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Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends

Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends

Titel: Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends
Autoren: Kai Meyer
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das Gewirr der Wurzeln.
    Auch Morgwen bückte sich, wenn auch eine Spur zu spät. Die Hitze der Kugel versengte ihr langes Haar. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Aber Abakus’ Zauber hatte sie nur gestreift, war über sie hinweggewirbelt und setzte beim Einschlag eine hohe Eiche in Brand.
    Dea schaute besorgt zu ihrer Lehrerin auf. Morgwen war geschwächt, das musste auch Abakus erkennen. Doch statt einen erneuten Feuerstoß abzugeben, versuchte er es nun mit einer besonders tückischen List. Ganz nahe bei Dea und Morgwen befand sich immer noch die fünfte Hexe, die bis zuletzt gezögert hatte, sich auf eine der beiden Seiten zu schlagen. Doch nun ergriff Abakus’ Geist von ihr Besitz. Bevor Dea einen Warnruf ausstoßen konnte, war die Frau bereits heran, stürzte sich von hinten auf die ahnungslose Morgwen und verwickelte sie in ein wildes Handgemenge. Beide Hexen setzten ihre magischen Kräfte ein, und beiden wurde zu spät bewusst, was sie damit anrichteten.
    Das Knäuel ihrer kämpfenden Körper wurde plötzlich von gleißendem Licht umhüllt. Dea schrie auf, doch sie war machtlos. Als der weiße Glutball erlosch, waren die beiden Hexen verschwunden, Morgwen ebenso wie ihre Gegnerin. Sie hatten sich gegenseitig in schwarzen Rauch aufgelöst.
     

»Dea!«, brüllte in diesem Augenblick Goten. »Bring dich in Sicherheit!«
    Während Dea ihren Tränen um Morgwen freien Lauf ließ, sah sie verschwommen, wie ihr Vater endlich sein Schwert emporriss und zu einem gewaltigen Schlag gegen Abakus ausholte.
    Der Hexenmeister machte eine Handbewegung. Sogleich löste sich sein Flammenschwert vom Boden und landete in seinen Fingern. Er parierte Gotens Hieb im letzten Augenblick und holte dann selbst zu einem Vergeltungsschlag aus.
    Derweil verließ die vier Hexen beim Schicksal ihrer beiden Schwestern endgültig der Mut. Sie erkannten, dass Abakus jede von ihnen, ohne zu zögern, opfern würde, wenn es nur seinen eigenen Zielen diente – so, wie er es mit Morgwens Gegnerin getan hatte.
    Alle vier wandten sich von den regungslosen Meistern des neuen Jahrtausends ab und stürmten auf demselben Weg davon, der sie vorher hinab ins Tal geführt hatte. Sie passierten die brennende Eiche, dann waren sie im Dickicht des Waldes verschwunden. Irgendwo hinter dem Hügel waberte immer noch das offene Portal zwischen den Welten; wenn sie schnell waren, konnten sie es vielleicht erreichen, bevor sich alle ihre Träume und Wünsche von einer Herrschaft des Bösen endgültig in Wohlgefallen auflösten.
    Goten und Abakus lieferten sich ein erbittertes Gefecht. Immer wieder prallten die Klingen aufeinander, doch bald schon wurde deutlich, dass Gotens Schwert aus Stahl jenem von Abakus nicht gewachsen war. Das magische Feuer um die Klinge des Hexenmeisters fraß sich zischend in Gotens Waffe. Es würde sie früher oder später zerbersten lassen.
    Dea erkannte, wie es um ihren Vater stand. Sie versuchte verzweifelt, ihn mithilfe eines Abwehrzaubers zu schützen. Doch alles, was sie tun konnte, war, ihn vor Abakus’ Magie zu bewahren, nicht aber vor seiner Klinge. Wenn es dem Hexenmeister gelang, seine Abwehr zu durchbrechen, würde er Goten töten, so wie er es in einem gewöhnlichen Schwertkampf getan hätte. Kein Zauber der Welt würde ihr dann noch etwas nützen.
    Da ertönte ein schrilles Knirschen. Gotens Waffe brach entzwei. Abakus verharrte und stieß ein höhnisches Lachen aus.
    »Du hättest nicht versuchen sollen, mich zu hintergehen, Goten. Wir hätten wie Brüder sein können, Zwillingsherrscher auf dunklem Thron. Aber du hast das nie wirklich gewollt, nicht wahr? Ich habe mich von dir täuschen lassen, weil ich es so wollte. Oh, wie habe ich mir gewünscht, unsere Kräfte zu vereinigen – meine Magie und deine Weisheit. Aber du musstest dich ja unbedingt gegen mich stellen!«
    Damit hob er sein Flammenschwert hoch über seinen Kopf, um es auf Goten herabsausen zu lassen.
    Goten warf Dea einen traurigen Blick zu, und seine Lippen formten stumme Worte: Du musst weitermachen, Dea. Sei die Hüterin meines Erbes. Lass nicht zu, dass Abakus siegt.
    Noch während Abakus’ Klinge auf ihn herabfuhr, stieß Goten überraschend den Rest seines zerbrochenen Schwertes vor. Es war nicht viel, was er in der Hand hielt, nur der Griff, die Parierstange und ein fingerlanges Stück der geborstenen Klinge. Dennoch reichte es aus. Der Klingenrest bohrte sich durch Abakus’ Gewänder und grub sich in seine Brust. Gleichzeitig traf das
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