Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition)
Autoren: Michael R. Schröder
Vom Netzwerk:
denn?«, fragte Pascal.
    »Ich bin schon sechs«, antwortete Irmel, wobei ihr der Stolz aus der
Stimme stach.
    Marcel nickte anerkennend. »Da bist du ja schon ganz schön groß
und eine richtige junge Dame.«
    »Ja!«, meinte Irmel und strahlte übers ganze Gesicht. »Ich will
mal Lehrerin werden. Dann kann ich lesen und schreiben. Mein Papa kann das nicht.«
    Tom lachte. »Ich wäre froh, meiner könnte es auch nicht, bei den Schulnoten, die ich nach Hause bringe.«
    Marcel ging zur Tür. Er wollte einen Blick durch das Sichtgitter
werfen, doch kaum hatte er hinausgeschaut, da wandte er sich mit versteinertem
Blick zu seinen Freunden um.
    »Was ist?«, fragte Christopher.
    Marcel schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich träume!«
    »Sag schon«, drängte Tom. »Machs nicht so spannend.«
    »Kommt doch her und seht es euch selbst an.«
    Die Freunde drängten um das Sichtgitter, spähten hinaus und
konnten Gebäudewände erblicken, die genau aus den Steinen bestanden, die sie von
ihrer Burgruine her kannten. Eine Frau mit einem kleinen Kind war zu sehen –
und zweifelsohne, sie trugen mittelalterliche Kleidung. Christopher drehte sich
zu Irmel um. »Welches Jahr haben wir?«
    »Das weiß ich nicht, aber ich bin 1501 auf die Welt gekommen.«
    »Und ich bin Julius Caesar«, rief Leon lachend heraus. Er tippte sich
mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. »Wenn sie 1501 geboren und sechs Jahre alt
ist, so würden wir uns jetzt im Jahre 1507 befinden!«
    Marcel strich sich geistesabwesend übers Kinn, »Das würde
bedeuten, dass wir einen Zeitsprung von fünfhundert Jahren gemacht hätten!«
    »Hört bitte sofort mit dem Blödsinn auf«, schimpfte Leon los. »Wer
glaubt denn so was?« Er war sichtlich verärgert darüber, dass seine Freunde an
diesen Hokuspokus glaubten, den es doch nur in Filmen gab. Kopfschüttelnd sah
er von einem zum anderen.
    »Dein Wort in Gottes Ohren«, meinte Pascal. »Wenn das mal kein
Trugschluss ist.«
    »Fängst du auch noch an?«, fuhr Leon herum.
    »Wer hier anfängt, bist doch du!«, giftete Pascal zurück. »Oder
glaubst du etwa, die Burg wurde mal eben schnell aufgepumpt?«
    Leon warf seinem Bruder einen bösen Blick zu, musste sich aber eingestehen,
dass er irgendwo Recht hatte. Wie kamen sie auf diese Burg, bei der es sich
offensichtlich um die Burg Lindenfels handelte … die einstige Burg Lindenfels, so,
wie sie sie von Zeichnungen her kannten?
    »Was machen wir jetzt?«, fragte André entsetzt. Er stand wie unter
Schock und hoffte, dass er sogleich aus einem bösen Traum erwachen würde.
    »Wenn ich das nur wüsste«, zeigte sich Marcel ratlos. Er betrachtete
Irmel und überlegte. Sie hatte gesagt, dass sie 1501 geboren sei. Wieso sollte
sie so etwas erfinden?
    »Mir kann das keiner erzählen«, ließ sich Leon nicht beirren. »Das
geht doch gar nicht. Überlegt mal und schaltet euer Gehirn ein wenig ein.«
    »Das tun wir ja«, gab Christopher zurück. »Aber wie erklären wir das,
was wir hier sehen?«
    Die Freunde verstummten.
    »Vielleicht haben wir ein paar Monate im Koma gelegen und sie
haben in der Zeit die Burg wieder aufgebaut?«, versuchte Leon eine plausible
Erklärung dafür zu finden.
    Marcel schüttelte den Kopf, »Jetzt schalte du mal dein Hirn ein.
Wer sollte uns ins Koma legen … die Burg mal eben schnell aufbauen … um uns
dann wieder darin erwachen zu lassen?«
    Christophers Gesichtsausdruck wurde nachdenklich, »Vielleicht
haben wir ja wirklich eine Zeitreise gemacht?«, mutmaßte er kleinlaut. Er
konnte es zwar selbst nicht fassen, doch womöglich befanden sie sich
tatsächlich im Mittelalter.
     
    *
     
    Z ur gleichen Zeit im Bergfried: Lorentz Krummhold rüttelte an Johanns
Schulter. »Wach auf Johann, wir sind am Ziel.«
    Es dauerte einen Moment, dann öffnete Johann die Augen. Er setzte sich
auf, blickte umher und wunderte sich über die Umgebung, in der er sich befand. »Welches
Ziel?«, fragte er mit schläfriger Stimme.
    »Das Jahr 1507«, erwiderte Krummhold.
    Johann zog die Augenbrauen hoch. Hatte er eben richtig gehört?
Hatte Krummhold gerade gesagt, dass sie sich im Jahre 1507 befanden? Er dachte
an die vergangene Nacht und konnte sich langsam wieder an die Geschehnisse
erinnern. Trotzdem: Er wollte nicht recht glauben, was Krummhold ihm da gerade erzählt
hatte. »Das soll wohl ein Witz sein?«, meinte er schließlich.
    »Ich mache keine Witze«, erwiderte Krummhold. »Sieh durch das
Sichtgitter hinaus und du wirst es mit eigenen Augen sehen.«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher