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Silberne Sterne über Montana

Silberne Sterne über Montana

Titel: Silberne Sterne über Montana
Autoren: Melinda Cross
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beurteilst Zach zu hart, Hazel. Er ist ein guter Vorarbeiter."
    "Ich weiß." Die alte Frau versuchte nicht, ihre Abneigung zu verbergen. Sie und Zach mochten einander nicht. Beide wussten allerdings nicht, weshalb das so war.
    "Als Dad krank war, sorgte Zach dafür, dass alles auf der Ranch weiterlief, und er tat es auch dann noch, als alle anderen gegangen waren. Wir verdanken ihm viel."
    "Auch das weiß ich", erwiderte Hazel murrend.
    In diesem Augenblick drang von draußen das
    Motorengeräusch eines Lastwagens herein - wie zum Zeichen, dass das Leben dort weiterging. Tana lächelte wehmütig, denn sie musste plötzlich daran denken, dass Zach einen Lastwagen fuhr, wie er sonst ein Pferd ritt: schnell, rücksichtslos und furchtlos.
    "Du empfindest noch immer etwas für ihn?" Hazels Tonfall drückte aus, dass sie das missbilligte, was sie in Tanas Augen las. "Genauso wie damals - als du ein junges Mädchen warst."
    "Sei nicht albern, Hazel", erwiderte Tana schnell. Zu schnell.
    "Ich bin schließlich erwachsen. Nur jetzt, da ich ihn dringend brauche, möchte ich ihn nicht gehen lassen."
    "Hm. Wozu brauchst du ihn denn?"
    Tana atmete tief ein. "Ich habe mich entschlossen, Hazel", sagte sie ruhig, "die Rinder zu suchen und herunterzutreiben."
    Hazel warf Tana einen erstaunten Blick zu, dann trat sie auf sie zu und hob deren Kinn an. "Sei keine Närrin, Kind. Was ist denn in dich plötzlich gefahren?"
    Tana lächelte schwach und ging wieder zum Fenster. "Es geht mir nicht in erster Linie um ein paar Rinder, sondern um Pillar. Mit Hilfe seiner Kälber könnte ich die Ranch schuldenfrei machen. Das weißt du ganz genau.
    Sie haben keine Wahl. Ich habe heute Morgen mit Richter Clark telefoniert. Sie können das Präklusionsverfahren nicht eröffnen, bevor sie uns nicht die Unterlagen unterbreitet haben.
    Wenn aber erst einmal der Schneesturm eingesetzt hat, werden sie die Papiere nicht mehr herbekommen. Auf keinen Fall vorm Frühling. Bis dahin jedoch werden wir durch den Verkauf der Kälber genügend Geld besitzen, um unsere Schulden zu begleichen."
    "Wir haben aber keine Kälber."
    "Wir werden sie bekommen, Hazel", sagte Tana sanft.
    "Du kannst sie nicht holen, ich würde es nicht zulassen. Es ist zu gefährlich."
    Tana ging zum Schreibtisch zurück, setzte sich in den Sessel davor und trommelte mit den Fingern auf die Armlehnen. Ihr Entschluss, aufs Hochland zu reiten, verwirrte auch sie. "Ich muss es tun, Hazel. Wenn es eine Chance gibt, die Ranch zu retten, muss ich sie wahrnehmen, und frag mich nicht, warum.
    Ich weiß es selbst nicht." Sie sah auf und war erstaunt, Hazel lächeln zu sehen.
    "Ich muss dich gar nicht fragen", sagte diese sanft. "Du bist eine Mitchell - und wie dein Vater. Wie das schwarze Haar und die langen Beine der Mitchells ist es dir in die Wiege gelegt worden, dich zu wehren. Doch diesmal solltest du nicht kämpfen. Das Risiko, allein aufs Hochland zu reiten, ist zu groß."
    "Dad würde es getan haben", sagte Tana ruhig.
    "Dein Vater hat es getan. Und das hat ihn schließlich auch das Leben gekostet!"
    Es war schon ein Jahr her, dass Everett Mitchell allein zu den Sommerweiden geritten und von seinem Pferd abgeworfen worden war. Mit einem gebrochenen Bein hatte er lange das Bett hüten müssen. Als er dann vor einer Woche endlich aufstehen konnte, hatte er eine Embolie bekommen.
    Hazel lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Ihre Gesichtszüge spiegelten ihre widerstreitenden Gefühle wider. "Du machst es in jedem Fall, ganz gleich, was ich davon halte, stimmt's?"
    "Ich muss es tun, Hazel."
    Die alte Frau nickte resigniert. Sie hatte es geahnt und verstand sehr wohl, dass man manchmal etwas riskieren musste und dass es Dinge gab, die einen solchen Einsatz wert waren.
    Die Ranch zum Beispiel war es wert, obwohl Hazel sich insgeheim fragte, ob Tana sich dessen wirklich bewusst war.
    "Ich packe dir lieber jetzt die Satteltaschen und telefoniere dann", sagte sie schroff und stand so gewandt auf, wie man es ihr bei der Größe nicht zugetraut hätte. "Es ist zwar unwahrscheinlich, aber vielleicht finde ich doch noch jemanden, der gegen Kost und Logis für uns zu arbeiten bereit ist. Wenn ich Glück haben sollte, schicke ich ihn zur Hütte hinauf. Du musst die Nacht dort ohnehin verbringen und dich jetzt beeilen, Mädchen. Der Sturm wird nicht lange auf sich warten lassen."
    Sie sah plötzlich besorgt aus. "Reite bitte langsam und - hörst du, sei vorsichtig. Du bist lange nicht mehr weit geritten, und
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