Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
ganz geschlossen hatte.
    Gleich danach raste ich durch die Kurven der Ausfahrt.
    »Was haben Sie vor?«, fragte Vater Vincent.
    »Das war ein Auftragskiller des organisierten Verbrechens«, fauchte ich. »Die passen sicher an der Ausfahrt auf.«
    Mit quietschenden Reifen fuhren wir um die letzte Kurve und näherten uns der Ausfahrt des Parkhauses. Irgendjemand rief etwas Atemloses, und auf der anderen Straßenseite stiegen gerade zwei große, unfreundlich wirkende Männer aus einem Auto. Einer hatte eine Schrotflinte, der andere eine schwere Halbautomatik, vielleicht eine Desert Eagle. Den Ganoven mit der Schrotflinte erkannte ich nicht, aber der Dritte im Bunde war ein riesiger Mann mit rötlichem Haar und einem billigen Anzug – Cujo Hendricks, der wichtigste Vollstrecker des Verbrecherkönigs von Chicago, Gentleman Johnny Marcone.
    Ich musste den Käfer in der Ausfahrt des Parkhauses auf den Gehweg lenken, um die Schranke zu umfahren, wobei ich auch einige Formschnittbüsche erwischte. Dann holperten wir den Bordstein hinunter auf die Straße, ich zog das Lenkrad abrupt nach rechts und gab Vollgas.
    Im Rückspiegel konnte ich den ersten Killer beobachten, der inzwischen vor dem Notausgang stand und die Pistole mit dem Schalldämpfer auf uns richtete. Er feuerte noch einige Schüsse ab, von denen ich jedoch nur die letzten hörte. Von dort aus hatte er keine gute Schussposition, dennoch landete er einen Glückstreffer und zerstörte meine Heckscheibe. Ich schluckte erschrocken und bog an der nächsten Ecke trotz roter Ampel ab, wobei ich fast mit einem Umzugswagen zusammengestoßen wäre. Eilig fuhr ich weiter.
    Zwei Blocks entfernt beruhigte sich mein Herzschlag so weit, dass ich nachdenken konnte. Ich hielt mich jetzt mehr oder weniger an die Geschwindigkeitsbegrenzung und dankte meinem Glücksstern, dass der Dämpfungsspruch schon im Studio und nicht erst im Auto die Wirkung verloren hatte. Schließlich kurbelte ich die Scheibe herunter und streckte den Kopf hinaus, um zu erkunden, ob Hendricks und seine Kumpane uns folgten. Als ich niemanden entdeckte, beschloss ich, das Beste zu hoffen.
    Ich zog den Kopf wieder ein und stellte fest, dass die Schrotflinte direkt auf mein Kinn zielte. Vater Vincent war kreidebleich im Gesicht und fluchte leise auf Italienisch. »He!«, sagte ich und schob den Gewehrlauf fort. »Seien Sie mit dem Ding vorsichtig. Sie wollen mich doch nicht umbringen, oder?« Dann legte ich den Sicherungshebel um. »Verstauen Sie die Waffe im Fußraum. Wenn uns ein Polizist damit sieht, sind wir dran.«
    Vater Vincent schluckte schwer und versuchte, das Gewehr hinter dem Armaturenbrett verschwinden zu lassen. »Ist die Waffe denn illegal?«
    »Illegal ist so ein starkes Wort«, antwortete ich abwesend. »Oh Mann«, keuchte Vater Vincent. »Diese Leute – die wollten Sie umbringen.«
    »Dazu sind Auftragskiller der Mafia gewöhnlich da«, stimmte ich zu.
    »Woher wissen Sie denn, wer die waren?«
    »Der erste hatte eine Waffe mit Schalldämpfer. Es war ein guter Schalldämpfer aus Metall und Glas, kein billiges Plastikzeug.« Wieder sah ich mich aufmerksam um. »Er benutzte eine kleinkalibrige Waffe und versuchte, sehr nahe heranzukommen, ehe er schoss.«
    »Warum ist das so wichtig?«
    Hinter uns war alles in Ordnung. Meine Hände zitterten, ich fühlte mich etwas schwach. »Es bedeutet, dass er leichte Munition benutzt hat, die nicht die Schallgrenze überschreitet. Wenn dies geschieht, verliert ein Schalldämpfer seinen Sinn. Als er merkte, dass ich bewaffnet war, rannte er sofort weg. Dabei deckte er sich selbst, und er wollte offensichtlich Hilfe holen. Er ist ein Profi.«
    »Oh mein Gott«, stöhnte Vater Vincent.
    »Außerdem habe ich einen der Männer erkannt, die am Ausgang gewartet haben.«
    »Am Ausgang war noch jemand?«, fragte Vater Vincent. »Und ob. Ein paar von Marcones Vollstreckern.« Seufzend betrachtete ich die zerstörte Heckscheibe. »Verdammt. Wohin sollen wir jetzt fahren?«
    Immer noch schockiert, beschrieb Vater Vincent mir den Weg, und ich konzentrierte mich auf die Straße, verdrängte das Flattern im Bauch und unterdrückte das Zittern meiner Hände. Ich komme meist nicht gut damit klar, wenn man auf mich schießt.
    Hendricks. Warum zum Teufel ließ Marcone seine Killer auf mich los? Marcone war der König der Unterwelt, aber normalerweise ging er nicht so brutal vor. Seiner Ansicht nach war das schlecht fürs Geschäft, außerdem war ich der Ansicht gewesen, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher