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Silberne Sterne über Montana

Silberne Sterne über Montana

Titel: Silberne Sterne über Montana
Autoren: Melinda Cross
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denk dran, wenn du den Bullen findest, dass er dich vielleicht nicht erkennt, Dreh ihm nicht den Rücken zu!"
    Tana nahm Hazels Hand und drückte sie an die Wange. "Ich werde dort sicherer sein, als ich es jemals in Chicago war, Hazel. Und Pillar wird sich an mich erinnern. Tiere vergessen nichts."

2. KAPITEL
    Hazel beobachtete Tana, die den ersten Hang zu den "Big Snowies" hinauf ritt. Ein Hauch von Purpur überzog den Himmel, und über den fernen Gipfeln zeichnete sich undeutlich eine schmutzig-weiße Wolkenbank ab.
    Doch die seltsame Färbung des Himmels beeindruckte Tana ebenso wenig wie der scharfe Wind, der in die offenen Rockschöße ihrer Schaffelljacke blies. Sie nahm nur die klare, frische Luft wahr, die nach Schnee roch, und die von Menschenhand unberührte Landschaft. Sollte sie, Tana, all das die ganzen Jahre übersehen haben?
    Sie ließ die Zügel hängen und überließ es ihrem großen, zuverlässigen Pferd Clancey, dessen Fell dieselbe Farbe wie Tanas Haar hatte, den Weg zu finden, denn sie wusste, das Tier würde sie unfehlbar zur Hütte bringen. Während sie sich dem Trott des Pferdes unwillkürlich anpasste, dachte Tana zum ersten Mal seit dem Tod ihres Vaters an nichts, so sehr nahm die Natur sie gefangen.
    Da gab es verfärbte Überbleibsel der robusten Goldruten und verblasstes Büschelgras neben dem Pfad und eine endlose Weite, die sonderbar anheimelnd war.
    Everett Mitchell war letzte Woche gestorben, und trotzdem ging das Leben weiter. Die Welt sah noch genauso aus, die Berge hatten gesiegt. Es ist ungerecht und wiederum auch gerecht, dachte Tana traurig.
    Allmählich wurde der gewundene Pfad steiler, und Clancey kam nur noch langsam voran. Die Ranch unterhalb von ihnen wurde immer kleiner und verschwand dann schließlich ganz.
    Immer wieder mündete der Weg unvermittelt in brettebene weite Flächen. Tausende von Rindern konnten während des Sommers auf diesen unzähligen fruchtbaren Weiden sein, und der Gedanke daran, dass sie in dieser endlosen Wildnis einen Bullen und ein paar Rinder aufspüren wollte, brachte Tana angesichts der Aussichtslosigkeit auf. Vor Jahren hatte sie jeden Trick und jedes Lieblingsversteck des Bullen gekannt, den sie wie ein Haustier behandelt hatte. Wahrscheinlich hatte Hazel Recht. Vielleicht war sie wirklich verrückt zu glauben, dass er seine Gewohnheiten in der Zwischenzeit nicht verändert hatte.
    Vielleicht würde sie ihn niemals finden und wenn doch, würde er sie möglicherweise mit gesenktem Kopf angreifen.
    Während sie weiter an Höhe gewann, wurde es beständig kälter. Der Wind, der zunehmend aufgefrischt hatte, wurde immer beißender und roch nach Schnee. Und Tana, die es eher gewohnt war, sich auf einem Tennisplatz zu bewegen, anstatt die Füße in verflixt engen Steigbügeln zu halten, schmerzten die Beine. Sie seufzte erleichtert auf, als nach einer scharfen Kurve wenige Meter vor ihr die erste Hütte auftauchte.
    Es war ein kleiner, verwitterter Holzbau, der direkt auf dem Bergkamm lag. Clancey wieherte, als sie ihn erblickte.
    Wahrscheinlich erinnerte sie sich daran, dass es hier Futter und eine Erholungspause geben würde.
    "Bist du müde, Clancey?" fragte Tana leise und klopfte ihr liebevoll den Hals. "Ich auch." Doch als sie schwerfällig absaß, schauderte sie leicht bei dem Gedanken an die primitive Feuerstelle und die steinharten Pritschen in dem alten Haus, das weit weg von ihrem gemütlichen, der Seeseite zugewandten Apartment in Chicago und weit weg von den gut geheizten Klassenräumen lag, in denen gut gekleidete Collegeschüler vor sich hin dösten, während ihnen Tana Geschichtsunterricht gab.
    Und plötzlich fragte sie sich, was sie hier eigentlich suchte.
    Während Tana schlief, legte sich der Wind, und Spätvormittags begann es zu schneien.
    Ich bin verweichlicht, sagte sich Tana, als sie Clancey sattelte. Das Stadtleben hat mich verweichlicht, denn sie spürte plötzlich Muskeln, von deren Existenz sie bisher nichts gewusst hatte.
    Während der Nacht war das Feuer ärgerlicherweise ausgegangen, und es dauerte beinahe eine halbe Stunde, bis Tana es wieder entfacht hatte. Ihr war kalt, und ihre Muskeln waren verspannt, und sie fühlte sich ausgesprochen elend. Sie überlegte gerade, weshalb sie sich eigentlich in Lebensgefahr brachte, um etwas zu retten, was ihr eigentlich zuwider war, da wieherte Clancey.
    Tana zuckte zusammen, empfand aber im nächsten Augenblick Erleichterung, als sie Mac, das Lieblingspferd ihres Vaters, auf
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