Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 055 - Der Schwarm

Titel: Silberband 055 - Der Schwarm
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
lächelte bitter.
    »Memo sagte mir, daß er die Unterlagen ständig bei sich getragen hatte. Er trug sie unter der Bluse, Sir. Sie befanden sich genau dort, wo ihn der Energiestrahl getroffen hat.«
    Ich wußte darauf nichts zu sagen und wechselte das Thema. »Befindet sich der Suggestor in sicherem Gewahrsam?«
    Staehmer ließ den Toten zu Boden gleiten und erhob sich.
    »Grohaan Opinzom ist außerstande, irgend etwas zu unternehmen«, sagte er. »Durch den Allergieanfall besitzt er überhaupt kein Reaktionsvermögen mehr. Er büßte dadurch offensichtlich auch seine Fähigkeit ein.«
    »Führen Sie mich zu ihm«, bat ich Staehmer.
    Als wir in den ehemaligen Sterilisationsraum kamen, sah ich sofort, daß uns von Grohaan Opinzom keine Gefahr mehr drohte. Er lag in einer Ecke zusammengerollt, die Beine angezogen, die Hände schützend über den Kopf gelegt.
    Sein Körper zuckte konvulsivisch.
    »Er muß schreckliche Qualen ausgestanden haben, als er plötzlich normalen Umwelteinflüssen ausgesetzt war«, erklärte mir Staehmer. »Die Schmerzen waren so arg, daß sie schließlich seine labile Psyche zerrütteten. Ich injizierte ihm ein schmerzstillendes Mittel, bevor er endgültig in geistige Umnachtung verfallen konnte.«
    Grohaan Opinzom machte einen mitleiderregenden Eindruck. Es war mir unmöglich, in ihm noch den Verbrecher zu sehen, der bis vor kurzem viele unschuldige Menschen in den Tod geschickt hatte. Er war in meinen Augen nicht mehr der Eroberer, dem es mit etwas mehr Glück vielleicht gelungen wäre, die Herrschaft über Terra an sich zu reißen. Er war für mich ein Kranker, von dem man für die begangenen Untaten keine Sühne verlangen konnte. Man mußte ihm helfen, seine Leiden lindern.
    Aber ich war beim Anblick des zitternden Menschenbündels auch nicht ohne Bitterkeit.
    »Am Beispiel Grohaan Opinzoms muß der stolze und arrogante Homo superior endlich erkennen, daß auch er nicht gegen menschliche Schwächen gefeit ist.«
    Ich hatte dies kaum gesagt, als die fünfzig Ersten Sprecher in der Klinik eintrafen.
    In ihren Gesichtern stand tiefe Erschütterung zu lesen, als ich über Grohaan Opinzoms verbrecherische Machenschaften erzählte. Ich scheute auch nicht davor zurück, grauenvolle Einzelheiten von Opinzoms Taten zu schildern. Es störte mich nicht, daß einigen der Ersten Sprecher dabei schlecht wurde. Im Gegenteil, ich wollte sie mit der Realität konfrontieren, ich wollte ihnen vor Augen halten, daß sie so wenig unfehlbar waren wie der Homo sapiens.
    Und das gelang mir.
    Harper Buroom, jener Sprecher, mit dem ich in letzter Zeit ständig in Kontakt gestanden hatte, zeigte sich zutiefst zerknirscht.
    »Opinzom war schon immer das Geschwür in unserer Gruppe«, meinte er. »Wir hätten schon vor langer Zeit seine Gefährlichkeit erkennen müssen. Aber wir wollten ihm eine Chance geben. Wir dachten, wenn wir für ihn Bedingungen schaffen, die sein Dasein erträglicher machen, würde das auch seinen Charakter positiv beeinflussen. Es schien sich auch ein Erfolg eingestellt zu haben, aber offensichtlich hat uns Opinzom nur getäuscht. Ich kann gar nicht die Worte finden, um auszudrücken, wie schrecklich und abstoßend wir Opinzoms Verhalten finden. Ich möchte Sie hier im Namen aller aus unserer Gruppe um Verzeihung bitten.«
    Ich konnte mir vorstellen, welcher Aufruhr in Harper Burooms Innerem herrschte, wenn er eine so demütige Haltung einnahm. Denn es mußte für einen Homo superior eine Erniedrigung sondergleichen sein, sich bei einem Homo sapiens zu entschuldigen. Aber gerade diese Einstellung zeigte die Achillesferse der Philosophie des Neuen Menschen auf.
    »Buroom«, sagte ich unerbittlich. »Ihr Schäfchen hat kein Kavaliersdelikt begangen, er hat eine Schuld auf sich und auf alle Gesinnungsgenossen geladen, die durch einige verbindliche Worte nicht getilgt werden kann. Opinzom hat unzähligen Menschen die Freiheit geraubt und sie dazu angestiftet, ihre eigenen Brüder niederzumetzeln. Und Sie wollen diese Verbrechen mit einer Entschuldigung aus der Welt schaffen!«
    »Gehen Sie mit dem Homo superior nicht so hart ins Gericht, Deighton«, bat Buroom. »Sie wissen, daß niemand in diesem Universum so sehr gegen Blutvergießen ist wie wir. Wir sind Jünger der Nächstenliebe, Apostel des Friedens …«
    »Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag' ich dir den Schädel ein!« sagte ich bitter.
    Buroom war sichtlich verstört. »Wir wollen helfen, Deighton!« rief er fast flehend.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher