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Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Titel: Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano
Autoren: Kai Meyer
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entschloss sich für die Richtung, die zum Zaun führte, und zerrte das Laubwerk auseinander.
    Dann stieß er einen gellenden Schrei aus.
    Zwischen den Ästen glotzte die groteske Fratze eines Gargoyles auf ihn herab.
    Kyra fing sich als Erste. »Der ist nur aus Stein. Darauf sind Lisa und ich unten in der Werkstatt auch schon reingefallen.«
    Nils atmete tief durch. »Tut mir Leid. Einen Moment lang dachte ich …«
    »Schon gut«, besänftigte ihn Kyra. »So geht’s uns allen.«
    Sie halfen dem Professor, sich am Fuß der Statue ins Unterholz zu setzen. Dann zogen sie die Äste vor ihm zusammen wie einen Vorhang.
    »Sitzt du gut?«, fragte Kyra.
    »Wie im Kaschmirsessel eines Ölscheichs«, erklang es dumpf jenseits der Blätter. »Obwohl mir ein Schleudersitz lieber wäre.«
    Kyra lächelte. »Bis später.«
    »Viel Glück!«, rief der Professor.
    »Ja«, meinte Nils leise, »das werden wir brauchen.«
    Die drei machten sich auf den Weg. So leise wie möglich kehrten sie auf den Pfad zurück, der das Kloster mit dem Haupttor verband. Deutlich waren die Spuren des Jeeps zu sehen, der rechts und links die Äste abrasiert und den Boden aufgewühlt hatte. Auch die Krallenabdrücke der Gargoyles hatten sich tief ins trockene Erdreich gegraben.
    Zögernd schauten sie sich um. Soweit der Weg einzusehen war, gab es keine weiteren Verfolger.
    Verteilten sich die übrigen Kreaturen aus den Katakomben gerade auf dem Gelände der Abtei? Wie viele würden den Tod finden, während sie versuchten, über den Zaun zu klettern? Und wie viele würden einfach darüber hinwegfliegen und ihre Opfer in Saturnia suchen?
    Liebe Güte, dachte Kyra, was haben wir getan? Dieser Kerker hätte niemals geöffnet werden dürfen. Was, zum Teufel, hatte sich Doktor Richardson nur dabei gedacht?
    Sie hatten kaum fünfzig oder sechzig Meter zurückgelegt, als sie zwischen den Ästen einen dunklen Umriss entdeckten.
    »Das ist einer von denen!«, flüsterte Nils alarmiert.
    Aber Lisa, die die schärferen Augen besaß, lächelte plötzlich. »Chris!«, entfuhr es ihr erleichtert.
    Die Gestalt blieb stehen und drehte sich um. Dann machte sie einige Schritte auf die Freunde zu und trat durch die Blätterwand.
    »Ihr hättet warten sollen«, sagte Chris ein wenig atemlos. Er hatte Kratzer auf den Wangen. Seine Kleidung war von dem Sturz völlig verdreckt.
    »Warum bist du abgehauen?«, fragte Nils.
    »Weil ich’s vermurkst habe«, erwiderte er. »Ich wollte –«
    »Doktor Richardsons Fernbedienung holen«, führte Kyra seinen Satz zu Ende. »Das wissen wir. Aber meinst du nicht, zu viert ständen unsere Chancen besser? Außerdem: Du hast überhaupt nichts vermurkst. Du hast uns das Leben gerettet.«
    Chris schaute beschämt zu Boden. Dann, mit einem Mal erschrocken, fragte er:»Wo ist dein Vater? Es geht ihm doch gut, oder?«
    Kyra klärte ihn kurz über alles auf, dann setzten sie den Weg zum Kloster gemeinsam fort. Chris war sichtlich hin und her gerissen zwischen seiner Erleichterung, dass die Freunde bei ihm waren, und seinem gekränkten Ehrgefühl. Kyra fand das ziemlich albern – schließlich waren sie keine Musketiere oder Ritter der Tafelrunde. Außerdem ging es um ihrer aller Leben.
    »Was, wenn Doktor Richardson das Gerät bei sich trug, als sie … sie –« Lisa brach ab. »Na ja, eben als sie im Keller war.«
    Chris schüttelte den Kopf. »Das Ding liegt in ihrem Zimmer. Sie hat niemals mehr mit sich herumgeschleppt, als unbedingt nötig war. Das hat sie immer gesagt.«
    Kyra verzog den Mund. »Wie sonst hätte sie auch ständig diese kurzen Shorts und knappen Tops tragen können.«
    Einen Moment lang schwiegen sie betroffen bei der Erinnerung an die Tote. Dann deutete Nils plötzlich nach vorne.
    »Da ist das Kloster.«
    Die braunen Mauern waren am Ende des Weges deutlich zu erkennen. Der Tunnel zum Innenhof lag verlassen da. Auch sonst gab es kein Anzeichen von Leben.
    »Wo sind die alle hin?«, fragte Lisa mit zittriger Stimme.
    Auch den anderen war bei diesem Versteckspiel mehr als unwohl zu Mute. Wenn man einen Gegner sah, konnte man wenigstens vor ihm davonlaufen. So aber schwirrten in ihren Köpfen nichts als Ahnungen einer vagen Bedrohung.
    »Vielleicht sind schon alle ausgeflogen«, meinte Nils.
    »Die beiden kleinen Gargoyles, die hinter dem großen herliefen, sahen nicht aus, als ob sie fliegen könnten«, entgegnete Lisa.
    Kyra stimmte zu. »Ihre Flügel waren verkümmert. Kein Wunder, nach der langen Zeit in den
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