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Silberband 054 - Finale für Pluto

Titel: Silberband 054 - Finale für Pluto
Autoren: Perry Rhodan
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geschehen.
    Die Addition ergibt einen unerträglich hohen Wert. Dieser Wert hat meine
fundamentale Programmierung ausgelöst. Ich werde mich desintegrieren.«
    Dann handelte die Urmutter. Das planetengroße Gebilde begann zu zucken und zu vibrieren. Ein
gleichmäßiges Glühen breitete sich aus.
    Vascalo der Krumme, der instinktive Pedoautokrat, der Verwandte eines Taschkars,
der inzwischen getötet worden war, kauerte in seinem Sessel. Er hatte diesen Sessel seit Stunden
nicht verlassen.
    Er betrachtete die Bildschirme, ohne wirklich zu sehen, was darauf vorging. Zwar merkte er
dumpf und in einem Winkel seines strapazierten Verstandes, daß sich der mondgroße Sammler, in
dessen Innerem er sich mit seinen Getreuen befand, bewegte. Zwar spürte er genau, daß diese
Bewegung nichts mehr mit seinen Schaltungen zu tun hatte, daß ein fremder Wille oder eine fremde
Schaltung sie diktierte, aber auch diese Überlegung ging an ihm vorbei, ohne Reaktionen
hervorzurufen.
    Er flüsterte verzweifelt: »Alles verloren … alles umsonst … das ganze
Leben …«
    Seine Stimme hatte sich verändert. Sie besaß normalerweise das gesamte Spektrum, er
beherrschte es vom leisen Schmeicheln bis zu lauten, schneidenden Befehlen. Jetzt war dies die
Sprache eines zerbrochenen Mannes, krächzend, rauh und hoffnungslos. Als er die Finger von den
Augen nahm, konnte Kommandant Pultor sehen, daß sie zitterten. Pultor war als einziger der
Takerer noch in diesem Raum geblieben und hatte das Schott von innen geschlossen.
    Denn innerhalb des Sammlers herrschte offene Panik.
    Die Takerer versuchten, den Sammler zu verlassen. Alle, die keine Pedotransferer waren, legten
die Raumanzüge an und versuchten, sich durch die Gänge, Korridore, über die Rampen und Treppen
einen Weg nach außen zu bahnen. Etliche bestiegen die Vasallen und versuchten, sie zum
Ausschleusen zu bringen. Als sie merkten, daß sämtliche Schaltungen sinnlos blieben, fingen sie
in ohnmächtiger Wut an, die Instrumente zu zertrümmern.
    Explosionen und Funkenüberschläge waren die Folgen.
    Die Pedotransferer wollten sich auf ihre Weise retten. Sie peilten Terraner in ihren Schiffen
an, aber sie wurden durch die Dakkarschleifen abgewiesen und fielen wieder in ihre eigenen Körper
zurück.
    »Ich werde wahnsinnig …«, schrie Vascalo.
    Pultor blieb ruhig. Jetzt, da er wußte, daß sein Tod unmittelbar bevorstand, hatte er seine
Fassung wiedererlangt. Er wußte nicht, wie dies alles geschehen war, aber für ihn bedeutete es,
daß er mit Haltung sterben würde.
    Die Transferer, denen es gelang, in Menschen zu springen, die keine Dakkarschleife
trugen – und das waren nur wenige –, wurden durch den Resonator festgestellt und mit
Todesdrohungen gezwungen, den Körper wieder zu verlassen.
    »Ich kann nicht mehr …«, jammerte Vascalo.
    Der Sammler mit allen seinen tobenden Insassen bewegte sich weiter auf das imaginäre Zentrum
einer Massenkonzentration zu. Auf den Schirmen waren längst keine Sterne mehr zu sehen, nicht
einmal die Phalanx der terranischen Schiffe, sondern nur noch schwach angeleuchtete, drohende
Riesenkörper, die viele Ecken und Kanten hatten und sich, wenn sie sich berührten, anschließend
zusammenfügten wie Bausteine.
    Pultor sah unbewegt zu, wie Vascalo sich nach vorn fallen ließ, schräg vom Schaltpult abglitt
und zu Boden fiel. Dann kam der Krüppel wieder auf die Beine, drehte den Oberkörper herum und sah
den anderen Takerer an.
    »Was wollen Sie noch hier?« fragte er.
    »Warten!« erklärte Pultor ruhig.
    Er hob den Arm und deutete auf die Schirme. Jetzt war ihr Sammler schon nicht mehr allein. Von
allen Seiten gliederten sich kleinere Exemplare an. Dumpfe, hallende Schläge erschütterten die
Konstruktionen, aber sie glitten, soweit dies mit dem bloßen Auge festzustellen war, nicht aus
dem Kurs.
    Vascalo taumelte.
    Sein Gesicht war aschfahl und aufgedunsen, von tiefen Kerben durchfurcht. Die großen Augen
blickten ausdruckslos, und ein Speichelfaden lief aus dem linken Mundwinkel. Pultor registrierte
alle diese Beobachtungen leidenschaftslos, seltsam unbeteiligt und völlig ruhig. Er selbst
wunderte sich am meisten über seine Ruhe. Vascalo kam mit schlotternden Beinen auf ihn zu. Seine
Finger, krallenartig gebogen, verkrampften sich in der Jacke des Kommandanten.
    »Sie sind ruhig?« flüsterte Vascalo. »Und alles geht in Trümmer!«
    »Ja«, sagte Pultor, »und etwas mehr Würde stünde Ihnen
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