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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber
Autoren: Peter Wuehrmann
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anderen nach den Wagenschlüsseln suchte.
    »Bleiben Sie stehen, Christine, er kommt nicht weit«, sagte Frederic Ross.
    »Ich weiß, aber wir müssen ihn doch stellen, bevor er Adams gefährdet.«
    Sie wusste, dass sich zwischen all den benutzten und unbenutzten Papiertaschentüchern, die Frederic Ross im Innenfutter seiner Pilotenjacke mit sich rumschleppte, vier Autoreifenventile befanden, die ursprünglich zu dem Mercedes-Geländewagen von Mr. Van gehört hatten.
    Christine Keller verkürzte weiter den Abstand zwischen sich und den beiden Flüchtenden, während Mr. Van Peter in den Wagen zerrte. Als sie den startenden Motor hörte, hatte sie sich so weit herangepirscht, dass sie sich sicher war, ihre Pistole benutzen zu können. Auch Frederic Ross tauchte neben ihr auf. Sie knieten sich ins Gras, um Mr. Van möglichst wenig Zielfläche zu bieten. Der Mercedes fuhr rumpelnd ein, zwei Meter und blieb dann im Sand vor der Dammauffahrt hängen. Der Wagen ruckelte, als Mr. Van die Schaltung des Vierradgetriebes quälte, um das Fahrzeug voran zu zwingen, doch er konnte das Auto nicht einmal durch den Sand in die Kurve hineinlenken, die zum Damm hinaufführte. Die platten Reifen stoben protestierend Sandfontänen vor sich her, aber der Wagen bewegte sich kein Stück vorwärts.
    Mr. Van hatte bemerkt, dass mit dem Auto etwas nicht stimmte.
    Christine Keller sah, wie er aus dem Fahrzeug kletterte und die bis zur Felge im Sand feststeckenden Räder musterte.
    »Bleiben Sie stehen, und werfen Sie die Waffe weg!« Sie schrie so laut sie konnte. Der Regen ließ zwar langsam nach, dafür machte es ihr der Wind, der auf dieser Inselseite wesentlich stärker wehte als auf dem Felsplateau, um so schwerer, sich verständlich zu machen.
    Mr. Van hatte anscheinend verstanden. Er blickte auf. Und er sah die auf sich gerichtete Waffe.
    Er drehte sich um, um Peter, der auf dem Beifahrersitz saß, zum Aussteigen zu zwingen.
    Da eröffnete Christine Keller das Feuer. Ihre Kugel schlug in die Fahrertür des Mercedes ein, und Mr. Van duckte sich. Als er sich wieder aufrichtete, winkte er mit der Waffe in das Fahrzeug hinein.
    Aber offenbar gehorchte Peter nicht. Frederic Ross erfasste die Situation und schoss zwei Mal rasch hintereinander. Wieder knallten die Kugeln in das Fahrzeugblech. Mr. Van wich zuerst zurück, richtete dann aber wieder seine Waffe mit beiden Händen in einer gefährlich langen Sekunde, in der gar nichts passierte, in das Fahrzeuginnere auf Peter.
    Dann traf ihn ein Schuss aus Christine Kellers Dienstwaffe in den Oberarm.
    Sie sah, wie er zusammenzuckte und mit der Hand, in der er die Waffe hielt, nach seinem verletzten Oberarm griff. Ohne sich weiter um Peter zu kümmern, drehte er sich um und lief, hinter dem Heck des Mercedes Feuerschutz suchend, um das Auto herum und die kurze Böschung zum Damm hinauf.
    »Was hat der vor? Ist er wahnsinnig?«
    Frederic Ross sprang auf und rannte mit großen Schritten zu dem abgestellten Wagen hinunter. Christine Keller folgte dicht hinter ihm. Mr. Van erreichte, immer noch seinen angeschossenen Arm festhaltend, die holprige Fahrbahn und schickte sich an, über den Damm zu laufen, als die Polizisten den Wagen erreichten.
    Im Fahrzeuginneren war niemand zu sehen. Christine Keller riss die Beifahrertür auf und blickte auf den im Fußraum kauernden Peter Adams hinunter, der sich noch immer schützend die Arme über den Kopf hielt. Sie erfasste schnell, dass er zwar unverletzt, aber total verängstigt war, konnte sich aber trotzdem ein Lächeln nicht verkneifen, als sie die Waffe sinken ließ.
    »So, reicht Ihnen das jetzt an Abenteuern, Mr. Adams?«
    Peter ließ die Arme sinken und stieg langsam aus dem Wagen. Noch war er zu geschockt, um etwas zu sagen. Es kam zwar selten vor, doch die letzte halbe Stunde hatte ihm die Sprache verschlagen. Sie stiegen zum Damm hinauf und sahen, wie etwa hundert Meter vor ihnen Captain Ross mit langen Schritten hinter dem flüchtenden Mr. Van herhetzte, der offenbar wirklich vorhatte, den vier Kilometer langen Fahrdamm zu Fuß zu überqueren. Doch er hatte keine Chance. Christine Keller konnte jetzt erkennen, was Captain Ross gemeint hatte. Es war Mittag geworden, und die zurückkehrende Flut hatte längst den gesamten mittleren Teil des Fahrdamms überspült.
    Sie sahen die in der Ferne kleiner werdende Gestalt von Mr. Van den Damm entlanglaufen. Sie sahen, wie er das Wasser erreichte, das den Damm überspülte. Dann, wie er sich
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