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Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht
Autoren: Sylvia Day
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Räumlichkeiten.
    »Kein Wunder, dass du aufgeregt bist«, sagte sie leise zu Acheron, während sie ihr Tuch auf einen Stuhl legte. »Bleib brav hier.«
    Sie eilte zum anderen Ende des Flurs. Mit jedem Schritt wurde Regmonts Stimme lauter. Jessicas Magen krampfte sich zusammen, und ihre Handflächen wurden feucht. Als die vertraute Angst einsetzte, kämpfte sie mit gleichmäßigen Atemzügen dagegen an.
    »Du hast mich gedemütigt! Die ganzen Wochen über … der Boxkampf mit Tarley … Ich werde mich nicht zum Hahnrei machen lassen!«
    Hesters leise Antworten waren nicht zu verstehen, doch der hastige Ton verriet Zorn … oder Panik. Als ein lautes Rumpeln ertönte, stürzte Jess zur Tür und riss sie auf.
    Großer Gott …
    Ihre Schwester stand in ihrem Nachtgewand da, das Gesicht totenbleich, die Lippen weiß. Ihre Augen waren riesengroß und von einer Angst erfüllt, die Jess nur allzu gut kannte. Ein neuer Bluterguss begann bereits ihre Schläfe zu verfärben.
    Regmont stand mit dem Rücken zur Tür, die zu Fäusten geballten Hände an den Seiten. Er war für einen Abend in der Stadt gekleidet und stank nach Alkohol und Tabak. Ein Beistelltisch war umgeschmissen worden, und der dekorative Krug, der ihn geziert hatte, lag zerbrochen auf dem Boden. Als Regmont auf Hester zuging, schrie Jess seinen Namen.
    Er blieb stehen, sein Rücken wurde steif. »Gehen Sie weg, Lady Tarley. Das ist nicht Ihre Angelegenheit.«
    »Ich finde, Sie sind derjenige, der gehen sollte, Mylord«, entgegnete sie zitternd. »Ihre Gemahlin erwartet ein Kind und hat vom Arzt die Anweisung erhalten, jegliche Aufregung zu vermeiden.«
    »Ist es überhaupt mein Kind?«, bellte er Hester an. »Wie viele Männer sind es gewesen?«
    »Geh, Jess«, flehte Hester. »Lauf!«
    Jess schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Du kannst mich nicht immer retten.«
    »Regmont« – Jess’ Stimme durchschnitt die Luft wie ein Peitschenhieb –, »gehen Sie jetzt bitte.«
    Nun nahm er sie ins Visier, und ihr blieb das Herz stehen. Seine Augen waren blutunterlaufen und hatten jenes bösartige, gemeine Funkeln, wie Jessica es von Hadley kannte, wenn er vorhatte, jemand Schwächeren zu verprügeln.
    »Das ist mein Haus!«, brüllte er. »Und Sie … Sie stolzieren hier wie eine Kokotte herum und beschmutzen meinen guten Namen mit Ihrem skandalösen Verhalten. Und jetzt will Ihre Schwester es Ihnen gleichtun. Das werde ich nicht dulden!«
    Das Blut dröhnte in Jessicas Ohren, dämpfte Regmonts ätzenden Ton. Dennoch konnte sie aus seinen Worten die Drohung heraushören. Jessica wurde schwindlig. Sie hatte diese Situationen so oft erlebt. Hatte diese Drohungen so oft gehört …
    Ihre Angst verflog wieder so schnell, wie sie gekommen war, und machte einer seltsamen Ruhe Platz. Nein, sie war kein verängstigtes, einsames Mädchen mehr. Alistair hatte ihr gezeigt, dass sie stärker war, als sie geglaubt hatte. Und wenn sie nach Alistair schicken lassen würde, müsste Regmont noch heute Abend für seine Taten büßen.
    »Mich zu schlagen«, sagte sie, »wäre der größte Fehler, den Sie begehen könnten.«
    Er lachte und erhob die Hand.
    Vor dem Remington-Herrenklub schwang sich Michael auf den Rücken seines Pferdes und wartete, bis Alistair ebenfalls sein Pferd bestiegen hatte. Er war außer sich vor Rage und gleichzeitig von einem schrecklichen Gefühl der Ohnmacht erfüllt. Er wollte verdammt noch mal sein Taschentuch zurück. Er wollte Hester. Und er wünschte Regmont den Tod, und zwar mit einer Heftigkeit, die ihn selbst erschreckte.
    »Sag etwas!«, fuhr er Alistair an, der kein Wort mehr gesprochen hatte, seit er Regmont herausgefordert hatte.
    »Du bist ein Idiot.«
    »Herrgott!«
    »Mal angenommen, du tötest ihn in einem Duell. Und dann?« Alistair verfiel in einen schnellen Trab. »Du musst das Land verlassen, um dich der Strafe zu entziehen. Deine Familie leidet ohne dich. Hester hasst dich, weil du ihr den Gatten genommen hast. Jessica ist wütend auf mich, weil ich, wenn auch nur am Rande, an dieser ganzen Misere beteiligt bin. Wirst du dich dann besser fühlen?«
    »Du hast keine Ahnung, wie das ist! Wie es sich anfühlt zu wissen, dass sie Hilfe benötigt und ich ihr nicht beistehen kann!«
    »Das weiß ich nicht?«, fragte Alistair leise und warf ihm von der Seite einen kurzen Blick zu.
    »Nein. Sosehr du meinen Bruder auch um dessen Glück beneidet haben magst, du wusstest wenigstens, dass Jessica bei ihm in guten Händen ist. Er hat sie glücklich
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