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Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber

Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber

Titel: Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber
Autoren: Heinrich Kraus
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warten, bis der Rauch verzogen ist.“
    „Was andres wird uns ohnehin nicht übrigbleiben“, wimmerte Karlchen.
    „Und ich?“ meckerte ich.
    „Du darfst ein bißchen Robinson Crusoe spielen“, kicherte Kitty.
    „Was bestimmt angenehmer ist als deine Schule“, fügte der Lulu hinzu und lachte.
    Wir stiegen in den Kahn, und Lulu schwenkte das Ruder, so daß wir uns langsam vom Ufer lösten und über das Wasser in den weißen Nebel hineintrieben, hinter dem die Sonne wie eine Riesenorange aufstieg. Ich hätte gern etwas gegessen und eine Tasse Kaffee bei meiner Patin getrunken, denn der Hunger hockte in meinem Bauch und piesackte mich, vielleicht mehr als die andern, weil ein junger Mensch, der gerade wächst, eine gute Ernährung mit Vitaminen und Kalorien braucht, sonst gedeiht er nicht. Das ist wie bei den Pflanzen, wenn sie keinen Mist kriegen.
    „Und was wollen wir essen?“ fragte ich deshalb.
    „Er hat recht“, heulte Karlchen. „Ohne Nahrung sind wir nämlich verloren.“
    „Vielleicht finden wir was“, murmelte Kitty.
    „Hauptsache vorläufig, daß uns die Bullen nicht erwischen!“ brummte Lulu.
    „Ich habe aber Hunger!“ schrie ich und tat so, als ob ich weinte, aber es war nur zum Schein, eine Taktik, um sie noch mehr durcheinanderzubringen.
    Doch sie kriegten die Wut und sagten, sie würden mich ersaufen lassen mitsamt meinem Strups, wenn ich nicht die Klappe hielte, was ich augenblicklich tat, weil es dumm ist, gegen eine solche Übermacht zu kämpfen. Es ist sinnvoller zu warten, bis die Feinde schwach sind, und sie dann in eine Falle zu locken.
    Der Kahn trieb allmählich auf die Insel zu, die mit grünem Schilf bewachsen war. Nach einer Weile löste Karlchen den Lulu ab und ruderte ein wenig, aber nicht lange, weil ihm wieder die Luft ausging. Das letzte Stück übernahm Kitty.

    Manchmal sah ich Fische unter mir im Wasser, und immer mehr Vögel flatterten umher und schrien, während die Sonne höher stieg und ihre Strahlen den Nebel auflösten. Wir mußten uns beeilen, denn wir konnten nun einen Kirchturm und die Dächer eines Dorfes erkennen. Es läutete zur Frühmesse, und vielleicht entdeckten die Bauern einen Kahn mit vier Personen darin, die von der Polizei gesucht wurden. Deshalb paddelten sie nun alle, sogar mit den Händen, aber ich nicht.
    Die Gangster wurden arg enttäuscht, denn sie mußten feststellen, daß es sich um keine
    richtige Insel handelte, sondern nur um eine flache Stelle, die von Schilf bewachsen war. Alles war naß und schlammig bis über die Knie, so daß wir nicht aus dem Kahn krabbeln konnten, sondern drinbleiben mußten. Zurückrudern war auch unmöglich, da die Sonne den Nebel aufgelöst hatte und immer mehr Leute, vielleicht Urlauber, am Strand erschienen, um zu baden oder auf der Wiese zu liegen. Sicher hatten sie vom Bankraub erfahren und daß ein gewisser Sigi Wulle entführt worden war, der an seinen roten Haaren und den vorstehenden Zähnen leicht zu erkennen ist und auch daran, daß er ein Meerschweinchen mit sich führt.
    Sie schoben den Kahn tief ins Schilf, um ja nicht gesehen zu werden. Alle außer mir schwitzten. Ich grinste nur, weil sie nun noch mehr in der Falle saßen, und nahm mir vor, dafür zu sorgen, daß sie nicht mehr ungeschoren herauskommen würden, höchstens in Handschellen. Ich wußte aber auch, daß ich Geduld aufbringen müßte, wenn ich sie überlisten wollte. Leider siegt ja nicht immer das Gute; sonst müßte die Welt längst besser sein und nicht voller Gangster. So betrügt einer den andern, und unschuldige Jungen werden von Eltern und Paukern gequält und erzogen. Wenn die Erwachsenen feiern und ein bißchen besoffen sind, erzählen sie selbst, daß ihre Erziehung idiotisch war; aber am nächsten Tag, wenn sie einen Kater haben, machen sie alles genauso weiter.
    „Sollen wir hierbleiben?“ jammerte Karlchen.
    „Du mußt nicht!“ knurrte Lulu.
    „Kannst du schwimmen?“ fragte Kitty mit schriller Stimme. „Dann verdufte, wenn’s dir nicht paßt!“
    „Aber ohne die Tasche!“ brummte Lulu.
    „Ach so!“ sagte Karlchen, der seine Komplizen eine Weile fassungslos anglotzte. „Ach so!“

Kapitel 8
    Bis zum Mittag lagen wir dicht nebeneinander im Kahn und wurden von der Hitze, vom Hunger und von den Schnaken geplagt, die sich an der guten Mahlzeit, die aus Menschenblut bestand, erfreuten. Aber es wäre ungerecht, über sie zu schimpfen, weil wir Menschen nicht besser sind; schließlich essen wir auch Blutwurst, die
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