Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht
Autoren: Sylvia Day
Vom Netzwerk:
dass Jess ein Schauer durchlief. War er etwa wütend?
    »Ist etwas passiert?«, fragte sie ängstlich, denn warum sonst sollte er sie um diese späte Stunde suchen.
    »Du bist lange weg gewesen. Vor einer halben Stunde erfuhr ich von deiner Zofe, dass du mit Temperance unterwegs bist, und zu diesem Zeitpunkt warst du bereits eine Viertelstunde außer Haus.«
    Sie senkte den Blick, um jeglichen Anschein von Provokation zu vermeiden. »Entschuldigen Sie bitte. Es tut mir leid, dass ich Sie beunruhigt habe.«
    »Entschuldigungen sind nicht nötig«, entgegnete er knapp. »Ich hatte einfach den Wunsch, mit dir zu sprechen. Wir werden morgen getraut, und ich wollte dir die Nervosität nehmen, die du womöglich verspürst.«
    Verblüfft über seine Rücksichtnahme blickte Jess zu ihm auf. »Mylord –«
    »Benedict«, berichtigte er sie und ergriff ihre Hand. »Du bist ja völlig durchgefroren. Wo warst du denn?«
    Die Sorge in seinem Ton war unüberhörbar. Jess war sich zunächst nicht sicher, was sie antworten sollte. Seine Reaktion war so gänzlich anders, als es die ihres Vaters gewesen wäre.
    Doch in ihrer Verwirrung schüttelte sie jegliche Bedenken ab und redete munter drauflos. Während sie erzählte, wie Temperance sie, auf der Jagd nach dem Eichhörnchen, in den Wald gelockt hatte, betrachtete sie ihren zukünftigen Gatten so aufmerksam wie seit Langem nicht mehr. Er war ein fester Bestandteil in ihrem Leben geworden, eine Verpflichtung, die sie akzeptiert hatte, ohne groß darüber nachzudenken. Sie hatte sich in das Unabänderliche nicht nur gefügt, sondern sich damit auch zunehmend wohlgefühlt. Aber jetzt fühlte sie sich nicht wohl. Sie war immer noch erhitzt und erregt durch die Art, wie Caulfield sie zur Steigerung seiner Lust benutzt hatte.
    »Du hättest nur etwas sagen müssen, und ich hätte dich begleitet«, entgegnete Benedict, als sie geendet hatte. Er drückte ihre Hand. »In Zukunft wende dich doch bitte an mich.«
    Ermuntert durch sein liebevolles Verständnis und der nachklingenden Wirkung des Weins, den sie allzu reichlich zum Abendessen getrunken hatte, fuhr Jess beherzt fort: »Temperance und ich haben noch etwas im Wald entdeckt.«
    »Ja?«
    Nun erzählte Jess auch von dem Paar in der Laube, sprach mit leiser, stockender Stimme und geriet immer wieder ins Stolpern, weil es ihr an dem nötigen Wortschatz und Selbstvertrauen fehlte. Sie erwähnte weder das Geld, das zwischen der Countess und Caulfield geflossen war, noch enthüllte sie deren Identität.
    Reglos und stumm hörte Benedict ihr zu. Als sie am Schluss angelangt war, räusperte er sich und knurrte: »Verdammt! Ich bin entsetzt, dass du am Vorabend unserer Hochzeit etwas derartig Unangenehmes erleben musstest.«
    »Die beiden schienen die Zusammenkunft keineswegs als unangenehm zu empfinden.«
    Er errötete. »Jessica –«
    »Sie sprachen davon, mir meine Nervosität nehmen zu wollen«, warf sie rasch ein, ehe sie den Mut verlieren würde. »Ich würde gern aufrichtig zu Ihnen sein, doch ich fürchte, die Grenzen Ihrer Nachsicht zu überschreiten.«
    »Ich werde dir kundtun, wenn diese Grenze erreicht ist.«
    »Auf welche Art?«
    »Verzeihung?«, erwiderte Benedict stirnrunzelnd.
    Jessica schluckte. »Auf welche Art werden Sie mir das kundtun? Mit einem Tadel? Dem Verlust eines Privilegs? Etwas … Strengerem?«
    Er straffte die Schultern. »Ich würde niemals die Hand gegen dich oder irgendeine andere Frau erheben, und ich würde Aufrichtigkeit auch niemals als Vergehen ahnden. Ich nehme an, ich werde mit dir viel nachsichtiger sein als mit jedem anderen, den ich kenne. Du bist für mich ein großes Geschenk, Jessica. Ich habe ungeduldig auf den Tag gewartet, wenn du endlich mein sein wirst.«
    »Warum?«
    »Du bist eine sehr schöne Frau«, sagte er barsch.
    Verwunderung durchströmte sie, gefolgt von einer Woge unerwarteter Hoffnung. »Mylord, finden Sie es schändlich, dass ich darum bete, die körperliche Seite unserer Ehe möge … lustvoll werden? Für uns beide.«
    Sie würde niemals so schäkern können wie Lady Trent. So ein Verhalten entsprach einfach nicht ihrem Naturell.
    Um seine Anspannung zu überspielen, zog er seinen eleganten Krawattenknoten etwas fester. »Dies ist immer meine Absicht gewesen. Und ich werde alles tun, dass es so sein wird, wenn du mir nur vertraust.«
    »Benedict.« Sie sog seinen Geruch in sich ein – eine Mischung aus Gewürzen, Tabak und edlem Portwein. Obwohl er sicher niemals damit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher