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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition)
Autoren: Michael R. Schröder
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könnte ja sein, dass da noch jemand auf der Burg ist«, gab
André zu bedenken. »Wo einer ist, können auch zwei sein. Wer weiß, was die da
oben vorhaben. Vielleicht ist der Typ nur weggegangen, um irgendwelche
Besorgungen zu machen.«
    »Wäre möglich«, pflichtete Leon bei. »Vielleicht holen sie ihre Schlachtermesser?«
    André schlug ihm in die Rippen. »Eierkopf!«
    Leon grinste.
    Sie schlichen weiter bis zum Eingang der Burgruine. »Christopher
und ich könnten vorgehen, um nachzusehen, ob die Luft rein ist«, schlug Marcel
vor, doch Leon hatte eine andere Idee.
    »Wäre es nicht besser, wenn Pascal und ich vorgehen? Wir sind
kleiner als ihr und können uns unauffälliger bewegen.«
    Marcel überlegte, dann stimmte er zu. »Also gut, geht und seht nach.«
    Die beiden Brüder krochen nach vorne, wo sie einen Moment innehielten.
Ganz wohl war ihnen nicht, denn es war stockdunkel … viel zu dunkel, wie sie
fanden.
    »Ach, übrigens«, meinte Tom, »ich konnte euch immer gut leiden,
gell.«
    Pascal schnaufte aus. »Tom, du bist mit Abstand der lustigste Typ,
den ich kenne.«
    »Aber der saulustigste überhaupt!«, fügte Leon hinzu.
    Marcel verdrehte die Augen. »Los geht’s, beeilt euch!«
    Tief geduckt schlichen die beiden Brüder an der kleinen Begrenzungsmauer
entlang, die hinauf ins Burginnere führte. Der Burghof war eine fast runde
Fläche, deren Durchmesser gut und gerne achtzig Meter betrug. In der Mitte
stand ein Baum, der durch das schwach einfallende Mondlicht wie lebendig
aussah. Fast hatte es den Anschein, als versuche er sie mit seinen Ästen zu
greifen.
    »Siehst du was?«, fragte Leon.
    »Ja … meine Augenlider von innen.«
    »Was?«
    »Ja, ich habe vor lauter Angst die Augen zu«, kicherte Pascal.
    »Scherzkeks«, flüsterte Leon. Er sah nach oben zur Empore, doch
auch dort war nichts zu sehen. »Was soll das bringen? Wir sitzen hier und lauschen
in die Dunkelheit!« Noch länger zu warten, hielt er für ausgemachten Blödsinn.
    Sie gingen zurück und meldeten den anderen, dass die Luft rein
sei.
    »Also Entwarnung«, freute sich Christopher und erhob sich. »Los,
auf was wartet ihr!«
    Im Burghof angekommen, blickten sie sich um. Dunkel und mächtig
wirkten die Burgmauern um sie herum … wie aus einer anderen … einer längst
vergangenen Zeit.
    Während sich die anderen im Burghof verteilten, hatte Tom die
Aufgabe übernommen, den Haupteingang zur Burg zu beobachten. Er ging hoch auf
die Empore, von der aus er alles überblicken konnte, insbesondere den Zugang
zur Burg. Ungebetene Gäste konnten sie jetzt wirklich keine gebrauchen.
     
    *
     
    Z ur gleichen Zeit, nicht weit entfernt: Johann stand an der Eingangstür
zu Lorentz Krummholds Haus. Er hatte bereits zweimal angeklopft, ohne dass
geöffnet worden war. Gerade wollte er sich abwenden, als er hörte, wie von
innen ein Riegel zurückgeschoben wurde.
    Krummhold öffnete und bat ihn herein.
    Johanns erster Blick galt der offenstehenden Kellertür, die ihm
die Sicht auf einen immer dunkler werdenden Treppenabgang erlaubte. Er ging weiter
ins Wohnzimmer, wo er wieder diesen modrigen Geruch wahrnahm, der ihm schon bei
seinem letzten Besuch aufgefallen war. Heute kam er ihm sogar noch intensiver
vor … und er fragte sich, was es mit dem alten Haus wohl auf sich hatte.
    Lorentz Krummhold verriegelte die Haustür. »Setz dich, ich bereite
dir einen Tee zu«, rief er Johann hinterher, der sich für den Sessel entschied,
den er schon beim letzten Mal eingenommen hatte. Er war weich und gemütlich und
stand so, dass man den ganzen Raum überblicken konnte.
    Johann schaute sich um, wofür er bei seinem letzten Besuch, der auch
der bis dahin einzige gewesen war, keine Zeit gehabt hatte.
    Der Raum war überraschend groß, Johann schätzte seine Grundfläche
auf fünfzig Quadratmeter. Zur Hälfte bestand er aus einer Galerie, zur anderen
aus einem Zwischengeschoss, auf dem sich eine Bibliothek befand, die nur über
eine Leiter zu erreichen war. Beim letzten Mal war die Bibliothek mit einem
Vorhang verhüllt gewesen, doch jetzt war er zur Seite gezogen. Johann war
überrascht, denn noch nie hatte er so viele Bücher auf einmal gesehen. Doch außer
den vielen Büchern waren in den Regalen auch viele alte Schriftrollen
gestapelt. Sie lagen ordentlich sortiert in Fächern und ragten etwa zehn Zentimeter
über deren Ränder hinaus. Es mussten Hunderte sein.
    Sein Blick wanderte wieder zu der offenen Kellertür, die bei seinem
letzten Besuch
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