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Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht
Autoren: Sylvia Day
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Haut«, murmelte Alistair, »und diese grauen Augen …«
    »Ja?«
    Alistair vernahm die Belustigung in der Stimme seines Freundes und fügte schroff hinzu: »Ihre Farben passen perfekt zu ihrem Naturell. Sie ist eine Eisprinzessin. Dein Bruder sollte dafür beten, dass sie schnell Nachkommen gebiert, andernfalls riskiert er, dass ihm der Schwanz abfriert.«
    »Und du solltest besser deine Zunge im Zaum halten«, warnte Michael ihn, mit beiden Händen durch seine dunkelbraunen Locken streichend, um sie wieder in Form zu bringen. »Ich könnte das als Beleidigung auffassen. Lady Jessica wird bald meine Schwägerin sein.«
    Abwesend nickend wandte Alistair seine Aufmerksamkeit wieder der anmutigen jungen Frau zu, die in jeder Hinsicht absolut vollkommen wirkte. Fasziniert beobachtete er sie, suchte nach irgendeinem Sprung in dem porzellanglatten Äußeren. Er fragte sich, wie sie in ihrem Alter den gesellschaftlichen Druck ertrug, diese Zwänge, die er zunehmend als unerträglich empfunden hatte und gegen die er jetzt rebellierte. »Ich bitte um Entschuldigung.«
    Michael musterte ihn. »Hegst du irgendeinen Groll gegen sie? Dein scharfer Ton lässt das vermuten.«
    »Mag sein, ich bin etwas gekränkt«, gestand er widerwillig ein, »weil sie mich gestern Abend geschnitten hat. Ihre beleidigende Missachtung stand in auffälligem Gegensatz zum Verhalten ihrer Schwester Hester, die recht charmant ist.«
    »Ja, Hester ist bezaubernd.« Angesichts von Michaels schwärmerischem Ton hob Alistair fragend die Brauen. Errötend fügte Michael hinzu: »Wahrscheinlich hat dich Jessica einfach nicht gehört.«
    Alistair schüttelte den Kopf. »Ich saß direkt neben ihr.«
    »Links von ihr? Auf dem Ohr ist sie taub.«
    Alistair benötigte einen Moment, um diese Neuigkeit zu verdauen. Er hatte geglaubt, Jess sei vollkommen, und empfand es nun beinahe als Erleichterung, dass auch sie Mängel aufwies. Es verlieh dem Bild der statuenhaften Göttin ein paar menschliche Züge. »Das war mir nicht bekannt.«
    »Normalerweise fällt es nicht auf. Nur wenn der Geräuschpegel hoch ist wie bei größeren Abendgesellschaften, wird es zu einer Behinderung.«
    »Jetzt verstehe ich, warum Tarley sie gewählt hat. Eine Gattin, die den Klatschgeschichten nur mit einem Ohr lauscht, ist in der Tat ein Segen.«
    Schnaubend drehte Michael sich um und ging auf das Haus zu. »Sie ist sehr zurückhaltend«, schloss er, »und das sollte die zukünftige Countess of Pennington auch sein. Tarley versichert mir, sie sei ein stilles, aber tiefes Wasser.«
    »Hm …«
    »Du scheinst das anzuzweifeln. Aber trotz deines hübschen Gesichts hast du mit Frauen gewiss nicht so viel Erfahrung wie Tarley.«
    Alistair grinste schelmisch. »Bist du dir da sicher?«
    »Angesichts der unwiderlegbaren Tatsache, dass Tarley zehn Jahre älter ist als du, bin ich mir dessen mehr als sicher.« Er legte den Arm um Alistairs Schultern. »Du solltest dir eingestehen, dass Tarley dir aufgrund seines beträchtlichen Altersunterschieds überlegen ist und genügend Erfahrungen gesammelt hat, um die verborgenen Qualitäten seiner Verlobten zu erkennen.«
    »Es missfällt mir, mir irgendetwas einzugestehen.«
    »Ich weiß, mein Freund. Aber eines musst du dir in jedem Fall eingestehen: Du warst mir beim Ringkampf unterlegen. Leider ging Tarley dazwischen. Ich stand kurz vor dem Sieg.«
    Alistair knuffte ihn in die Seite. »Hätte Tarley dich nicht gerettet, würdest du jetzt um Gnade winseln.«
    »Ha! Soll derjenige Sieger sein, der beim Wettrennen zum –«
    Noch ehe Michael ausgeredet hatte, rannte Alistair schon los.
    In wenigen Stunden würde sie verheiratet sein.
    Kurz bevor die Nacht hereinbrach, ging Jessica mit Temperance noch einmal nach draußen in den das Pennington-Herrenhaus umgebenden Wald. Fröstelnd zog sie ihr Tuch enger um die Schultern. Das gleichmäßige Trappeln der Hundepfoten auf dem Kiesweg klang vertraut und beruhigend.
    »Warum bist du nur so pingelig?«, schimpfte sie. Ihr Atem dampfte in der eisigen Luft, und sie sehnte sich danach, wieder in ihr warmes Bett zu kriechen. »Ein Plätzchen ist doch so gut wie jedes andere.«
    Der Mops sah Jessica mit einem Ausdruck an, den man nur als Empörung deuten konnte.
    »Na gut«, seufzte sie, denn sie war außerstande, diesen Augen etwas abzuschlagen. »Dann gehen wir eben noch ein Stück weiter.«
    Nachdem sie um eine Ecke gebogen waren, blieb Temperance schnüffelnd stehen. Offenbar zufrieden mit dem Ort wandte die
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