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Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht
Autoren: Sylvia Day
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Haus nicht länger als nötig bleiben.«
    »Selbstverständlich.« Seine schönen Augen strahlten Mitgefühl und Liebe aus.
    Jessica atmete seinen vertrauten Geruch in sich ein, jene Mischung aus Sandelholz und Moschus mit einer erfrischenden Note von Verbene. Von tiefer Dankbarkeit in vielerlei Hinsicht überwältigt legte sie die Hände auf seine. Er gab ihr inmitten des Chaos Halt, verlieh ihr die Kraft, die sie brauchte, um dasselbe für Hester zu tun.
    »Bis dahin«, warf Michael ein, »sollten Sie mit Hester bei mir wohnen. Sie haben länger als ich in meinem Haus gelebt, und die Dienstboten kennen Ihre Bedürfnisse. Auch für Hester ist die Umgebung vertraut. Meine Mutter ist ebenfalls da und kann eine große Hilfe sein.«
    Ein Pistolenknall zerriss die Stille, gefolgt von einem markerschütternden Schrei. Jess wurde übel. Ohne nachzudenken, rannte sie zur Treppe. Auf dem ersten Treppenabsatz wurde sie von Michael überholt, doch Alistair blieb an ihrer Seite und hielt sie am Arm fest, während sie auf Hesters Zimmer zueilten.
    Dr. Lyons stand im Flur, seine Miene war finster. Er deutete auf Hesters Tür. »Ihre Lordschaft ist hineingegangen und hat die Tür verriegelt.«
    Auf der anderen Seite der Tür schrie Hester noch immer.
    Vor Panik knickten Jessicas Knie ein, aber Alistair fing sie auf. Michael umfasste den Türknauf und stieß mit der Schulter gegen das Holz. Der Rahmen knarrte vielversprechend, doch der Riegel hielt dem Druck stand.
    Der Arzt sprach hastig, seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter. »Er lag ohnmächtig in seinem Schlafzimmer, als ich begann, die Wunde zu nähen. Dann erwachte er … wurde wütend … fragte nach Lady Regmont. Ich sagte, er solle leiser sprechen, sich beruhigen. Ich erklärte, seine Gemahlin habe das Kind verloren und benötige dringend Ruhe. Er geriet in Rage, rannte aus dem Zimmer. Ich folgte ihm, aber –«.
    Wiederum rammte Michael die Tür. Der Türpfosten quietschte, gab allerdings nicht nach. Alistair kam Michael zu Hilfe. Mit vereinten Kräften traten sie gegen die Tür, die daraufhin mit lautem Krachen aufflog. Sie eilten hinein, der Arzt ihnen dicht auf den Fersen. Jess wollte hinterher, doch Alistair wirbelte herum, packte sie am Handgelenk und schob sie in den Flur zurück.
    »Du bleibst hier«, befahl er.
    »Hester!«, schrie sie und bemühte sich, über Alistairs Schulter hinweg ins Zimmer zu spähen.
    Er umfing ihren zitternden Körper und drückte sie fest an sich. »Es war Regmont.«
    Während die Implikationen dieser Antwort in ihr einsickerten, spürte sie, wie alle Wärme aus ihrem Körper entwich. »Großer Gott. Hester.«
    Zitternd schmiegte Hester sich an Jessicas Seite. Obwohl sie unter der warmen Decke in Jess’ Bett im Gästezimmer lag, fror sie immer noch entsetzlich.
    Ihre Schwester strich ihr über den Kopf, flüsterte tröstende Worte. Es war beinahe so, als wären sie wieder Kinder und Jess würde Hester die Geborgenheit und die Liebe geben, die sie bisher nur empfunden hatte, wenn diese bei ihr war.
    Alles tat ihr weh. Ein tiefer Schmerz, der ihr alle Kraft raubte. Ihr Kind war tot. Ihr Gatte war tot. Und auch sie selbst war innerlich tot. Es erstaunte sie, dass sie überhaupt noch atmete. Dass noch Leben in ihr war.
    »Am Schluss wurde er wieder zu Edward«, flüsterte sie.
    Jessica verstummte.
    »Er kam in mein Zimmer als der Mann, den ich zu hassen und zu fürchten gelernt hatte. Mit wildem Blick und dieser Pistole in der Hand. Bei seinem Anblick fühlte ich eine tiefe Erleichterung. Ich dachte, endlich würden der Schmerz und das Leid ein Ende haben. Ich dachte, er würde so gnädig sein, mich davon zu erlösen.«
    Jess drückte Hester an sich. »Denk nicht mehr daran.«
    Hester versuchte zu schlucken, doch ihr Mund und ihre Kehle waren zu ausgetrocknet. »Ich bettelte ihn an. Bitte mach meinem Leben ein Ende. Ich habe mein Kind verloren … Bitte lass mich gehen. Und dann kam er plötzlich zu sich, war wieder Edward. Ich konnte es in seinen Augen sehen. Ihr Ausdruck war völlig leer. Er sah, was er angerichtet hatte, als er nicht bei sich war.«
    »Hester. Sch … D-Du brauchst jetzt Ruhe.«
    Obwohl Hester das verräterische Stocken in der Stimme ihrer geliebten Schwester hörte, konnte sie nicht aufhören zu reden. »Aber er ersparte mir diese Qual nicht. Am Ende war er selbstsüchtig und dachte nur an sich. Dennoch vermisse ich ihn. Den Mann, der er einst war. Den Mann, den ich geheiratet habe. Du erinnerst dich doch, Jess,
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