Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber
Autoren: Peter Wuehrmann
Vom Netzwerk:
Wucht! Ich hätte nie gedacht, dass uns das einmal passieren wird.« Sie stockte bei der Erinnerung an das Bild der explodierenden Wasserfontäne und dem durch den Schacht geschleuderten McGuffin.
    »Ich musste an diese Geschichte denken, als ich Daniel da unten gesehen habe. Aber es gab so viele Geschichten. Wir konnten sie uns kaum alle merken, und als Kinder hielten wir sie alle für Gruselmärchen. Bis sie uns dann erzählt haben, dass wir alle reich werden können, wenn wir den Schatz finden.« Sie blickte Kenneth McCully an.
    »Sie wissen selbst am besten, wie es war, Ken. Sie müssen die alten Geschichten doch auch alle kennen.« McCully schüttelte den Kopf.
    »Die Geschichte mit der apokalyptischen Bedeutung der Pfeile auf der Karte kannte ich zum Beispiel noch nicht. Woher kommt diese Version?«, fragte er.
    Gloria McGinnis schnaubte verächtlich.
    »Wie bitte, diese Geschichte kannten Sie nicht? Sie gehört zu den ältesten Gruselmärchen, die über den Schatz von Wavy Island im Umlauf sind. Auf vielen Karten, wie auf Ihrer auch, sind diese Pfeile eingezeichnet. Sie tauchen einfach überall auf«, sie zögerte, bevor sie weitersprach.
    »Aber die wahre Bedeutung der Pfeile kennen Sie? Doch, Ken, ich erinnere mich genau, dass wir früher darüber gesprochen haben.« Alle Augen richteten sich auf Professor McCully. Besonders Frank und Peter blickten ihn gespannt an.
    »Ja, natürlich kenne ich die Bedeutung der Pfeile«, sagte er. »Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert hinein war das die bevorzugte Methode der Piraten, die Lage der von ihnen vergrabenen Schätze anzugeben. Nachdem sie eine geeignete Insel gefunden hatten, vergruben sie ihre Beute an einer gut verborgenen Stelle irgendwo in der Inselmitte. Um die genaue Stelle wiederzufinden, konnten sie schlecht eine Markierung an dem Ort selbst anbringen, weil dann jeder Fremde den Schatz hätte finden können. Sie haben statt dessen an vier in einem Kreuz liegenden Stellen an den Inselufern in gleichen Abständen mit Inselgestein pfeilförmige Markierungen ausgelegt, die sie fest im Erdboden eingegraben und gut sichtbar verankert haben. Jeder, der über die Bedeutung der Kennzeichnung nicht Bescheid wusste und zufällig auf einen der Pfeile stieß, konnte damit nichts anfangen. Besonders, da alle Pfeile auf das Meer hinauszeigten. Wenn die Pfeile auf einer Karte auftauchten, dachte jeder, der das Kennzeichnungssystem nicht kannte, wie Frank zum Beispiel, dass die Pfeile die Himmelsrichtungen anzeigen würden. Stimmt aber nicht. Die Pfeile erlangen ihre eigentliche Bedeutung erst dann, wenn man die entgegengesetzten Enden und nicht die Pfeilspitzen miteinander verbindet. Man zog zwei gedachte Linien zwischen zwei sich gegenüberliegenden Pfeilen über die Insel. Die Stelle, an der die Linien sich kreuzten, war der Ort, an dem die Piraten den Schatz verborgen hatten. Eigentlich ganz einfach.«
    »Richtig, diese Methode wurde auf Wavy Island auch verwendet«, sagte Gloria McGinnis und fügte hinzu, »wer auch immer damals die Pfeile ausgelegt hat. Entweder waren es die Piraten selbst oder die alten Siedler, unsere Urahnen, die den Piraten ihre Beute abgejagt haben. Natürlich sind die Pfeile in den Jahrhunderten, die die Schatzsuche jetzt andauert, längst von den Ufern der Insel verschwunden. Sie wurden entfernt, weil niemand ihre wahre Bedeutung kannte. Nur auf den alten Karten sind sie erhalten geblieben. Dann verschwanden auch die alten Karten, und dafür tauchten neue auf. Die Karten wurden geändert, aber die Pfeile blieben erhalten.« Gloria stockte wieder und wischte sich mit einem Zipfel der Wolldecke über die Stirn.
    »Aber wer hat die Geschichte mit der biblischen Bedeutung der Farben erfunden? Wieso waren die Pfeile auf einmal rot, weiß, schwarz und beige?«, fragte McCully nach.
    Gloria McGinnis zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung, wo das genau herkommt. Es war eine der Gruselgeschichten, die unsere Väter uns schon erzählt haben. Der Schatz würde durch die apokalyptische Prophezeiung geschützt, haben sie behauptet. Sollte ein Fremder versuchen, ihn tatsächlich auszugraben, würde sich die Prophezeiung erfüllen, und alle an der Schatzsuche Beteiligten würden sterben.«
    »Dann ist die Idee mit den farbigen Steinpfeilen eine der Geschichten, die die Siedler sich ausgedacht haben? Eine Ablenkung, um neugierige Fremde abzuschrecken, und eine Art Schutz für das Familienerbe, verstehe ich das richtig?«, fragte McCully. Gloria
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher