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Sieg der Leidenschaft

Titel: Sieg der Leidenschaft
Autoren: Heather Graham
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ich weiß, Sie befinden sich in einem heiklen Zustand ...«
    Heikel? Ein viel zu milder Ausdruck. Splitternackt war sie. Niemals hätte sie vermutet, die feindlichen Truppen würden so tief ins Landesinnere vorstoßen.
    Doch in diesen Zeiten war offenbar alles möglich. Neue Strategien wurden entwickelt. Während Florida von Krankheiten, Unterernährung und einem beklagenswerten Mangel an Medikamenten heimgesucht wurde, hoffte der Feind, den Staat zu vernichten, indem er dessen Armee aushungerte. Tia ritt mit einem armseligen Trupp durch das Land - mit drei Privates, noch nicht trocken hinter den Ohren, und zwei Schwerverletzten. Wegen dieser beiden nahm sie ein Bad, um die Blut- und Schmutzkrusten wegzuspülen, die seit dem hastigen Aufbruch immer beharrlicher an ihrem Körper klebten. Beim letzten Kampf im alten Camp am Fluss waren die zwei Jungen von Minie-Kugeln 1 getroffen worden, die oft tödliche Wunden verursachten. Colonel Julian McKenzie, Tias Bruder hatte die Solda-ten operiert und ihnen vorerst das Leben gerettet. Kurz danach hatten sie das Lager abgebrochen. Die Unverletzten ritten nach Norden, während Tia, unterstützt von drei gesunden Soldaten, die Verwundeten nach Südwesten bringen sollte, zu einem alten Creek-Camp. Dort würden sie Unterschlupf finden, bis sie genasen und an die Front zurückkehren konnten. Sobald sie das Creek-Lager in der Nähe von Cimarron erreichten, wollte sie ihre Familie besuchen, bevor sie Julian wieder im Lazarett assistieren würde.
    »Miss Tia!« Jetzt klang Jemmys Stimme noch ängstlicher.
    Höchste Zeit, die Versteinerung abzuschütteln und nachzudenken ... Sie saß im seichten Fluss, in der Nähe ihres Pferdes, das am Wasserrand stand. Aber die Kleider lagen am anderen Ufer. Die sanften Wellen reichten ihr bis zum Busenansatz. Bisher hatte sie noch keine Gelegenheit gefunden, ihr Haar zu waschen, das ihre Schultern wie ein langes, fließendes schwarzes Cape umgab. Jede Minute würde der Feind auftauchen. »Machen Sie, dass Sie mit den anderen wegkommen, Jemmy!«, befahl sie. »Später werde ich euch dann folgen.«
    »Wir können Sie doch nicht allein lassen ...«
    »Wagen Sie sich bloß nicht näher!«, fauchte sie, als seine Schritte im Unterholz knackten. »Bringen Sie die Verwundeten weg! In dieser Gegend kenne ich mich aus. Sobald ich gesehen habe, wer da kommt, reite ich auf Umwegen zu ihrer Route.«
    Da sie keinen militärischen Rang einnahm, durfte sie Jemmy eigentlich keine Befehle erteilen. Sie gehörte nicht einmal der Miliz an. Doch sie strahlte jene natürliche Autorität aus, die sie bei der jahrelangen Pflege der Verwundeten erworben hatte. Und sie wusste, wann man angreifen und wann man weglaufen musste. Zu Beginn des Krieges war sie eine wohlerzogene junge Dame gewesen, aber auch das Kind aufgeklärter
    Eltern, die für ihre umfassende Bildung gesorgt hatten. Sie wollte die Welt sehen - ägyptische Pyramiden, englische Schlösser, französische Paläste. Stattdessen hatte sie die letzten Jahre mit Männern verbracht - mit jungen und alten, attraktiven und hässlichen, rüpelhaften und charmanten. Aus allen Teilen des Staates, Rebellen und Yankees. Tia sah sie sterben oder überleben, sie beobachtete, wie sie zusammengeflickt wurden, und wusch sie von Kopf bis Fuß. Und so kannte sie sämtliche männlichen Körperteile besser, als sie sich das jemals vorgestellt hatte ...
    Deshalb besitze ich ein gewisses Ansehen und Erfahrung, dachte sie fast belustigt, aber ich habe mein Schamgefühl verloren.
    »Bitte, Miss Tia, diese Männer sind gleich da!«
    Jetzt stand Jemmy am Wasserrand. »Verschwinden Sie - ach was, schon gut«, seufzte sie und erhob sich. Das alles war nicht seine Schuld. Um in den Krieg zu ziehen, hatte er sich ein paar Monate älter gemacht. Sicher ist er noch keine achtzehn, dachte Tia. Auch sie war immer noch eine junge Frau. Trotzdem fühlte sie sich allmählich uralt, während der Krieg kein Ende nahm. Jetzt glotzte er sie natürlich an, obwohl sie nicht wirklich nackt war. Mit ihrem langen schwarzen Haar, das bis zu den Schenkeln hinabfiel und die wesentlichen Teile ihres wohlgeformten Körpers verbarg. »Machen Sie den Mund zu, Soldat, und bringen Sie die Verwundeten endlich in Sicherheit!«, befahl sie. »Sobald ich weiß, wer sich an uns heranpirscht, folge ich Ihnen.«
    »Aber - Sie sind eine Frau, Miss Tia, und wir können Sie nicht allein lassen ...«
    »Seit der Krieg ausgebrochen ist, spielt mein Geschlecht keine Rolle mehr.
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