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Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber

Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber

Titel: Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber
Autoren: Heinrich Kraus
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Sie hatten versucht Fische zu fangen, ohne einen einzigen zu erwischen.
    „Hast du was gefunden?“ fragte Karlchen.
    „Nein“, log ich und heulte zum Schein. „Ich halte es nicht mehr aus ohne Essen.“
    „Heut abend gibt’s was“, sagte Kitty.
    „Wieso?“ fragte ich.
    „Weil wir, wenn’s dunkel ist, ans Ufer paddeln“, knurrte Lulu.
    Wir warteten, bis ich meine Kleider angezogen hatte und Strups unter meine Jacke gekrabbelt war und bis die Sonne sich hinter den Bergen verkroch, damit sie auch mal die andere Hälfte der Erde beleuchten konnte, wo die Indianerwohnen; die brauchen schließlich ebenfalls Licht, weil sonst weder Kartoffeln noch Gräser wachsen, und wenn es kein Gras gibt, können auch keine Kühe existieren und weder Milch noch Fleisch produzieren. Von Fleisch redete Karlchen immerzu: daß er ein Steak verspeisen möchte und ein Kotelett mit Champignons darauf, dann ein Cordon bleu mit Spargel und zuletzt einen Kalbsnierenbraten. Uns anderen lief das Wasser im Maul zusammen, aber mir nicht so viel wie den Gangstern, weil ich einen Haufen Vogeleier in meinem Bauch hatte.
    Doch es wurde nichts aus unserer Kahnpartie. Als es dunkel geworden war, ging am Ufer plötzlich ein Lärm von Polizeiautos los, die wie verrückt umherrasten und mit ihren Scheinwerfern das Gelände ableuchteten. Einmal wurde sogar geschossen.
    „Die haben das Auto gefunden!“ brummte Karlchen.
    „Haben lange genug dazu gebraucht!“ knurrte Lulu.
    „Aber wieso suchen die uns am Weiher?“ fragte Kitty mit einem Zittern in ihrer Stimme.
    „Weil sie rausgekriegt haben, wo wir rumgelaufen sind.“
    „Wie nur?“ jammerte sie.
    „Natürlich mit Spürhunden!“ seufzte Karlchen.
    „Das denke ich auch“, knurrte Lulu.
    „Und nun?“ zeterte Kitty.
    „Nun müssen wir hierbleiben“, grunzte Lulu.
    „Ohne Steak, ohne Kotelett und ohne Cordon bleu!“ heulte Karlchen, der fast einen Nervenzusammenbruch erlitt.
    Dann fluchten sie so abscheulich, daß ich es wieder nicht aufschreiben kann. Der Heinrich Kraus, der ein Schriftsteller ist und mir
    ein bißchen mit dem Aufschreiben hilft, meint nämlich, daß ich sonst keinen Verleger finde, der diese Geschichte publiziert, denn unanständige Bücher werden nur für Erwachsene gedruckt. Erwachsene dürfen Sauereien lesen, weil ihr Charakter nicht mehr schlechter werden kann. Kinder dagegen sollen nur braves Zeug lesen, damit sie eine gute Meinung vom Leben kriegen und erst später merken, was wirklich los ist. So schloß ich meine Augen, denn ich war vom Hüttenbau müde geworden, und schlief bald ein.

Kapitel 9
    Onkel Edilein hielt meinen Kopf über den Spülstein und lachte. Seine Augen glühten unheimlich wie von einem Vampir, und seine Finger waren spitz wie Krallen. Meine Patin Berta, die ebenfalls gespenstisch aussah, goß aus einer Gießkanne Wasser über mich; es lief und lief über meinen Kopf, und die Kanne wurde nicht leer. Die beiden krähten und kicherten dabei wie Narren.
    „Mal sehn, ob dieser Rotzlöffel nicht sauber wird!“ plärrte Onkel Edilein.
    „Er wird geschrubbt, bis all diese ekligen Sommersprossen verschwunden sind“, jaulte Patin Bertalein.
    Dann kicherten sie wieder wie verrückt und gossen Wasser über mein Gesicht. Ich versuchte mich zu wehren, aber ich war wie gelähmt und ganz steif und konnte auch nicht schreien. Angst überfiel mich, so daß ich anfing zu zittern wie meine Großtante Karline , die ein Nervenleiden hat.
    Dann erwachte ich und merkte, daß es nur ein Traum gewesen war. Regen floß über mein Gesicht, und ich zitterte vor Kälte, und es waren weder Onkel Edilein noch Patin Bertalein da, sondern die drei Gangster. Die schnarchten, und aus Karlchens Hosentasche sah der Griffseiner Pistole hervor. Ganz vorsichtig zog ich daran, bis ich sie hatte. Ich überlegte lange, ob ich „Hände hoch!“ rufen sollte, aber das Risiko war zu groß; auch wollte ich keinem weh tun, selbst wenn es sich um Schurken handelte. Schnell versenkte ich die Waffe ins Wasser und stellte mich dann schlafend, bis die anderen aufwachten und gähnten und quatschten. Der Kahn fing an zu schaukeln, da erwachte auch ich und rieb mir die Augen.

    „Wo ist meine Pistole?“ schrie Karlchen nach einer Weile.
    „Deine Pistole?“ fragte Lulu, und ein Grinsen erschien auf seinem dummen Gesicht.
    „Hast du sie verloren?“ fragte Kitty und schaute erschrocken nach, ob sie ihre noch besaß. Erleichtert atmete sie auf.
    „Vielleicht hat der Knilch sie
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