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Silberband 019 - Das Zweite Imperium

Titel: Silberband 019 - Das Zweite Imperium
Autoren: Perry Rhodan
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geworden, zu einem kahlen Eiland,
auf dessen Nordseite das Meer brüllend gegen die hochragenden Steilküsten ankämpfte, während es
im Süden über flaches Ufer wogte.
    Trotz der Hornschreckenplage gab es auf Euhja intelligentes Leben: im Meer, in einem
U-Boot.
    Doch der einsame Wanderer wußte nichts davon. Sein unbewußtes Suchen nach Leben beruhte auf
einem Zwiespalt, in den sein Geist verfallen war. Seit er begonnen hatte zu denken, lagen in ihm
zwei gegensätzliche Wünsche im Streit. Er fühlte sich gedrängt, den uralten Befehlen der
Huldvollen Folge zu leisten und den Hyperimpuls abzustrahlen, der sie herbeirufen würde. Doch ein
anderer Teil seines Gehirns rebellierte gegen diese Absicht.
    Er war sich darüber im klaren, daß in ihm der Keim zur Revolution schlummerte. Etwas warnte
ihn, ohne Widerspruch für die Huldvollen zu arbeiten.
    So wanderte er über den Kontinent auf der Suche nach etwas Lebendigem. Ab und zu stieß er auf
Molkexablagerungen. Der größte Teil der Masse war bei der Metamorphose aufgebraucht worden.
    Der Schreckwurm fragte sich, welcher Instinkt ihn an der Ausführung uralter Gewohnheiten zu
hindern versuchte. Seine Gedanken waren revolutionär. Sein Zögern allein war bereits
unverständlich und strafbar. Weder die Huldvollen noch seine eigenen Artgenossen hätten ihm
Verständnis entgegengebracht.
    Niemand weiß von deiner Anwesenheit auf dieser Welt, bohrte der aufrührerische Gedanke. Wenn du den Hyperimpuls nicht sendest, wird man dich niemals finden.
    Bestürzt begann er schneller über das Land zu kriechen. Seine geistige Entwicklung ängstigte
ihn, aber das war nur natürlich. Viel schlimmer war eine Art innerer Befriedigung, die er immer
dann zu empfinden glaubte, wenn er sich über die Angst vor den Huldvollen hinweggesetzt
hatte.
    Wenn er den Hyperimpuls nicht sendete, verstieß er gegen das uralte Gesetz. Falls er sich
überhaupt dazu überwinden konnte, den Impuls nicht abzustrahlen, würde er vielleicht sogar
in geistige Umnachtung verfallen, denn der Gedanke an die Unterlassung ewiger Pflichten
erschütterte ihn bereits tief.
    Das schlimmste jedoch war seine völlige Einsamkeit, das Bewußtsein, daß er einen einsamen
Entschluß zu fällen hatte, denn kein anderer Schreckwurm würde einen Augenblick mit der
Abstrahlung des Impulses zögern. Allmählich näherte er sich mehr und mehr dem Ufer. Er hielt sich
jetzt auf der südlichen Hälfte der Insel auf. Sein mächtiger Körper bewegte sich über das
verödete Land.
    Was gibt den Huldvollen das Recht, mich auszunutzen? fragte er sich. Niemand wußte von
der Intelligenz seiner Rasse, noch nicht einmal die Huldvollen. Dieser Gedanke befriedigte ihn
und machte ihn stolz.
    Ein Geheimnis besaß seine Rasse vor der gesamten Galaxis: das Geheimnis ihrer
wunderbaren geistigen Fähigkeiten. Niemals hatte ein Schreckwurm die Klugheit seiner Rasse
verraten.
    Doch über dieser Geheimhaltung stand die Pflicht.
    Es gab für ihn keine Lösung, mit der er gleichzeitig den Huldvollen, seiner Rasse und sich
selbst gerecht werden konnte. Verzweifelt kroch er weiter. Der Hyperteil seines enormen Gehirns,
der ihm neben dem UKW-Teil zur Verfügung stand, ermöglichte ihm nicht nur Frequenzen bis auf
fünfdimensionale Ebenen zu empfangen, sondern gab ihm die Möglichkeit, einen Peilimpuls
abzustrahlen, einen bioelektronischen Funkstoß auf Hyperebene, der Lichtjahre überbrücken
würde.
    Er erklomm den Kamm eines langgezogenen Hügels. Von diesem Platz aus konnte er zum Meer
blicken. Dort gab es sicher vielfältiges primitives Leben. Aber er konnte von Amöben, Einzellern,
Krebsen und Seeungeheuern keine Hilfe erwarten.
    Natürlich gestand sich der Schreckwurm nicht ein, daß er Hilfe benötigte. Es war nur ein
unbewußtes Suchen nach geistig Gleichgesinnten, die seine revolutionären Gefühle verstehen
würden.
    Er legte sich in Ruhestellung, mit offenen Augen, während der Wind, der vom Meer herankam,
über seinen mächtigen Körper strich.
    So kauerte er auf dem kahlen Boden, der durch die gefräßigen Hornschrecken steril geworden
war. Er versuchte, seine Gedanken unter Kontrolle zu bringen, doch sie entglitten ihm und kehrten
zu den gefährlichen Ideen zurück.
    Er spürte die Sonne, die weit entfernt im Raum stand und deren Energien er aufsog. Bald würde
er gesättigt sein. Sein Körper würde die tiefviolette Farbe annehmen, die für einen erwachsenen
Schreckwurm charakteristisch
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