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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens
Autoren: Heather Graham
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weinen.
    Nachdem der folgende Tag vergangen und die Nacht hereingebrochen war, ohne daß Julian zurückkehrte, war Rhiannon überzeugt davon, daß er tot war. Sie hatte noch nie einen solchen Traum gehabt, der sich dann nicht bewahrheitet hätte, und sie weinte die ganze Nacht in ihr Kissen.
    Als der Morgen anbrach, ging sie zum Bach und sah dem Sonnenaufgang zu. Sie dachte daran, wie sie sich am Anfang als Feinde gegenübergestanden hatten, und dann an all das, was sie geteilt und gemeinsam erlebt hatten. Beide hatten sie diesen Ort geliebt. Den von Kiefernnadeln bedeckten Waldboden, die Farben des Wassers, der Vögel, des Tages, der Nacht, des Sonnenauf- und -Untergangs...
    Das Baby bewegte sich in ihr, aber auch das konnte ihr nicht geben, wonach sie sich sehnte - den Wunsch, weiterleben zu wollen. Julian war es gewesen, der ihr die Lust am Leben zurückgegeben hatte.
    Aber ohne ihn...
    Doch dann wurde ihr mit einemmal warm ums Herz, und sie blickte sich um. Da stand er, lässig an einen Baum gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt, und beobachtete sie. Reine Einbildung, dachte Rhiannon zuerst: ein
    Trugbild, das ihr der Schein der aufgehenden Sonne vorgaukelte, weil nur Julian Leben und Tag für sie sein konnte.
    Aber er war keine bloße Illusion, denn nun kam er auf sie zu und rief ihren Namen: »Rhiannon!«
    Erstaunt, daß er tatsächlich noch am Leben war, drehte sie sich nun ganz zu ihm um und rannte ihm entgegen. Und als sie bei ihm angelangt war, fing er sie auf, wirbelte sie herum und drehte sich wieder und wieder mit ihr im Kreis. Sie berührte sein Gesicht und seinen Körper, um sich zu vergewissern, daß er auch wirklich da war und lebte.
    Als er ihr über die Wange streichelte, sagte sie: »Ich habe den Traum wieder gehabt und die Explosionen gesehen ... und wie du gestorben bist! O Gott, Julian! Ich kann diese Träume nicht mehr ertragen. Warum müssen sie mich so quälen?«
    Beruhigend streichelte er ihr weiter über die Wange. »Vielleicht sind deine Träume gar kein so großes Übel, sondern ganz besondere Eingebungen - Warnungen. Du bist begnadet, Rhiannon. Das, was du gesehen hast, hätte sich durchaus ereignen können. Aber ich bin nicht wirklich dorthin gegangen, das heißt, wir sind nie dort angekommen, wo die Explosionen stattfanden«, erklärte er und sah ihr ernst in die Augen. »Als mir aufging, wie verzweifelt du warst, bin ich zwar mit den Männern mitgeritten, aber als wir in die Nähe des Schiffes kamen, befahl ich ihnen, zurückzubleiben. Die Yankees jagten eine Salzgewinnungsanlage in die Luft, aber keiner wurde getötet. Rhiannon, du hast unser aller Leben gerettet!« Er tastete nach ihrem Kinn, richtete ihr Gesicht zu sich auf und sagte: »Meine Geliebte, ich verspreche dir, daß ich von heute an auf dich hören werde.«
    »O Julian, aber wir haben immer noch Krieg!«
    »Mein Krieg wird sich hier abspielen, Rhiannon. Jetzt weiß ich, wofür ich kämpfe: Ich will leben. Für uns, für das Baby und für die, die hier bei uns sind. Ich werde versuchen, niemals wieder an deinen Worten zu zweifeln, und dich auch nicht mehr allein lassen.«
    »Julian ...« Überglücklich schlang Rhiannon ihm die Arme um den Hals und küßte ihn lange und hingebungs-voll. Dann lösten sich ihre Lippen von seinen, und sie sagte: »Wir haben immer noch Krieg.«
    »Aber wir werden ihn überleben.«
    Mittlerweile hatte sich die Sonne bereits hoch über dem Wasser erhoben. Gemeinsam betrachteten sie die wunderbare Natur, und Rhiannon murmelte mit dem Rücken an Julian gelehnt: »Was uns die Zukunft wohl bringen mag?«
    »Kannst du sie uns nicht Voraussagen?« fragte er halb scherzhaft und halb im Ernst.
    Kopfschüttelnd entgegnete sie: »Ich wünschte, ich könnte es. Ich weiß nicht, wann dieses Debakel ein Ende nimmt oder wie es ausgeht, und ich habe solche Angst, daß es einfach immer weitergeht... Aber ich kann die Zukunft nicht sehen. Ehrlich, ich kann es nicht.«
    »Aber ich!«
    »So?« entgegnete sie skeptisch und drehte sich ihm wieder zu.
    »Ganz bestimmt sogar«, sagte er, und dann raunte er ihr ins Ohr: »Wir werden gleich miteinander schlafen und dann allen erzählen, wie sehr wir uns lieben.«
    »Ah!« murmelte sie.
    »Nun, was hältst du davon?«
    »Das ist mir Zukunft genug«, sagte sie liebevoll, stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn auf den Mund -nur allzu bereit, seiner Zukunft entgegenzutreten.

FLORIDA-CHRONIK
    1492: Christoph Kolumbus entdeckt die sogenannte Neue
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