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Silberhuf

Silberhuf

Titel: Silberhuf
Autoren: Alan Winnington
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organisieren?“
    „Was redest du da, nach der Propaganda, die man für unsereForschungsreise und um die Schneemenschen gemacht hat? Die halbe Welt würde uns nachschnüffeln, um herauszukriegen, was wir gefunden haben.“ Er schwieg eine Weile. „Aber vielleicht bleibt uns nichts anderes übrig. Doch nicht jetzt. Ich möchte bloß wissen . . .“
    Er stand lange da, auf einem Fleck, das Kinn in die Handfläche gestützt, und zog nachdenklich an seiner leeren Pfeife, schwang sich auf den Rumpf des Pferdes, studierte das Innere von allen Seiten und kletterte wieder herunter.
    An der Art, wie er seine Augen zusammenkniff und vor sich hin nickte, während er sich die Pfeife stopfte, erkannte ich, daß in seinem Kopf irgendeine großartige Idee brodelte. Auf einmal, ohne etwas zu sagen, gab er sich einen Ruck und marschierte auf den Jeep zu. Ich folgte im Laufschritt, um ja nichts zu versäumen.
    Er öffnete die Haube und guckte in jeden Winkel. Danach rieb er sich die Hände und zündete die Pfeife wieder an. Er gestikulierte mit den Händen in der Luft — er schien etwas auszumessen —, spähte erneut unter die Haube, setzte sich schließlich auf den Fahrersitz und brütete.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten. Endlich! Er kletterte aus dem Jeep heraus, guckte noch mal unter die Haube, puffte mir gegen den Rücken und sagte: „Wir werden es versuchen, Jack. Wir werden es versuchen. Der Jeep ist hin — kaputt —, aber da drin ist ein tadelloser Starter, Batterien im Überfluß, ganz zu schweigen von dem Batterieladegerät. Weißt du, Jack, ich sage dir, es wird nicht einfach sein, vielleicht sogar unmöglich — aber wenn es uns gelänge, den Motor anstelle dieses altertümlichen Uhrwerks in das Pferd einzubauen, vielleicht brächten wir es zuwege, daß das Pferd zurücklaufen kann und etwas von unserer Ausrüstung trägt.“
    „Das ist eine Idee, einfach toll“, rief ich aus. „Phantastisch!“
    Ich tanzte um den Jeep herum und warf mich in Vaters Arme, um mich zu beruhigen. Doch plötzlich durchfuhr mich ein Gedanke. „Aber dann kann es doch jeder sehen, und ich dachte, das wolltest du gerade vermeiden?“
    „Kommt drauf an“, antwortete Vater grinsend. „Nach meinem Plan würden wir eine drahtlose Nachricht an Jim Grump“ (das war sein Freund, der Reuterkorrespondent in New Delhi) „funken, und wenn du und ich mit dem Pferd durch die Berge nach unten marschieren, werden wir dort umringt werden von Blitzgeräten, Fotolinsen, surrenden Fernsehkameras und Mikrophonen, die man uns unter die Nase schiebt. Ich sage dir, Jack, es wäre der Knüller des Jahrhunderts, die Sensation füralle Zeitungen — ganz unabhängig davon, wieviel das Pferd selbst wert sein mag.“

    „Waaaas“, fragte ich enttäuscht, „du würdest es doch nicht etwa verkaufen?“
    „Kommt auch drauf an, Jack. Aber noch sind wir nicht da. Wir wollen uns lieber an die Arbeit machen, als ungelegte Eier zählen.“
    Wenn Vater erst mal etwas anfängt, ist er nicht mehr zu halten. Im Handumdrehen kam die Werkzeugkiste zum Vorschein. Dann war er unter dem Jeep verschwunden und baute den Anlasser aus.

Viertes Kapitel
    Mein Vater sagte, ich dürfte ihm helfen. Ich glaube, er meinte es sogar ehrlich damit. Aber worauf es hinauslief, war, Dinge vom Jeep zu holen, etwas zu halten, herumzustehen oder herumzuhocken, während er bis zu den Ellenbogen im Leib des Pferdes steckte!
    Ich durfte ihn fluchen hören, wenn er sich auf die Finger schlug oder wenn sonst irgend etwas schiefging.
    Manchmal warf er die Werkzeuge weg, zündete sich seine Pfeife an und sagte, er glaube, es sei unmöglich. Zum Beispiel hätten die Kunsthandwerker das Pferd rund um den Uhrwerkmotor zusammengebaut, statt den Motor in das Pferd einzupassen, erklärte er mir. Daher hätte er eine Menge Extra-Scherereien. Er mußte das Fahrgestell des Anhängers auseinandernehmen und Träger einbauen, um den altertümlichen Mechanismus herauszuholen und verankern zu können. Und mir halste man natürlich die langweiligsten Aufträge auf, wie zum Beispiel L-Profile zu schneiden und zu bohren.
    Eines Tages gingen wir auf die Jagd, um unsere Reserven zu schonen, wie mein Vater es ausdrückte. Aber ich glaube eher, weil er mit seiner Arbeit an einem toten Punkt angelangt war. Wir schossen eine Gazelle, häuteten sie und hängten sie in den Schatten. Danach übernahm ich die Kocherei. Das machte das Leben wenigstens etwas interessanter, obwohl ich nicht allzu gut kochen
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