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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens
Autoren: Heather Graham
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und der Lärm von Gewehrsalven erfüllte die Luft. Ein Schrei war zu hören -ein herausfordernder, stolzer und entschlossener Ruf, der dem Tod trotzen wollte: der Schlachtruf der Rebellen. Dennoch konnte sie sich des Gedankens nicht erwehren, daß hier, vor ihren Augen, der Süden im Sterben lag.
    Sie war verwirrt darüber, daß sich ein neuer Traum mit dem alten zu vermischen schien. Sie sah Richard, ihren Ehemann, und mußte wieder miterleben, wie er starb ... Aber dann rollte er herum und war plötzlich nicht mehr ihr Richard.
    Dieser Soldat hatte dunkles Haar. Er lag am Boden. Kanonenbeschuß hatte ihn vom Pferd geworfen, und er war weit entfernt von seinem Tier aufgekommen. Jetzt erhob er sich und rief denen, die ihm nachfolgten, etwas zu. Er befahl, die Toten vom Feld zu bringen und den Sterbenden zu helfen. Er duckte sich unter den schwarzen Erdklumpen, die von den Explosionen aufgeworfen zu Boden hagelten. Es schien nicht aufhören zu wollen. Er rannte durch die Sperrfeuer um sich herum, legte einem Verletzten eine Aderpresse an, befahl, daß man einen anderen aus der Schußlinie brachte - und stellte den Tod eines dritten fest. So viele Männer waren verletzt!
    Er kam der Front immer näher, und plötzlich sirrten auch um ihn Kugeln herum. Man hörte das Klirren von Metall, als die Fußsoldaten, die die Sperrfeuer überlebt hatten, die feindlichen Reihen erreichten und ein Kampf Mann gegen Mann entbrannte.
    Genau in diesem Augenblick wurde auch er getroffen...
    Es war wie beim ersten Mal. Sie beobachtete, wie sich die Kugel in seinen Körper bohrte, und sah den Ausdruck in seinen Augen. Als Arzt war ihm augenblicklich klar, daß er tödlich getroffen war, und dann sank auch er zu Boden...
    Plötzlich wurde das Feld von farbigem Licht überflutet, das sich gegen den dunklen Rauch abhob. Goldene Sonnenstrahlen, die leicht verschwommen ins Violette und Dunkelrote spielten, beherrschten jetzt die Szenerie: Farben der untergehenden Sonne - eines Tages, der sich dem Ende zuneigt. Vielleicht konnte man das Leben mit einem Tagesverlauf vergleichen, an dessen Ende die untergehende Sonne noch einmal all die Pracht der vergangenen Stunden hervorbringt, um dann ins Dunkel der Nacht überzugehen.
    Erschrocken wachte sie auf. Die Sonne versank nicht hinter blutgetränkten Hügeln und Feldern, sondern erhob sich am östlichen Horizont. Die ersten Strahlen erreichten bereits die weißen Linnen ihres Feldbetts, spielten auf ihrem Nachthemd und der leinenen Zeltplane und überzogen alles mit einem blaßrosa Schimmer ... dem Widerschein eines blutigen Todes.
    Sie hatte schon einmal im Traum einen Mann - ihren Mann! - sterben sehen, und dann hatte sich dieser schreckliche Traum bewahrheitet. Richard war gefallen, und der Tod würde abermals zuschlagen, wenn sie es nicht verhinderte.
    Aber wie? Wie sollte sie diese riesige, tödliche Woge stoppen, mit der der Krieg alles unter sich zu begraben drohte? Sie konnte nichts dagegen tun. Es war unmöglich und lag außerhalb ihrer Macht...
    Aber sie mußte wenigstens seinen Tod verhindern. Vielleicht konnte sie ihn warnen, ihn zurückhalten. Julian? Mit seinem Stolz, seiner Loyalität und seiner Entschiedenheit -seinem Starrsinn? Es mußte ihr einfach gelingen! Noch einmal würde sie diesen Schmerz nicht ertragen können.
    Schnell stand sie auf, wusch sich, kleidete sich an und trat dann aus ihrem Zelt, das in der Nähe des Feldlazaretts des Yankee-Camps gelegen war, hinaus ins Freie. Corporal Watkins, den man im Augenblick zu ihrem Schutz abgestellt hatte, goß sich gerade einen Becher Kaffee ein.
    »Warum sind Sie schon so früh auf, Mrs. Rhiannon? Es dauert bestimmt noch ein paar Stunden, bis wieder geschossen wird, schätze ich.« Mit diesen Worten reichte er ihr den Kaffeebecher, den er sich gerade eingeschenkt hatte, und fuhr kopfschüttelnd fort: »Das muß für Sie ganz schön hart sein, und nicht nur für Sie, könnte ich mir vorstellen. Ich meine, einige von uns aus dem Norden denken, nur ein toter Rebell sei ein guter Rebell. Aber ihr aus dem Süden, die ihr gegen die Sezession seid, wißt doch ganz genau, daß auch ein paar gute Menschen in dieser haselnußbraunen und grauen Rebellenkluft stecken. Und Kanonenkugeln machen nun einmal keinen Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Menschen. Nicht wahr, Ma'am?«
    Ihre Hand zitterte, als sie den Becher entgegennahm, den er ihr hinhielt. »Ich muß General Magee sprechen, Corporal Watkins.«
    »Warum denn, Ma'am,
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