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Silberglocken

Silberglocken

Titel: Silberglocken
Autoren: Debbie Macomber
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nach irgendeinem Vorwand gesucht, um uns zusammenzubringen.”
    “Anfangs hast du dich überhaupt nicht für ihn interessiert, wenn ich mich richtig erinnere.”
    Charlotte lachte. “Das ist sehr freundlich ausgedrückt. Ich fand wirklich nichts an ihm. Aber Jason war sehr geduldig, und steter Tropfen höhlt den Stein, wie es so schön heißt. Irgendwann hatte er gewonnen.”
    Da war bestimmt noch mehr gewesen. Carrie hatte von Anfang an den Verdacht gehabt, dass die erste Zeit zwischen Jason und ihrer Mutter ziemlich stürmisch verlaufen war.
    Charlotte fing wieder an zu rühren. Ihr Lächeln war breiter geworden. “Jasons Ausdauer war ich einfach nicht gewachsen. Außerdem konnte er unglaublich gut küssen”, fügte sie hinzu. “Wenn je ein Mann ein Talent zum Küssen hatte, dann dein Stiefvater.” Sie lachte und wurde ein wenig rot.
    “Philip auch”, sagte Carrie mit einem Seufzer. Es berührt sie ein wenig seltsam, dass sie mit ihrer Mutter eine solche Erfahrung teilte.
    Charlotte sagte lange nichts, als müsse sie erst darüber nachdenken. “Daraus schließe ich, dass du Mackenzies Vater sehr häufig siehst.”
    “Nicht so oft, wie ich möchte”, gab Carrie zu. “Er ist seit zwei Jahren geschieden, und Mackenzie sagt, dass er seitdem von Frauen nichts mehr wissen will.” Sie war davon überzeugt, dass wohlmeinende Freunde schon öfter versucht hatten, ihn mit allein stehenden Frauen im passenden Alter zusammenzubringen. So wie seine Tochter es jetzt mit ihr versuchte.
    “Das heißt, dass er noch einiges an Altlasten mit sich herumträgt, wenn ich das einmal so ausdrücken darf. Hat er dir je erzählt, warum seine Ehe gescheitert ist?”
    “Nein.” Carrie wollte nur ungern zugeben, wie selten sie Philip sah und wie wenig sie von ihm wusste. Sie waren ja noch nicht einmal miteinander ausgegangen. Die einzige Gelegenheit, die man mit viel Fantasie als Verabredung bezeichnen konnte, war dieser Abend gewesen, an dem sie gemeinsam Marias Katzen gefüttert hatten. Wie sie den Vorfall im Lift in diesem Zusammenhang sehen sollte, wusste sie nicht so recht. Sie hatte Philip gegenüber zwar behauptet, dass sie ihn durchschaue, aber in Wirklichkeit hatte sie keine Ahnung, was sie von seiner abweisenden, schroffen Art halten sollte.
    “Du hast Angst, dass er dir schon mehr bedeutet, als es nach dieser kurzen Zeit vernünftig wäre. Habe ich Recht?”
    “Ja. Ich muss praktisch ununterbrochen an ihn denken, Mom. Ich träume jede Nacht von ihm, und wenn ich am Morgen aufwache, denke ich zuerst an ihn.”
    “Und empfindet er für dich denn auch etwas?”
    “Ich glaube schon, aber ich weiß es nicht. Auf jeden Fall wehrt er sich dagegen. Er will sich nicht in mich verlieben. Am liebsten wäre ihm wahrscheinlich, ich würde auf einem anderen Stern leben und nicht im selben Haus wie er. Wir gehen uns nach Möglichkeit aus dem Weg, und wenn Mackenzie nicht wäre, würden wir uns vermutlich überhaupt nicht mehr sehen. Aber Mackenzie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, uns zusammenzubringen.”
    Charlotte strich die warme Schokoladenmasse auf einen Biskuitboden. “Das kommt mir doch sehr bekannt vor”, meinte sie und kicherte. “Ach, Carrie, wie mich das an dich erinnert! Weißt du noch, wie du mich mit aller Energie in eine Beziehung mit Jason gedrängt und geschubst hast? Wenn es nicht Jason gewesen wäre, es wäre fürchterlich peinlich gewesen. Aber er hatte zum Glück eine Engelsgeduld, und ich hatte keine Angst vor ihm. Ich war damals, wie dein Philip vermutlich heute, einfach ein gebranntes Kind. Wenn man eine gescheiterte Ehe hinter sich hat, wird man sehr vorsichtig. Jason war genau der richtige Mann für mich. Aber du warst eben als Kind schon immer sehr sensibel und intuitiv und hast genau den Mann für mich ausgesucht, den ich gebraucht habe.”
    Charlotte streckte die Hand aus und legte sie an Carries Wange. Ihr Blick war warm und liebevoll. “Und deshalb bin ich davon überzeugt, dass du jetzt auch auf dem richtigen Weg bist. Philip braucht dich ebenso, wie ich damals Jason gebraucht habe. Hab Geduld mit ihm, Carrie. Es wird sicher manchmal wehtun, aber fürchte dich nicht davor, ihn zu lieben. Denn er braucht diese Liebe, und Mackenzie auch. Ich bin davon überzeugt, dass es sich lohnt zu warten.”
    Als Carrie sich am Nachmittag auf den Nachhauseweg machte, ging es ihr viel besser. Ihre Mutter war einfach wunderbar. Und so klug. Nicht zum ersten Mal war Carrie glücklich darüber, dass sie
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