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Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends

Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends

Titel: Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends
Autoren: Kai Meyer
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verschwinde von hier. Geht zurück durch das Tor.«
    »Verräterin!«, zischte eine der Hexen bösartig und wollte einen entschlossenen Schritt auf Dea zumachen.
    Doch Morgwen hielt sie zurück. »Nein. Kein Kampf. Sie ist eine von uns.«
    »Bin ich das wirklich?«, fragte Dea leise.
    »Du hast dem Arkanum Treue geschworen.«
    »Was hättest du getan, an meiner Stelle?«
    Morgwen wollte etwas erwidern, doch Abakus kam ihr zuvor. Sein Ruf gellte durch das Tal, brach sich an den Strängen der Weltenwurzel und hallte über die Wipfel der Waldhänge. »Greift sie an!«, brüllte er und ließ das Flammenschwert durch die Luft wirbeln. »Tötet sie alle!« Sein Blick streifte Dea, die immer noch rund zehn Schritte von ihm entfernt stand. »Und du, Kind, wirst erleben, was es heißt, den Zorn des Abakus heraufzubeschwören.«
    Dea ließ die Hände sinken. Wenn der Hexenmeister in diesem Augenblick eine seiner Flammenzungen auf sie geschleudert hätte, hätte sie ihm nichts entgegenzusetzen gehabt. Sie fragte sich, ob es an dieser Welt lag, dass selbst ein so einfacher Zauber wie der Schutzschild vor dem Gesicht des Meisters ihr solche Mühe abverlangte.
    Zumindest aber bedeutete dies, dass auch Abakus und die anderen Hexen nicht im Vollbesitz ihrer Macht waren.
    Vier Hexen lösten sich aus dem Pulk rund um Morgwen und Dea, teilten sich auf und sprangen vier Meistern des neuen Jahrtausends entgegen. Die rätselhaften Gestalten zwischen den Wurzeln blieben ungerührt auf ihren Plätzen, so als gäbe es für sie nichts zu befürchten.
    Dea und Morgwen sahen einander an. Dea konnte nur ahnen, was in ihrer Lehrerin vorging. Morgwen war eine Hexe, die sich dem Bösen verschrieben hatte. Was sie jetzt zögern ließ, war nicht etwa ein Schwanken von der dunklen zur hellen Seite der Magie. Vielmehr war es Abakus selbst, der sie zaudern ließ. Ihre einstige Überzeugung von der Herrschaft des Hexenmeisters über das Arkanum war im Laufe des vergangenen Jahres gewichen, und als sie ihn jetzt so vor sich sah, tobend und außer sich, verfestigte sich in der Hexe endgültig der Widerstand gegen ihren Meister.
    Morgwen nickte Dea kurz zu, dann wirbelten beide herum und sandten einen gemeinsamen Stoß aus gebündelter Magie in Abakus’ Richtung. Wie ein Rammbock aus glühendem Stahl krachte der Zauber in den Rücken des Hexenmeisters, schleuderte ihn vorwärts und prellte ihm das Flammenschwert aus der Hand.
    Die vier Hexen, die sich den Meistern des neuen Jahrtausends entgegengestellt hatten, verharrten. Abwartend blickten sie auf ihren Herrn, der sich in diesem Augenblick vom Boden hochstemmte und das Gesicht Dea und Morgwen entgegenwandte.
    Seine Augen brannten. Eisblaue Flammen schlugen aus den Höhlen, loderten an seiner Stirn empor und fauchten hoch über seinen Schädel hinaus. »Ihr wagt es …!«, brauste es aus seinem Schlund, und ein frostiger Windstoß wehte Dea und Morgwen ins Gesicht.
    Die beiden wechselten in stummem Einverständnis einen erneuten Blick, dann ließen sie ihre Magie ein zweites Mal gegen den Hexenmeister anbranden. Abakus wurde getroffen, doch jetzt überraschte ihn der Angriff nicht mehr; diesmal schleuderte ihn der magische Hieb auch nicht zu Boden. Lediglich ein leichtes Beben lief durch seinen Körper. Das Feuer in seinen Augenhöhlen wurde zwei, drei Herzschläge lang so hell, dass Dea den Blick abwenden musste.
    Um sie herum erstarrte die Welt. Die vier Hexen zögerten noch immer, ihren Angriff auf die Meister fortzusetzen. Die fünfte Hexe in Deas und Morgwens Rücken rührte sich nicht. Goten hielt sein Schwert mit beiden Händen, hob die Spitze aber nicht vom Boden – worauf er wartete, wusste wohl nur er selbst.
    Die Meister verharrten auf ihren Wurzeln und am Boden, bewegten sich nicht um Haaresbreite und beobachteten das Treiben ihrer Gegner aus dem Dunkel ihrer Hutschatten, so als ginge es in diesem Kampf gar nicht um sie oder um das Schicksal der Welt.
    Abakus stieß ein hohes Kreischen aus. Es klang, als schreie ein Dämon in seinem Inneren auf, eine Bestie, die nichts mit einem Menschen gemein hatte. Er ballte die Fäuste, öffnete sie abrupt wieder und schleuderte aus seinen Handflächen zwei glühende Feuerbälle auf Dea und Morgwen.
    Als sie die Kugeln sah, wusste Dea, dass sie sie nicht abwehren konnte. Stattdessen warf sie sich zu Boden und kniff die Augen zu, damit das Feuer sie nicht blendete. Mit einem Fauchen raste der Flammenball über sie hinweg und schlug irgendwo hinter ihr in
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