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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition)
Autoren: Michael R. Schröder
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blickte er geradewegs zur Decke. Er
hatte keine Ahnung, wo er war, und versuchte sich an die Geschehnisse des
Vorabends zu erinnern. Doch so einfach war das nicht. Sie waren auf der Burg
und mussten sich verstecken. Und dann …? Ein rotes Licht fiel ihm ein … und ein
starker Wind. Und weiter? Er setzte sich auf und schaute umher. Seine Freunde
lagen schlafend neben ihm und sie befanden sich ohne Zweifel in einer Art
Gewölbe. Seitlich war ein Fenster, oder, besser gesagt, eine Maueröffnung. Der
einfallende Lichtstrahl warf ein kleines helles Rechteck auf den Boden. Im
Lichtstrahl selbst schwebten tausende kleiner Staubteilchen, von denen manche
glitzerten. Ansonsten war der Raum abgedunkelt, aber hell genug, um alles
erkennen zu können. Die Wände waren aus Natursteinen gemauert. Ein alter
Schrank stand an der Seite, der selbstgezimmert aussah und bestimmt schon
einige Jahre auf dem Buckel hatte. Neben ihm eine Truhe, wahrscheinlich genauso
alt und ebenfalls selbstgemacht.
    Er blickte in die Raumhälfte hinter sich und musste ein paar Mal
blinzeln, um seinen Augen zu trauen. Direkt an der Wand lag eine kleine Gestalt
auf einem Nachtlager aus Stroh und Decken. Es sah aus, als schliefe sie tief und
fest.
    Marcel rüttelte an Andrés Schulter, dann ein zweites Mal, und als dieser
endlich die Augen öffnete, hielt er ihm die Hand auf den Mund. »Pssst«, zischte
Marcel und deutete mit dem Zeigefinger zu dem Nachtlager hinüber. »Schau mal!«,
    André wirkte benommen. Er stützte sich auf den Ellenbogen und blickte
herum. Eine Weile betrachtete er die Person, »Wer ist das?«, flüsterte er. »Und
wo sind wir hier überhaupt?«
    »Keine Ahnung.« Woher sollte Marcel es auch wissen?
    Sie weckten die anderen.
    »Was geht hier vor sich?«, staunte Leon. »Ich kann mich kaum noch an
etwas erinnern … nur an einen starken Wind … und ein grellrotes Licht. Ab da
habe ich … so wie es aussieht … einen Filmriss.«
    »Darüber reden wir später!« Marcel deutete zu dem Nachtlager hin
und alle blickten herum.
    Wer war die Gestalt?
    Marcel erhob sich und näherte sich vorsichtig. Er erkannte schnell,
dass es sich um ein kleines Mädchen handelte. Während er es betrachtete, riss
es plötzlich die Augen auf und wollte losschreien, doch Marcel hielt ihm geistesgegenwärtig
die Hand über den Mund. Den leisen Schrei, den es ausstieß, konnte er jedoch
nicht verhindern.
    Sie alle hielten die Luft an. Hatte jemand den Schrei gehört und
würde herbeieilen?
    Marcels Blick wurde eindringlich. »Wir tun dir nichts! Also versprich
mir, nicht zu schreien, wenn ich dich nun loslasse.«
    Das Mädchen nickte, worauf Marcel die Hand von ihrem Mund nahm.
»Wer bist denn du?«, fragte er.
    »Die Irmel.«
    »Aha! Und wo sind wir hier?«
    »Bei uns.«
    Marcel schaute zu seinen Freunden herum und grinste sie belustigt
an, dann wandte er sich wieder dem Mädchen zu. »Du musst uns schon etwas genauer
sagen, wo wir hier sind. Wenn du sagst, bei uns , so kann das überall
sein.«
    Irmel überlegte kurz. »Dass ihr das nicht wisst! Auf der Burg in
Lindenfels sind wir!«
    Die Jungen erhoben sich, traten zu Irmels Nachtlager und blickten sie
neugierig an. Sie hatte große braune Augen und langes mittelbraunes Haar, das
ungepflegt aussah – so wie überhaupt das ganze Mädchen. Trotzdem wirkte sie
niedlich und hübsch.
    »Wo kommt ihr her?«, fragte Irmel und setzte sich auf.
    »Von zu Hause«, konterte André und lachte dabei als einziger. Sein
Scherz war nicht sonderlich gut angekommen.
    »Und wo ist euer Zuhause?«, wollte Irmel wissen, ohne dabei auch
nur im geringsten auf Andrés Ulk-Versuch einzugehen.
    »Wir kommen aus Schlierbach«, erklärte André leicht verdrossen,
was den anderen ein Grinsen abrang.
    »Und aus Kolmbach«, fügte Leon hinzu.
    »Meine Mama hat gesagt, in Schlierbach gäbe es nur drei Häuser …
und in Kolmbach nur fünf«, entgegnete Irmel. Dann lachte sie herzhaft. »Aus so
kleinen Orten kommt ihr!«
    Die Freunde blickten stirnrunzelnd daher. »Oje«, meinte Tom. »In
dem Alter hat sie es mit dem Zählen ja noch nicht so«, worauf alle lachten.
    »Wie sind eure Namen?«, fragte Irmel.
    »Darf ich vorstellen?« Tom deutete jeweils auf die Person, deren
Namen er gerade nannte. »Das sind Marcel, Christopher, Leon, André, Pascal … und
ich bin Tom.«
    Irmel lachte erneut. »Ihr habt aber komische Namen.«
    »Naja, Irmel ist auch nicht gerade der Renner«, konterte André und
verzog die Mundwinkel.
    »Wie alt bist du
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