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Sieben Leben

Sieben Leben

Titel: Sieben Leben
Autoren: A Aschberg
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generellen Möglichkeiten und
Perspektiven auszuloten, die ein solcher Deal für alle Beteiligten barg. Er
wollte ein Gefühl bekommen, ob wir tatsächlich der richtige Partner für ihn
waren. Für sein Unternehmen, und natürlich auch, was ihn persönlich betraf. Die
Neuordnung der betrieblichen Altersvorsorge war etwas, was ihm auf keinen Fall
die Karriere versauen durfte, sollte irgend etwas schiefgehen. Dreistellige
Millionenbeträge faßte man in der Regel nur an, wenn man dabei auch etwas für
sich persönlich herausschlagen konnte und wenn man einen Plan B in der Tasche hatte, sollten wider Erwarten Probleme
auftauchen.
    Zum Thema ‚Plan B‘ wollte Frankenfeld sicher einige Takte
aus meinem Munde hören. Vertrauliche und vor allem beruhigende Takte. Er hatte
deshalb auch ein intimes, vertrauenerweckendes italienisches Spitzenlokal als
Treffpunkt ausgewählt, wo die gediegene klassische Hintergrundmusik gut zum
Takt unseres Gespräches passte, und er sich von mir zu einer kleinen
Degustation mit passender Menüwahl einladen lassen würde.
    Mein Magen fing an zu kribbeln. Nicht wegen dem Gedanken an
die bevorstehende Degustation. Auch nicht wegen der Cola Zero, obwohl man das
nie so genau sagen konnte.
    Da war plötzlich so eine Hitzesäule, die aus dem Magenmund
heraus in die Speiseröhre vorstieß und, anders als bei einer Gastroskopie oder
einer Cola Zero, weiter bis in den Kieferknochen hochschoß, die Wangen
ordentlich rötete und Stirn und Ohren glühen ließ.
    Neulich war ich bei einem Empfang über einen wichtigen Geschäftspartner
gestolpert, der mir erst kürzlich das ‚Du‘ angeboten hatte, an dessen Vornamen
ich mich aber partoût nicht mehr erinnern konnte. Ich konnte das unmöglich
zugeben, und mußte es zum Glück auch nicht, weil just bevor die kurze Pause
nach dem ‚Hallo…‘ peinlich und die Ohren rot zu werden drohten,
geistesblitzartig doch noch ein Name in meinem Kurzzeitgedächtnis aufschien und
ich ein befreiendes ‚Thomas‘ an mein einsames ‚Hallo‘ anhängen konnte. Ich
fühlte mich so erlöst, der peinlichen Situation entronnen zu sein, dass ich den
verklärten Gesichtsausdruck meines Gegenüber als Hinweis mißdeutete, ihn zum
Zeichen der engen Vertrautheit ruhig noch einige weitere Male beim Vornamen
anzureden. Ich verstummte erst, als seine Gattin neben ihm auftauchte und ihn
laut und deutlich ‚Peter‘ nannte.
    Es war so peinlich, mir wären fast die Ohren abgefallen.
    Ich murmelte ein leises ‚Oh, hallo Margot‘, um zu retten,
was zu retten war und wendete mich mit glühenden Wangen ab - auf der Suche nach
einem Drink. Kaum hatte ich mein Glas in der Hand, fiel mir ein, dass Margot
mit ziemlicher Sicherheit der Name von Peters hochattraktiver Sekretärin aus einem unserer neuen
deutschen Bundesländer war, mit der ich ihn mehrmals privat zusammen gesehen
hatte. Nicht der Name der Ehefrau. Da machte sich mein Magenmund heiß und unangenehm
bemerkbar. Ich leerte mein Glas in einem einzigen, großzügigen Schluck, aber das
Gefühl, im Boden versinken zu wollen, blieb.
    So ähnlich fühlte ich mich gerade. Leider hatte ich nichts
Hochprozentiges zur Hand. Nicht mal mehr einen Schluck Cola Zero. Was mich so
aus dem Konzept gebracht hatte, war ein Blick auf das Datum meiner Verabredung
mit Dr. Frankenfeld.
    Trotz Rotzspuren auf meinem Kalender konnte es keinen
Zweifel geben: Das tet-a-tet, das mir den Grundstein für ein sorgenfreies
Geschäftsjahr legen sollte, fand heute abend statt. Heute abend!
    Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich es gerade noch
schaffen konnte. Ich sprang auf, packte meine Sachen und stürzte zum Ausgang.
Nach ein paar Schritten merkte ich, dass ich keine Schuhe anhatte. Ich eilte
zurück, fuhr in meine Schuhe, und stürzte erneut los. Zum Glück war ich noch in
Anzug und Krawatte, so wie ich aus dem Flieger gestiegen und im Hotel
angekommen war. Ein bißchen zerknautscht vielleicht, aber es würde gehen.
    Wo hatte ich nur meine Gedanken? Ein Kind konnte ich auch
morgen noch zeugen, vielleicht auch erst nächste Woche. Heute abend mußte ich
Dr. Frankenfeld treffen.
    Ich eilte durchs Foyer, an der Rezeption vorbei und raus auf
die Straße. Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite war ein Taxistand. So
ein Glück. Ich konnte es immer noch schaffen.
    Ich schoß zwischen zwei parkenden Autos hervor und winkte
nach rechts in Richtung des Taxifahrers, damit er schon mal den Motor startete.
Ich sah nicht nach links. Ich sah den schwarzen
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