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Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg

Titel: Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
Autoren: Perry Rhodan
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der neuen Umlaufbahn. Letzte Korrekturen wurden vorgenommen. Der bläulich leuchtende Traktorstrahl erlosch, um kurze Zeit später wieder anzuspringen: Die Bahngeschwindigkeit der Erde musste um ein Geringes geändert werden. Die Feinanpassung nahm weitere zwei Tage in Anspruch. Am 15. August, gegen vier Uhr nachmittags, schließlich war der endgültige Wert erreicht: Mit einer Geschwindigkeit von mehr als 46 Kilometern pro Sekunde bewegten sich Erde und Mond auf einer Bahn, deren Halbmesser wenig über zweihundert Millionen Kilometer betrug. Die Rotationsgeschwindigkeit der Erde um die eigene Achse war geringfügig vergrößert worden, sodass sich aus Jahr und Tagesdauer eine ganze Anzahl von Kalendertagen ergeben und den Menschen ihre neue Zeitrechnung weniger schwer fallen würde.
    Inzwischen war auf Goshmos Castle zwischen den Ploohns und den Terranern ein Abkommen geschlossen worden. Es sah den Austausch technisch-wissenschaftlicher Informationen vor und grenzte die politischen Interessen- und Einflussbereiche der beiden Sternenvölker gegeneinander ab. Von Dank für ihre Hilfe wollte Jaymadahr nichts wissen. Erstens war der Begriff des Danks ihrer Mentalität ohnehin nur schwer zu verdeutlichen, und zweitens glaubte sie – nicht ohne Berechtigung –, lediglich einen Schaden wieder gutgemacht zu haben, den sie selbst angerichtet hatte. Als ihr Flaggschiff von Goshmos Castle startete und bald darauf in den wirbelnden Schwaden des Mahlstroms verschwand, gab es unter den Verantwortlichen der Erde keinen, der den geschlossenen Vertrag nicht als eine Voraussetzung und gleichzeitig eine Garantie für die friedliche Weiterentwicklung sowohl der Menschheit als auch der Ploohns angesehen hätte.
    Am 15. August 3460 um 20.20.00 Allgemeiner Zeit erloschen über der Erde die Kunstsonnen, um nach dem Willen der Menschheit niemals wieder aufzuleuchten. Eine Euphorie sondergleichen hatte sich der Menschen bemächtigt. In den Straßen der Städte wurde getanzt und gesungen. Die Arbeit ruhte, und dort, wo der Terminator nahte, fanden sich riesige Menschenmengen zusammen, um jubelnd den Aufgang der neuen Sonne zu beobachten.
    Nach langen Monaten der Unsicherheit und der Angst empfanden die Menschen zum ersten Mal wieder ein Gefühl der Sicherheit, der Geborgenheit. Gewiss, die fremde Sonne leuchtete aus einem Himmel, der gelblich-türkisfarben war anstatt blau, und zu Mittag herrschte unter wolkenlosem Himmel nicht mehr das grelle Weiß, wie sie es gewohnt waren, sondern ein kräftiges, gelbliches Orange – wie wenn nach einem heftigen Gewitterregen an einem Sommernachmittag Sol sich durch die wehenden Wasserschleier wieder Bahn brach. Aber all das waren Äußerlichkeiten, an die man sich rasch gewöhnen konnte. Wichtig war, dass es von jetzt an wieder Sommer und Winter geben würde, Frühjahr und Herbst. Wichtig war, dass die Erde sich auf einer stabilen Bahn befand und dass die, die auf ihrer Oberfläche wohnten, sich nicht mehr Stunde um Stunde vor der nächsten planetenweiten Katastrophe zu fürchten brauchten.
    Die Menschen waren glücklich …
    Im Kern des Befehlszentrums Imperium-Alpha saßen in einem kleinen, sorgfältig abgeschirmten Raum zwei Männer einander gegenüber: Perry Rhodan und Reginald Bull. Hoch über ihnen, in den Straßen von Terrania City, gaben übermütige Menschen tanzend und singend ihrer überschäumenden Freude Ausdruck. Die beiden Unsterblichen aber waren ernst.
    »Das waren harte Worte, Bully«, sagte Rhodan, ohne den Freund dabei anzusehen. »Als ich auf Goshmos Castle alle Hoffnung aufgegeben hatte. Aber sie waren berechtigt. Ich möchte dir dafür danken …«, er lächelte matt, »… ohne dass ich es wirklich fertig bringe, ein Gefühl der Dankbarkeit zu empfinden.«
    Bull winkte ab. »Lassen wir das«, meinte er. »Die Sache ist vorüber. Die Erde ist gerettet, und ich bin sicher, dass eine ähnliche Notlage nie mehr zustande kommen wird. Und selbst wenn sie es täte, würde ich erwarten, dass du aus vergangenen Erfahrungen gelernt hast und nicht noch einmal denselben Fehler begehen würdest, die Hoffnung aufzugeben, wenn doch wirklich …«
    Perry Rhodans eigenartiger Blick irritierte ihn so, dass er sich mitten im Satz unterbrach. »Was ist?«, fragte er verwirrt. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Rhodan sehr düster. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Was?«
    »Ob ich beim nächsten Mal anders reagieren würde. Ich bin mir nicht sicher. Die
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