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Silberband 107 - Murcons Vermächtnis

Silberband 107 - Murcons Vermächtnis

Titel: Silberband 107 - Murcons Vermächtnis
Autoren: Perry Rhodan
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die nassen Bohnenstauden. Vorübergehend spürte er eine seltsame Hitze in sich. Dann hörte er das Sirren, das ein wenig lauter wurde, und als er sich hastig umdrehte, huschte eine leuchtende Scheibe über die Felder und verschwand.
    Tharpo kniete zwischen den Pflanzen, und die Tränen liefen ihm über das Gesicht.
    »Komm endlich!«, sagte Desina drängend, als sie ihren Vater erreicht hatte. »Wir müssen den Vorfall meiden!«
    Zudir war nur eine unbedeutende Stadt, und der örtliche Polizeiposten hatte wenig zu tun. Ein wenig Abwechslung war den Beamten daher willkommen. Aber die Geschichte von dem kleinen Mädchen, das von einem fremden Raumschiff entführt worden war, ließ sich wohl am ehesten in jene Rubrik von Falschmeldungen einordnen, die gewisse Spaßvögel sich bisweilen ausdachten.
    Zwei Männer flogen zu San Tharpo hinaus. Falschmeldung oder nicht – man musste der Sache nachgehen, wenigstens der Form halber.
    Die Familienmitglieder wirkten allerdings nicht so, als hätten sie gerade einen besonders geistreichen Streich ausgeheckt. Der Farmer selbst war kaum ansprechbar, seine Frau wechselte zwischen Phasen totaler Schweigsamkeit und einer wahren Mitteilungswut, und die Tochter Desina war blass und wortkarg. Das Mädchen Dalanja war nicht zu sehen.
    Die Polizisten hörten sich die Geschichte an. Sie waren zartfühlend genug, sich nicht allzu oft vielsagende Blicke zuzuwerfen. Schließlich baten sie Desina, die noch am besten die Fassung bewahrte, ihnen den Ort des Geschehens zu zeigen. Desina fuhr mit den beiden zur Stupa hinüber.
    »Die glauben uns kein Wort«, sagte Eijana bitter, als sie mit ihrem Mann alleine war.
    »Ich kann es selbst kaum fassen«, murmelte Tharpo bedrückt.
    Der Schock, den Dalanjas Entführung in ihm ausgelöst hatte, setzte seltsame Gedanken frei. Er wollte mit niemandem darüber sprechen, nicht einmal mit seiner Frau – noch nicht. Erst musste er sich Klarheit verschaffen, und das war nicht so einfach, denn es ging um höchst komplizierte Dinge, von denen Tharpo eigentlich nichts verstand.
    Die Frage seiner Frau ließ ihn diese Vorsätze vergessen.
    »Was werden sie mit unserer Tochter machen?«
    In Tharpos Gehirn rastete etwas ein. Er hob den Kopf und sah Eijana an. Sie erschrak vor dem Ausdruck in seinen Augen. »Wir werden Dalanja zurückholen«, verkündete er mit unnatürlich vibrierender Stimme.
    »Was redest du da für Unsinn …«
    »Den Fremden wird nichts weiter übrig bleiben, als das Kind genau dort wieder abzusetzen, wo sie es hergeholt haben«, fuhr Tharpo fort. »Und sie sollten froh und glücklich sein, wenn ich mich mit Dalanjas Rückkehr zufriedengebe. Ich hätte große Lust, mich an ihnen zu rächen.«
    Eijana kam zu dem Schluss, dass es besser sei, vorerst den Mund zu halten. San brauchte Zeit, um mit dem Schock fertig zu werden. Nicht, dass Eijana das Erlebte leicht verkraftete. Sie liebte beide Töchter – aber San hatte die kleine Dalanja regelrecht vergöttert.
    »Sie war nicht nahe genug an der Stupa«, murmelte er, und seine Augen glänzten wie im Fieber. »Hätte sie doch nur auf mich gehört! Kali hätte auch ihr geholfen!«
    Jetzt war Eijana überzeugt, dass San Tharpos Geist sich verwirrt hatte.
    »Ja, sicher«, sagte sie sanft.
    Tharpo schien sie nicht gehört zu haben. Er saß am Tisch und brütete dumpf vor sich hin. Eijana fragte sich besorgt, was im Kopf ihres Mannes vorgehen mochte.
    Zur selben Zeit schickten die Polizisten Desina zum Haus zurück.
    »Wir werden die Sache sofort an die höchsten Stellen weiterleiten«, sagte der eine dem jungen Mädchen. »Macht euch keine Sorgen, Dalanja wird sicher bald wohlbehalten zu euch zurückkehren. Bestellen Sie Ihren Eltern, dass sie sich gegen Abend wegen des Protokolls noch einmal bei uns melden möchten! Sie brauchen aber nicht extra in die Stadt zu kommen. Wir erledigen das über Video.«
    Er sprach mit so viel Anteilnahme und Freundlichkeit, dass Desina sich beruhigt auf den Rückweg machte.
    »Was sollen wir nun wirklich tun?«, fragte Loreis, der Jüngere von den beiden.
    »Das Vernünftigste wäre zweifellos, die Familie in psychiatrische Behandlung zu stecken«, knurrte Daniath, sein Kollege.
    »Du meinst, die haben Halluzinationen?«
    »Was denn sonst?«
    »Alle drei auf einmal?«
    »So etwas gibt es«, behauptete Daniath mit Nachdruck. »Sieh dir doch das Feld an! Diese angebliche Kuppel, das könnte nur ein Raumschiff gewesen sein. Kein Raumschiff hinterlässt bei Landung und
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