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Sieg einer großen Liebe

Sieg einer großen Liebe

Titel: Sieg einer großen Liebe
Autoren: Judith McNaught
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glaubte deine Mutter, sie könnte lernen, mich zu lieben. Später versuchte ich mir einzureden, daß es nicht wichtig sei. Ich sagte mir, unsere Ehe könnte auch ohne Liebe gut sein.“
    Seine nächsten Worte brannten sich tief in Victorias Herz: „Ich war töricht! Nicht erwiderte Liebe ist die Hölle! Lass dir niemals einreden, du könntest mit jemandem glücklich werden, der dich nicht liebt.“
    „Das ... das werde ich nicht“, flüsterte Victoria.
    „Und liebe niemals einen Mann mehr als er dich liebt, Tory.“
    „Das ... das werde ich nicht“, wiederholte Victoria. „Ich verspreche es.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie ihrem Vater zärtlich die Hand an die Wange legte. „Der Mann, den ich heirate, wird genauso sein wie du“, schluchzte sie.
    Er lächelte gerührt, antwortete aber nicht darauf. Statt dessen sagte er: „Weißt du, deine Mutter und ich haben Dorothy und dich zum Gernhaben, und diese Liebe teilen wir.“

    ~ * ~

    Die Morgendämmerung war kaum angebrochen, als sich Victoria nach einer schlaflosen Nacht aus dem Haus schlich. Unter ihrem roten Umhang trug sie ein dunkelblaues wollenes Reitkleid. Sie holte ihr indianisches Pony aus dem Stall und schwang sich auf seinen Rücken.
    Eine Meile entfernt erreichte sie den Bach, der neben der Hauptstraße zum Dorf floss. Sie stieg ab, kletterte vorsichtig die schneebedeckte Uferböschung hinunter und setzte sich auf einen flachen Felsblock. Das Kinn in die Handflächen gestützt starrte sie auf das graue Wasser, das sich langsam um die Eisbrocken am Ufer schlängelte. Der Himmel färbte sich erst gelb und dann rosa, während sie die Freude wiederzufinden suchte, die sie immer hier empfunden hatte, wenn sie das Erwachen eines neuen Tages beobachtete.
    Ein Pferd schnaubte hinter ihr. Victoria hörte die Schritte eines Menschen, der sich leise die steile Böschung hinabtastete. Den Bruchteil einer Sekunde, bevor der Schneeball sie treffen konnte, lehnte sie sich zur Seite. „Schlecht gezielt, Andrew“, rief sie, ohne sich umzudrehen.
    Ein Paar glänzende braune Stiefel kamen in ihr Blickfeld. „Du bist heute früh auf“, stellte Andrew fest und lachte die zierliche junge Schönheit auf dem Felsen an. Victoria hatte ihr rotgoldenes Haar aus der Stirn gekämmt und mit einem Schildpattkamm auf dem Kopf zusammengefasst. Von dort fiel es ihr wild über die Schultern. Ihre leicht schräggestellten Augen waren von lebhaftem Blau und von seidigen Wimpern umgeben. Sie hatte eine zierliche Nase und hohe Wangenknochen und in der Mitte ihres Kinns ein niedliches Grübchen.
    Victoria versprach sehr schön zu werden, doch wusste der Betrachter, daß sie eher exotisch als zart, eher lebhaft als tugendsam wirken würde. Auch drückte ihr kleines Kinn Eigenwilligkeit aus. Den Augen fehlte jedoch heute morgen der Glanz.
    Das Mädchen formte einen Schneeball, und Andrew bückte sich. Doch statt wie sonst nach ihrem Freund zu zielen, warf sie den Schnee in den Bach.
    „Was ist los, Augensternchen?“ fragte er. „Hast du Angst, daneben zutreffen?“
    „Natürlich nicht“, widersprach Victoria.
    „Rückst du ein Stückchen, damit ich neben dir sitzen kann?“ Ihm fiel wieder ihr trauriger Gesichtsausdruck auf. „Weshalb schaust du so grimmig?“
    Victoria betrachtete ihren großen und liebsten Freund. Andrew Bainbridge war fünf Jahre älter als sie und das einzige Kind der reichsten Bewohnerin von Portage. So erfreulich Andrew war, so unerfreulich war seine Mutter. Als scheinbar kränkliche Witwe tyrannisierte sie ihren Sohn. Auf der einen Seite klammerte sie sich besitzergreifend an ih...nd auf der anderen bürdete sie ihm die volle Verantwortung für die über tausend Morgen große Farm auf.
    Andrew fasste Victoria am Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Erzähle es mir“, verlangte er.
    Dieser zweiten Aufforderung konnte sie kaum widerstehen. Andrew hatte ihr alles beigebracht, was sie konnte: Angeln, Schwimmen, Pistolenschießen und das Mogeln beim Kartenspiel. Victoria hatte seine Anstrengungen damit belohnt, daß sie in allem besser wurde als er. Sie wusste also, daß sie ihm vertrauen konnte, jedoch brachte sie es nicht übers Herz, die Ehe ihrer Eltern mit ihm zu besprechen.
    „Andrew“, begann sie zögernd, „wie kann man feststellen, ob man von einem Menschen wirklich geliebt wird?“
    „Wer, fürchtest du, könnte dich nicht lieben?“
    „Der Mann, den ich einmal heiraten werde.“
    Wäre sie ein bisschen älter und erfahrener
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