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Sieben Siegel 05 - Schattenengel

Sieben Siegel 05 - Schattenengel

Titel: Sieben Siegel 05 - Schattenengel
Autoren: Kai Meyer
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zuerst.«
    Ehe jemand ihn aufhalten konnte, hatte er sich schon auf den Weg gemacht. Vorsichtig näherte er sich den ersten Öffnungen im Boden. Sie lagen so eng beieinander, dass es unmöglich gewesen wäre, zwischen ihnen hindurchzubalancieren.
    Die vier Freunde starrten gebannt auf den breiten Rücken des Professors. Schweiß perlte unter seinem Schlapphut hervor und wurde vom Kragen seiner Khaki-Jacke aufgesogen.
    Wie in Zeitlupe passierte er die erste Reihe der Öffnungen.
    Nichts geschah. Keine Stahldornen schossen hervor, kein tödliches Gas zischte aus den Löchern. Auch unter der Felsendecke rührte sich nichts.
    Der Professor ging noch zwei, drei Schritte weiter, dann blieb er stehen und drehte sich um.
    »Okay«, sagte er, »ich denke, es ist sicher.« Ein erleichtertes Grinsen erhellte sein Gesicht.
    Chris wollte gleich vorspringen und ihm folgen, aber der Professor hob abrupt die Hand.
    »Nein!«, rief er. »Ihr bleibt da.«
    »Aber das ist unfair«, gab Kyra erbost zurück. »Erst schleppst du uns hier runter, und dann dürfen wir nicht bis zum Ende mitgehen.«
    Nils stupste sie an. »Ich finde, dein Vater hat Recht«, meinte er kleinlaut. »Lass uns warten.«
    Lisa zog es vor, nichts dazu zu sagen. Sie hatte weder große Lust, dem Professor ins Dunkel der geheimen Halle zu folgen, noch fühlte sie sich wohl dabei, hier am Eingang tatenlos herumzustehen.
    »Ich gehe allein und damit Schluss!«, rief Kyras Vater ungewohnt bestimmt. Und damit machte er sich wieder auf den Weg und ließ den Strahl seiner Taschenlampe durch die Finsternis tasten.
    Chris seufzte und trat wieder einen Schritt zurück zu den anderen. »So was Blödes«, knurrte er mürrisch.
    Das Licht des Professors riss plötzlich etwas aus der Dunkelheit. Ein Gesicht.
    Eine Dämonenfratze!
    Lisa stieß scharf die Luft aus, als sie die furchtbare Grimasse in der Schwärze schweben sah wie eine Geistererscheinung. Doch auch sie bemerkte sofort, dass das schreckliche Gesicht nicht lebte. Es war der Kopf eines steinernen Götzen. Hinter seinen Schultern stachen zwei mächtige Flügel aus Granit empor.
    Der Professor näherte sich der Statue und beugte sich über etwas, das sich davor am Boden befand. Die Freunde konnten nicht erkennen, was es war.
    »Großer Gott!« Das Flüstern des Professors war selbst über die Entfernung hinweg deutlich zu vernehmen.
    »Was ist da?«, rief Kyra.
    »Leuchtet her«, verlangte er, ohne auf die Frage zu antworten.
    Alle Lichtstrahlen bohrten sich durch die Dunkelheit zum Steingötzen. An seinem Fuß lag etwas, das schwach im Schein der Lampe schimmerte. Das Ding sah aus wie ein Ei. Größer, viel größer als ein gewöhnliches Hühnerei – und doch war es weiß und glatt und oval.

Es hätte das Gelege eines Riesenvogels sein können. Oder eines Sauriers. Es war ungefähr so groß wie der Schädel eines erwachsenen Menschen. Kyras Vater schaltete seine Lampe ab und befestigte sie an seinem Gürtel. Dann beugte er sich vor und hob das Gebilde mit beiden Händen auf. Als er es ehrfürchtig über seinen Kopf hielt und sich dabei zum Eingang umdrehte, war er sprachlos vor Freude und Aufregung.
    Chris sah Kyra schief an. »Was ist denn –?«, begann er.
    Kyra unterbrach ihn. »Frag mich was Leichteres. Mir hat er nichts gesagt.«
    Der Professor kam langsam zurück. Sein Blick löste sich nicht von dem sonderbaren Ding in seinen Händen.
    »Unglaublich«, flüsterte er, als er wieder bei ihnen war.
    »Warum sprichst du so leise?«, fragte Kyra unsicher.
    Lisa schaute sich sogleich im Dunkeln um. Aber eine Gefahr war nirgends auszumachen.
    Kyras Vater blieb bei seinem raunenden Tonfall. »Habt ihr so etwas Großartiges schon einmal gesehen?«
    Nils verzog das Gesicht. »Ein Riesenei?«
    »Kein Ei«, gab der Professor zurück. »Nicht mal im Entferntesten.«
    »Was dann?«, fragte Lisa.
    »Das Heiligtum der Heiligtümer. Das Haupt von Lachis.«
    »Das Haupt von Lachis«, wiederholte Kyra nachdenklich. Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihr Vater etwas Derartiges schon einmal erwähnt hatte.
    Der Professor öffnete seinen Rucksack und schob den geheimnisvollen Gegenstand hinein. Dann schaute er die Kinder der Reihe nach an.
    »Wir haben das hier nie gefunden, verstanden?«
    Chris nickte als Erster. »Nie!«
    »Was hast du vor?«, wollte Kyra wissen, obwohl sie es längst ahnte.
    »Wir werden etwas Verbotenes tun«, erklärte ihr Vater mit gesenkter Stimme.
    Alle hielten den Atem an.
    »Wir werden das Haupt von
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