser Typ aus dem Kino ist echt schräg. Hast du seinen schmierigen Blick gesehen? Einfach ätzend“, lästerte Rúna vorbeugend, um ihre Freundin unbedingt davon abzuhalten, sich mit ihm einzulassen. „Alles klar, Rúna, ich hab’s begriffen. Lass uns gehen.“ Björk erhob sich genervt vom Stuhl und klapperte mit dem Wagenschlüssel.

    Wenig später hielt der rote Mini an der Njálsgata. „Ciao“, blaffte Björk kurz angebunden, weil Rúna den Abend so abrupt beendete. „Ich ruf dich an. Danke fürs Fahren. Ciao Björk.“ Rúna plagte das schlechte Gewissen, aber schliesslich meinte sie es bloss gut mit ihrer Freundin. Björk hätte den süssen Typen nur zu gerne kennengelernt. Sie überlegte, nochmals zurück ins Sólon zu fahren, vielleicht war er ja noch dort.

    War er natürlich nicht. Der süsse Typ betrat zwei Minuten später die Wohnung und wurde gleich mit Pauken und Trompeten empfangen. „Was fällt dir ein, dich an Björk ranzumachen? Spinnst du? Sie ist meine Freundin, du wirst dich ihr nicht nähern!“ Morten liess ihr Geschimpfe gelassen über sich ergehen, blickte sie nun aber etwas verwirrt an. „Sollte das eben eine Anspruchserklärung sein?“ Ihr wurde bewusst, was sie gerade gesagt hatte, und sie musste sich ziemlich beherrschen, um nicht laut herauszulachen. Um Haltung bemüht, versuchte sie ernsthaft zu klingen: „Björk bedeutet mir sehr viel. Ich wünsche ihr, dass sie ein normales Leben führen kann, ohne dieses unsterbliche Theater. Es ist nicht gegen dich persönlich gerichtet. Ich mag dich, das weisst du. Aber es hat mich geärgert, dass du uns so auf die Pelle gerückt bist. Ich dachte, Björk und ich hätten einen gemütlichen Frauenabend, und wollte mir zumindest einbilden, dass wir unter uns sind.“ Morten nickte nachdenklich. „Fionn hat darauf bestanden, dass ich so dicht bei euch bleibe. Ich schlage vor, du klärst das mit ihm. Du sprichst von Theater. Haderst du so damit, dass dein Gefährte ein Halbwesen ist? Ich habe den Eindruck, dass du dir deiner Sache nicht sicher bist.“ Rúna realisierte, dass sie sich durch ihre unbedachten Worte selbst in eine unangenehme Lage gebracht hatte. Womöglich erzählte Morten Heiðar davon. Dann zweifelte er wieder an ihrer Liebe.

    „Versteh mich bitte nicht falsch. Ich möchte Heiðar auf keinen Fall verlieren. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schrecklich es war, als ich glaubte, dass er mir genommen wird. So etwas wäre vermutlich nie passiert, wenn er ein Mensch wäre. Es ist manchmal schwierig für mich, mit seiner unsterblichen Seite umzugehen, so wie es auch für ihn nicht immer einfach ist. Ich liebe ihn. Nicht weil er ein Halbwesen ist, sondern obwohl er eines ist.“ Morten hatte aufmerksam zugehört. Darum ging es letztendlich. Geliebt und akzeptiert zu werden, obwohl man ein Monster war. Er fragte sich, ob er das auch haben konnte. Eine menschliche Gefährtin, die ihn trotzdem liebte.

    Als Fionn und Heiðar eine Viertelstunde später von ihrem Landausflug zurückkehrten, kriegte Fionn auch gleich sein Fett weg. Rúna liess ihm noch nicht mal Gelegenheit, die durchnässten und schmutzigen Sachen auszuziehen. „Fionn! Ich habe ein Hühnchen mit dir zu rupfen.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und blitzte ihn wütend an. Er blieb völlig gelassen und lächelte milde. „Hör mal, so geht das einfach nicht! Du hast Morten gezwungen uns auf die Pelle zu rücken. Björk und ich hatten einen Frauenabend! Frauenabend – verstehst du?“ – „Ich hielt es für die beste Lösung, wenn er sich direkt neben dich setzt. Auf diese Weise warst du optimal beschützt, und für ihn war es bestimmt angenehmer im Kinosaal zu sitzen, statt sich irgendwo zu verbergen. Immerhin hat er freiwillig seine Hilfe angeboten.“

    Heiðar schien sehr besorgt. „Es tut mir leid, Rúna. Ich hätte dich heute Abend beschützen sollen. Fühlst du dich unwohl in Mortens Gesellschaft?“ – „Nein, das ist es nicht. Ich habe nichts gegen Morten, und ich fürchte mich auch nicht vor ihm.“ Sie warf ein schwaches Lächeln in Mortens Richtung. „Ich wollte mit Björk allein sein.“

    Morten verzog keine Miene, ihm war egal, ob Rúna ihn mochte oder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher