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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition)
Autoren: Jon Osborne
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staunender Ehrfurcht zur atemberaubenden Erhabenheit eines der zahllosen Wolkenkratzer von New York City hinaufstarrte.
    Dana stieß frustriert den Atem aus. Ihr graute bereits bei dem Gedanken an den nächsten Intensivkurs in Schach, durch den sie sich würde quälen müssen. Wenngleich sie das Spiel seit der Collegezeit gelegentlich spielte und sowohl die Figuren als auch deren Züge kannte, war sie weit davon entfernt, etwas von Spielstrategie zu verstehen. Erschwerend kam hinzu, dass Brown und sie es hier offensichtlich mit einem Meister zu tun hatten. Einem Meister, der erneut in die Offensive gegangen war, und zwar mit einer rücksichtslosen Gewalt, die nur jemand einsetzte, der nichts mehr zu verlieren hatte.
    Oder jemand, der nie etwas gehabt hatte, das er verlieren konnte.
    Das Buch zu lesen würde sie mindestens eine Woche kosten – wahrscheinlich wesentlich länger, wenn sie versuchte, den Inhalt zu begreifen  –, aber sie wusste, dass sie genau das tun musste, wenn Brown und sie auch nur den Hauch einer Chance haben wollten, einen Killer zu schnappen, der sich bisher als so gerissen und schwer fassbar erwiesen hatte, dass ihr angst und bange wurde. Dana hatte nicht die geringste Ahnung, welche Rolle die kleine Patrone im tödlichen Spiel des Killers spielte – noch nicht jedenfalls. Bislang war ihnen der Killer bei jedem Zug einen Schritt voraus gewesen. Er ließ sie wie Idioten aussehen, wie Amateure.
    Sie hoffte, der Inhalt des Buches würde endlich Licht auf das Rätsel werfen, das zu lösen Brown und ihr wieder einmal nicht rechtzeitig gelungen war. Wenn sie Glück hatten, konnten sie vielleicht das Leben des nächsten zur Hinrichtung vorgesehenen Opfers retten. Und so schwer es sein mochte, sich mit dem Gedanken anzufreunden – Dana wusste genau, was jeder dieser Morde gewesen war: eine Hinrichtung.
    In vorliegenden Fall hatte ihr Versagen Stephanie Mann das Leben gekostet. Wer wusste schon, wer als Nächstes an der Reihe sein würde? Niemand vermochte es zu sagen, und darin bestand das Problem. Der Killer zeigte kein erkennbares Muster, was die ausgewählten Zielpersonen anging. Hingegen ergab sich ein sehr deutliches Muster, was die Orte seiner Taten betraf. Wie sollte man ein Profil erstellen, wenn sich das Muster jedes Mal änderte?
    »Wieder mal leichte Lektüre für uns, Dana? Sieht ja richtig spannend aus diesmal. Ich kann’s kaum erwarten, mit dem Lesen anzufangen.«
    Dana schloss die Augen und schüttelte verärgert den Kopf. Wie jeder im Raum trug auch Brown eine komplette Schutzmontur, um den Tatort nicht zu kontaminieren – zumindest nicht noch mehr zu kontaminieren. Im direkten Vergleich ließ diese kakerlakenverseuchte Müllkippe jede billige Absteige wie eine luxuriöse Penthousesuite im Four Seasons erscheinen.
    Aber ob dreckig oder nicht – alles in der Wohnung musste eingetütet, mit Etiketten versehen und zur Analyse nach Washington D. C. ins FBI-Hauptquartier geschickt werden, und zwar schnell. Alles, angefangen von den stinkenden Müllsäcken über den kaputten Fernseher bis hin zum Schachbuch. Es blieb keine Zeit, vor Gericht eine einstweilige Verfügung gegen den Abriss des Gebäudes zu erwirken, daher mussten sie die gesamte Wohnung Stück für Stück leeren. Die anschließende Spurenanalyse würde wahrscheinlich Wochen, wenn nicht Monate in Anspruch nehmen. Es war, als würfe man fünfzig verschiedene Riesenpuzzles in eine große Kiste und versuchte, aus allen Teilen zusammen ein einziges, klares Bild zu erschaffen.
    Mit anderen Worten: nahezu unmöglich. Obwohl aufgrund der wachsenden Zahl von Morden inzwischen eine behördenübergreifende Arbeitsgruppe ins Leben gerufen worden war, hatten Dana und Brown immer noch die Leitung. Sie waren es auch, die das meiste Lob einheimsen würden, sollte es ihnen gelingen, den Killer zu stoppen – und ihnen würde man den Großteil der Schuld zuweisen, falls nicht. Bisher hatte es kein Lob gegeben, dafür reichlich Schuldzuweisungen. Der Geduldsfaden in D. C. war ziemlich dünn geworden. Dana wusste, dass ihr Kopf und der von Brown rollen würden, wenn sie nicht bald ernsthafte Fortschritte bei der Identifikation des Killers erzielten. Das mochte eine abschreckende Weise sein, die Dinge zu betrachten, nichtsdestotrotz eine passende.
    Dana reckte den Hals und sah zu ihrem Partner. Die Papiermasken über ihren Gesichtern passten zu den Schutzhüllen über ihren Schuhen und verliehen ihnen das Aussehen von Notfallchirurgen,
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