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Silberglocken

Silberglocken

Titel: Silberglocken
Autoren: Debbie Macomber
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unterhielten sich angeregt. Ihre Teller waren längst abgeräumt, und Philip schenkte den letzten Rest Rotwein in die Gläser.
    Der Raum schien sich um Carrie zu drehen, aber daran war nicht der Pinot Noir Schuld, sondern ganz allein Philip. Er hatte ihr so viel von sich erzählt, zögernd oft, von seinem Beruf, seiner Ehe, an deren Scheitern er sich die Schuld gab. Nicht einmal andeutungsweise gab er zu erkennen, dass auch er enttäuscht worden war.
    “Dann stehen Sie auf freundschaftlichem Fuß mit Laura?” fragte Carrie irgendwann einmal.
    “Vielleicht nicht gerade auf freundschaftlichem Fuß, aber wir kommen miteinander aus. Das ist mir sehr wichtig, weil Mackenzie ihre Mutter braucht. Ich habe in dieser Ehe viel falsch gemacht und denke manchmal, wir hätten gar nicht heiraten sollen. Aber über meine Tochter bin ich sehr glücklich. Für sie werde ich meiner früheren Frau immer dankbar sein.”
    Carrie war so gerührt über seine Aufrichtigkeit und die faire Art, wie er über seine gescheiterte Ehe sprach, dass ihr fast die Tränen gekommen wären. Wie leicht wäre es für ihn gewesen, alle Schuld seiner Frau zuzuschieben. Sie war ganz sicher nicht ganz unschuldig am Misslingen ihrer Ehe gewesen. Das war ihr schon aus allem klar geworden, was Mackenzie ihr erzählt hatte. Laura war ganz offensichtlich keine besonders gute Mutter und auch keine sehr gute Ehefrau gewesen.
    “Was haben Sie morgen vor?” fragte Philip unerwartet.
    “Morgen ist Sonntag”, sagte Carrie langsam und ging in Gedanken ihren Terminkalender durch. “Morgen ist großes Familientreffen der Mannings. Mom hat in eine Riesenfamilie hineingeheiratet. Jason hat noch vier Geschwister, und es sind so viele Kinder da, dass man kaum auseinander halten kann, wer zu wem gehört. Haben Sie nicht Lust, mich mit Mackenzie zu begleiten?” Carrie konnte es selbst kaum fassen, dass sie ihn so kurzerhand einlud. Aber sie stellte es sich schön vor, wenn er mit seiner Tochter kam, obwohl ihr bewusst war, dass dieser Besuch Anlass zu Spekulationen geben würde.
    “Meinen Sie das im Ernst?”
    “Ja. Nur … ach, nichts.” Sie hielt sich gerade noch zurück und sah ihn an. “Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Sie und Mackenzie mitkämen.”
    “Dann kommen wir gern.” Er nahm ihre Hand und drückte sie.
    Philip hatte es längst aufgegeben, sich irgendwelche Namen merken zu wollen. Bei den ersten zehn Verwandten, die Carrie ihm vorgestellt hatte, hatte er sich noch ehrlich bemüht, aber die Namen der anderen waren längst in einem großen Nebel aufgegangen.
    Sie waren noch keine Minute im Haus gewesen, als Mackenzie schon mit Doug und Dillon verschwunden war. Philip nahm sein Glas und suchte sich eine ruhige Ecke, von der aus er das Geschehen beobachten konnte. Er schätzte sich glücklich, dass er noch einen freien Sessel fand.
    Von seinem Beobachtungsposten aus sah er Carrie zu, wie sie sich in der großen Familie bewegte. Er fand es schwierig, auch nur für Sekunden den Blick von ihr zu wenden. Ihr Gesicht war gerötet, die Augen glänzten vor Freude. Sie mochte in diese Familie erst durch die Heirat ihrer Mutter mit Jason gekommen sein, aber sie war ganz eindeutig als vollwertiges Familienmitglied anerkannt und fühlte sich wohl in all dem Trubel.
    “Darf ich Ihnen einen Augenblick Gesellschaft leisten?” fragte da eine schöne Frau mit dunklen Haaren neben ihm.
    “Gern.” Er stand auf, um ihr seinen Platz anzubieten.
    “Bleiben Sie doch bitte sitzen. Ich bin ohnehin ständig in Bewegung. Sie müssen Philip sein.”
    “Ja. Und Sie sind Mrs. Manning.”
    Sie gab ihm die Hand, und er betrachtete sie forschend. Sie hatte dieselben leuchtend blauen Augen wie Carrie, und _auch in ihren Gesichtszügen entdeckte er viele Ähnlichkeiten. Sie unterhielten sich eine Weile über dieses und jenes, und Philip hatte das unbestimmte Gefühl, dass er einer kleinen Prüfung unterzogen wurde. Aber er spürte auch, dass er diese Prüfung bestand. Charlotte Manning gefiel ihm, und das war kein Wunder, denn Carrie gefiel ihm auch -- und zwar immer mehr.
    “So, Sie sind also Carries junger Mann.” Jason Manning war aufgetaucht und legte den Arm um seine Frau. “Willkommen bei uns. Wo ist Carrie? Hat sie euch allein gelassen, damit ihr euch ein bisschen beschnuppern könnt?”
    “Ich glaube, sie war auf der Suche nach Ihnen beiden.”
    Sie unterhielten sich eine Weile, dann sah Jason sich um und rief: “Paul, komm, ich möchte dir Carries Freund
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