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Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht
Autoren: Sylvia Day
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fünf Jahren sein lang ersehnter Sohn zur Welt gekommen war.
    »Ich glaube nicht, dass Tarley dich lediglich als Zuchtstute sieht«, sagte Hester. »Nein, ich bin mir sicher, er hat eine Schwäche für dich.«
    »Ich würde mich freuen, wenn es so wäre. Aber könnte ich keinen angemessenen Stammbaum vorweisen, hätte er niemals um meine Hand angehalten.« Jess beobachtete, wie Benedict seinen jüngeren Bruder wegen der wilden Rangelei tadelte. Michael Sinclair wirkte hinreichend zerknirscht, was auf Alistair Caulfield allerdings nicht zutraf. Seine Haltung war, wenn nicht offen herausfordernd, so doch viel zu stolz, um reumütig zu sein. Die drei Männer boten einen reizvollen Anblick – die Sinclairs mit ihren dunkelbraunen Locken und den durchtrainierten Körpern und Caulfield mit seinem rabenschwarzen Haar und den schönen, diabolischen Zügen, denen er den Ruf verdankte, ein Günstling von Mephistopheles höchstpersönlich zu sein.
    »Versprich mir, dass du mit ihm glücklich werden wirst«, bat Hester und sah Jess eindringlich an. Ihre Augen waren von demselben leuchtenden Grün wie der Rasen zu ihren Füßen, und ihr Blick war voller Sorge. Die Augenfarbe hatte Hester zusammen mit den goldblonden Locken von ihrer Mutter geerbt. Jess hatte die grauen Augen ihres Vaters, aber das war auch alles, was er ihr mitgegeben hatte. Sie war froh darüber, nicht mehr von ihm geerbt zu haben.
    »Das habe ich fest vor.« Dafür gab es natürlich keine Gewähr, aber warum sollte sie ihre Schwester unnötig beunruhigen? Tarley war die Wahl ihres Vaters, und ganz gleich, wie die Ehe sich entwickelte, Jess würde sich daran gewöhnen.
    Hester insistierte weiter. »Ich möchte nicht, dass eine von uns beiden so resigniert aus dem Leben scheidet wie unsere Mutter. Das Leben ist dazu da, dass man es in vollen Zügen genießt.«
    Sorgsam packte Jess ihre Petit-Point-Stickerei in die Tasche, die neben ihr auf der halbmondförmigen Marmorbank lag. Sie betete, ihre Schwester möge sich ihr liebreizendes, hoffnungsfrohes Wesen bewahren. »Tarley und ich respektieren einander. Ich habe seine Gesellschaft und die Gespräche mit ihm immer genossen. Er ist intelligent, geduldig, aufmerksam und höflich. Und er ist unbestreitbar ein Bild von einem Mann.«
    Hesters Lächeln erstrahlte hell wie die Sonne im Schatten der alten Eiche. »In der Tat. Ich bete nur, dass Vater für mich eine ähnlich attraktive Wahl trifft.«
    »Hast du einen bestimmten Gentleman im Auge?«
    »Nein, nicht direkt. Mir schwebt jemand vor, der alle Eigenschaften, die mich ansprechen, vollkommen in sich vereint.« Hester schaute zu den drei Männern hinüber. »So würde mir ein Gatte von Tarleys gesellschaftlichem Rang gefallen, aber mit der umgänglichen Art von Mr. Sinclair und dem Aussehen von Mr. Caulfield. Da ich der Meinung bin, dass Alistair Caulfield der wahrscheinlich attraktivste Mann in ganz England – wenn nicht darüber hinaus – ist, werde ich in dieser Hinsicht wohl Abstriche machen müssen.«
    »Für mich ist er zu jung, um ihn als Mann ernst zu nehmen«, schwindelte Jess, den Blick auf den Gegenstand des Gesprächs geheftet.
    »Unsinn. Er ist für sein Alter sehr reif; das sagen alle.«
    »Sein zügelloser Lebenswandel hat Spuren hinterlassen. Das ist etwas anderes.« Litt Jess unter zu vielen Einschränkungen, so fehlte Caulfield jegliche Grenze. Nachdem seine drei älteren Brüder die für sie vorhergesehenen Rollen als Erbe, Armeeoffizier und Geistlicher übernommen hatten, war für ihn keine mehr übrig gewesen. Und eine ihn abgöttisch liebende Mutter hatte seine Chancen, sich zu einem verantwortungsvollen Mann zu entwickeln, eher verschlechtert. Er war berühmt-berüchtigt für seine Risikobereitschaft und den Hang, sich jeder Wette und jeder Herausforderung zu stellen. In den paar Jahren, die Jess ihn kannte, war er mit jeder Saison wilder geworden.
    »Zwei Jahre Altersunterschied machen überhaupt nichts aus«, wandte Hester ein.
    »Vielleicht nicht, wenn der eine dreißig, der andere zweiunddreißig ist. Aber sechzehn und achtzehn? Das ist ein gewaltiger Unterschied.«
    In einiger Entfernung entdeckte Jess Benedicts Mutter, die auf sie zueilte – ein sicheres Zeichen dafür, dass ihre kurze Atempause von den hektischen letzten Vorbereitungen vorbei war. Sie stand auf. »Wie auch immer, deine Schwärmerei für Mr. Caulfield ist reine Verschwendung. Es besteht kaum die Aussicht, dass er es in diesem Leben zu irgendetwas Vernünftigem
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