Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 099 - Treibgut der Sterne

Titel: Silberband 099 - Treibgut der Sterne
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
du, Bran?«
    Endlich brach es aus ihm heraus. Schluchzend berichtete er, dass er aus ihren Emotionen herauslesen konnte, wo und wie sie die letzte Stunde verbracht hatte, und dass sie sich mit dem Unheimlichen verschworen hatte, der ihn schon an seiner Wiege heimgesucht hatte. Sie wusste darauf nur zu sagen, dass er das alles falsch sehe, und schließlich bat sie ihn, seinem Vater nichts zu erzählen.
    »Er meint es gut mit dir, Bran. Er weiß, was das Beste für dich ist«, versicherte sie.
    In der Folgezeit wurde sie vorsichtiger. Entweder kam sie mit dem dünnen Albino nicht mehr zusammen, oder sie ließ nach den Treffen genug Zeit verstreichen, sodass Bran nicht mehr in der Lage war, diese zu rekonstruieren. Damals – er war gerade zehn – konnte er die Gefühlsschwingungen anderer nur knapp eine Stunde zurückverfolgen.
    Das reichte jedoch aus, dass er anfing, seine unselige Veranlagung zu verwünschen, sie manchmal sogar zu hassen lernte. Das entscheidende Erlebnis hatte er an seinem zehnten Geburtstag.
    Sein Vater war von der Südspitze des Kontinents nach Sol-Town gekommen, um mit der Familie zu feiern. Bran vergaß beim Auspacken der Geschenke all sein Unglück. Er war bald so sehr darin vertieft, dass er das Verschwinden seiner Eltern nicht bemerkte.
    Er wusste nicht einmal, wie viel Zeit verstrichen war, als seine Mutter mit verklärtem Blick und leicht geröteten Wangen zurückkam. Sie kniete neben ihm nieder, als sei nichts gewesen, und sagte irgendetwas. Sie sprach recht atemlos, und das war es, was Brans Verdacht erregte. »Wo warst du?«, fragte er.
    »Ich habe deinem Vater beim Auspacken geholfen«, antwortete sie.
    Er schaute sie nur an und wusste es besser. Er sah hässlich abstoßende Bilder. »Lüge! Lüge!«, schrie er. »Ihr habt gerauft und euch geküsst!«
    Zimbat, der soeben hereinkam, erstarrte. »Was redest du da, mein Junge?«, fragte er erschüttert.
    »Ich weiß, wovon ich rede«, keuchte Bran in seinem Schmerz. »Ihr könnt mir nichts vormachen, denn ich durchschaue euch. Eure Gedanken und Gefühle verraten mir, was ihr gerade …«
    Bran verstummte schuldbewusst, aber es war bereits zu spät. Eine ernste Aussprache zwischen seinen Eltern folgte. Bran rekonstruierte später ihr Gespräch fragmenthaft.
    Mutter: »Ich weiß schon längst, dass er anders als andere Jungen in seinem Alter ist. Manchmal wurde er mir geradezu unheimlich, wenn ich mich einer Notlüge bediente und er mich entlarvte.«
    Vater: »Es ist nicht bedenklich. Er scheint eine parapsychische Begabung zu haben, der Telepathie nicht unähnlich. Wir sollten sein Talent fördern.«
    Mutter: »Wie meinst du das?«
    Vater: »Wir werden einen Parapsychologen hinzuziehen. Er soll ihn testen. Aber es ist besser, wenn Bran nichts davon erfährt.«
    Bran erfuhr davon, und er erfuhr auch dank seiner Gabe, die sein Vater immer noch unterschätzte, wann der Test stattfinden sollte. Sein Vater verriet ihm sogar ungewollt, welcher Art die Tests waren, und auf diese Weise wusste Bran, wie er sich verhalten musste.
    Vater: »Der Parapsychologe hat mir gesagt, dass es besser ist, Bran völlig im Unklaren darüber zu lassen, was mit ihm passieren soll. Wenn er informiert ist, könnte er so aufgeregt sein, dass ein Psi-missing-Effekt auftritt, seine Gabe also nicht zum Tragen kommt.«
    Mutter: »Ich habe Angst, Zimbat.«
    Vater: »Lächerlich. Bran wird glauben, dass er routinemäßige Schultests über sich ergehen lassen muss. Man wird ihn zwanglos in eine Gesprächsrunde aufnehmen. Es wird alles wie ein harmloses Gespräch aussehen. Dabei werden die Teilnehmer gelegentlich bewusst lügen, falsche Angaben machen, etwa über ihre Handlungen vor der Diskussion. Wenn Bran ein Telepath oder Empath ist, wird er die Wahrheit erkennen und dies dem Tester bei Fangfragen verraten.«
    Bran war also vorbereitet und wusste, was er zu tun hatte. Als es zum Test kam, ließ er sich durch keine Frage irritieren. Er durchschaute alle Lügen und Heucheleien, aber er gab dies nicht zu erkennen. Mit der Zeit – immerhin prüften sie ihn eine volle Woche – fand er sogar Spaß daran. Es war ein gutes Training für ihn. Am Ende der Woche erklärte der Cheftester seinen Eltern, dass er keinerlei parapsychische Begabung habe. Bran wertete das als Erfolg und gewann eine Erfahrung fürs Leben. Er würde sich nie als Mutanten zu erkennen geben.
    Bran Howatzers Karriere verlief steil nach oben. Obwohl er selbst nicht viel dazu beigetragen hatte, nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher