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Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht
Autoren: Sylvia Day
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gerechnet hatte, mit seiner wohlerzogenen Verlobten ein derartiges Gespräch zu führen, waren seine Antworten so direkt wie sein Blick. Jess mochte ihn mit jedem Moment mehr. »Sie lassen sich so offenherzig auf dieses Gespräch ein. Ich frage mich, wie weit ich noch gehen kann.«
    »Bitte sprich frei heraus«, drängte er. »Du sollst nicht mit Zweifeln oder Vorbehalten vor den Traualtar treten.«
    Atemlos stieß Jess hervor: »Ich würde mich gern mit Ihnen in das Sommerhaus am See zurückziehen. Jetzt.«
    Ein scharfes Keuchen entrang sich ihm, seine Züge verhärteten sich, und er drückte ihre Hand so heftig, dass es schmerzte. »Weshalb?«
    »Ich habe Sie verärgert.« Seinem Blick ausweichend trat sie einen Schritt zurück. »Verzeihen Sie mir. Und bitte zweifeln Sie nicht an meiner Unschuld. Es ist spät, und ich bin nicht ganz bei mir.«
    Benedict zog ihre Hand an die Brust, sodass sie wieder dicht vor ihm stand. »Sieh mich an, Jessica.«
    Folgsam schlug sie die Augen zu ihm auf, und ihr schwindelte unter seinem Blick. Nun stand kein Trost mehr darin, keine Sorge.
    »Uns trennen nur noch wenige Stunden vom Ehebett«, gemahnte er sie mit heiserer Stimme. »Ich nehme an, deine Beobachtung im Wald hat bislang unbekannte Regungen in dir wachgerufen, und ich kann dir gar nicht sagen, wie gut es mir gefällt, dass du darauf mit brennendem Interesse statt mit Abscheu reagierst, wie es manche Frauen tun würden. Doch als meine zukünftige Gemahlin verdienst du den dieser Stellung angemessenen Respekt.«
    »Im Sommerhaus würden Sie mich nicht respektieren?«
    Im ersten Moment schien er schockiert zu sein. Dann legte er den Kopf in den Nacken und brach in lautes Gelächter aus, das tief und voll durch den ganzen Garten hallte. Hingerissen starrte Jess ihn an. Wenn er lachte, wirkte er völlig verändert; es machte ihn zugänglicher und – falls das überhaupt möglich war – noch attraktiver.
    Er zog Jess an sich und drückte die Lippen auf ihre Schläfe. »Du bist wirklich ein Schatz.«
    »Wie ich die Sache verstehe«, flüsterte sie, sich an seinen warmen Körper schmiegend, »ist das Ehebett mit Pflicht verbunden, wohingegen das Vergnügen außerhalb davon bei Geliebten zu finden ist. Offenbare ich eine Schwäche, wenn ich gestehe, dass es mir lieber wäre, Sie würden mich, was das Schlafzimmer angeht, eher als Geliebte denn als Gemahlin behandeln?«
    »Du hast keine Schwächen. Du bist so vollkommen wie keine andere Frau, der ich jemals begegnet bin.«
    Von Vollkommenheit war sie weit entfernt; davon zeugte die Erinnerung an die Rutenhiebe auf die Rückseite ihrer Oberschenkel. Notgedrungen hatte sie gelernt, ihre Mängel zu überdecken.
    Woher hatte Caulfield gewusst, dass sie seiner Aufforderung, ihm zuzusehen, willig nachkommen würde? Hatte er eine Seite an ihr wahrgenommen, die ihr selbst nicht bewusst war?
    Wie immer er es geschafft hatte, Jess war unendlich erleichtert darüber, dass Benedict ihre plötzliche Forschheit weder bedrohlich noch unattraktiv fand. Seine Akzeptanz verlieh ihr einen ungewöhnlichen Mut. »Könnten Sie sich vorstellen, mich als Geliebte zu sehen?«
    »Oh ja.« Benedict küsste sie, verschluckte jedes weitere Wort, das sie sagen wollte. Es war ein fragender Kuss, zärtlich und tastend, aber gleichzeitig sehr bestimmt. Mit wogender Brust und nach Atem ringend hielt sie sich an seinem Revers fest.
    Seine Zunge glitt über ihre Lippen, lockend und aufreizend, bis sie sich öffneten. Als er mit einem raschen Stoß in ihren Mund eindrang, wurden ihre Knie weich. Er zog sie enger an sich, zeigte ihr sein Verlangen, indem er seine harte Männlichkeit gegen ihre Hüfte presste. Gierig und erregt knetete er ihre Haut. Plötzlich brach er ab und drückte die Stirn gegen ihre Stirn. Sein Atem ging schwer und abgehackt.
    »Gott, hilf mir«, stieß er rau hervor. »Jess, so unschuldig du auch bist, hast du mich doch mit beachtlichem Talent verführt.«
    Er hob sie in die Arme und trug sie raschen Schritts zum Sommerhaus.
    Temperance schien die knisternde Spannung zu wittern. Sie trottete folgsam neben ihnen her, ließ sich dann mit ungewöhnlicher Ergebenheit auf der Veranda nieder und betrachtete den Sonnenaufgang.

1. Kapitel
    Sieben Jahre später
    »Denk doch bitte noch einmal darüber nach.«
    Jessica, Lady Tarley, saß mit ihrer Schwester im Familiensalon der Regmonts und griff über den kleinen Tisch hinweg nach Hesters Hand. »Ich denke, ich sollte die Reise unternehmen.«
    »Aber
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