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Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht
Autoren: Sylvia Day
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gemacht. Du musstest dich nicht jede Minute fragen, ob er gerade die Hand gegen sie erhebt. Ob sie Angst hat oder verletzt ist oder –«.
    Alistair zog so fest am Zügel, dass sich sein Pferd mit protestierendem Wiehern aufbäumte. Das Klappern der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster hallte wie Donner in der Dunkelheit. Aufgeregt tänzelnd drehte sich das Pferd einmal im Kreis herum. »Was sagst du da?«
    »Er schlägt sie. Das weiß ich aus dem, was ich beobachtet habe, und aus dem, was meine Mutter beobachtet hat.«
    »Verflucht!« Die Wut in Alistairs Stimme war unüberhörbar. »Und du hast ihn trotzdem gehen lassen? Was, wenn er jetzt zu Hause ist?«
    Michaels Zorn kochte über. »Was kann ich tun? Sie ist seine Frau. Ich habe keinerlei Befugnis.«
    »Jessica ist dort! Und ein wütender Mann macht ihr panische Angst.«
    »Was zum Teufel –«.
    »Hadley war brutal«, stieß Alistair hervor, während er sein Pferd um die Ecke lenkte. »Er hat die Mädchen bei jedem kleinen Vergehen so schmerzhaft wie möglich bestraft.«
    Michaels Magen krampfte sich zusammen. »Oh Gott!«
    Alistair stieß die Stiefel in die Flanken seines Pferdes und galoppierte, über den gebogenen Pferdehals gebeugt, rücksichtslos durch die geschäftigen Straßen, dicht gefolgt von Michael.
    Jessica beobachtete, wie Regmont die Hand erhob, und bereitete sich auf den Schlag vor, weigerte sich zurückzuweichen.
    Doch bevor der Schlag erfolgte, ertönte ein dumpfer Knall. Verwirrt und verdutzt beobachtete sie, wie Regmont die Augen verdrehte und wie ein nasser Sack zu Boden fiel.
    Erschrocken taumelte sie zurück. Blut sickerte aus dem blonden Haar und funkelte im Kerzenlicht. Ein lautes Klappern durchbrach die Stille, als der eiserne Schürhaken auf den Boden fiel … aus Hesters schlaffer Hand fiel.
    »Jess …«
    Sie blickte auf. Ihre Schwester krümmte sich mit einem Schmerzensschrei zusammen. Blut lief an ihren Beinen hinunter, bildete eine immer größer werdende Lache. Nein …
    Schwere Schritte näherten sich. »Jessica!«
    »Hier!«, rief sie, während sie, über Regmont springend, auf ihre Schwester zustürmte.
    Alistair stürzte herein, gefolgt von Michael. Beide Männer blieben vor dem am Boden liegenden Regmont stehen. Als Jessica ihre Schwester erreichte, sackte Hester zusammen. Zusammen sanken sie zu Boden.
    »Ist er tot?«, fragte Jessica, während sie im Salon unruhig auf und ab ging. Acheron hatte sich unter den Tisch zwischen den Sofas verkrochen und winselte leise.
    »Nein.« Alistair näherte sich ihr mit einem Glas Brandy. »Da. Trink das.«
    Sehnsüchtig betrachtete sie die bernsteinfarbene Flüssigkeit, verlangte so heftig nach dem im Alkohol enthaltenen sanften Vergessen, dass sie es kaum aushalten konnte. Ihre Kehle war trocken, und ihre Hände zitterten, Symptome, die durch einen kleinen Drink verschwinden würden, doch sie fand die Willenskraft, den Kopf zu schütteln. Sie würde nicht wanken. Die Vergangenheit lag hinter ihr. Und nach heute Abend war sie noch mehr entschlossen, sie für immer hinter sich zu lassen.
    Abwesend ließ sie den Blick durch den Salon schweifen. Die fröhliche gelbe Farbgebung wirkte grotesk angesichts des Leids, das Hester so viele Jahre erduldet hatte.
    »Sie hat ihm mit dem Schürhaken den Schädel eingeschlagen«, murmelte sie, noch immer fassungslos über das Geschehen und darüber, wie blind sie gegenüber den Anzeichen von Misshandlung gewesen war.
    »Gut«, bemerkte Michael mit Nachdruck.
    Alistair stellte das Glas ab und trat hinter Jessica. Er legte die Hände auf ihre Schultern und massierte ihre verspannten Muskeln. »Der Arzt will sich erst um deine Schwester kümmern. Er meint, Regmonts Verletzung müsse genäht werden.«
    Der Gedanke an Hester trieb Jess Tränen in die Augen. »Sie war schon vorher sehr melancholisch. Und jetzt, da sie das Kind verloren hat …«
    Michael schnappte sich das Glas Brandy vom Tisch und kippte ihn mit einem Schluck hinunter. Sein Haar stand nach allen Seiten ab, da er ständig nervös hindurchstrich, und in seinen dunklen Augen stand ein gehetzter Ausdruck.
    Erstmals wurde Jess nun bewusst, wie sehr er ihre Schwester liebte. Schuldgefühle erfüllten sie wie eine zersetzende Säure. Sie hatte Hester Regmont empfohlen, während sie die ganze Zeit über einen Mann vor sich gehabt hatte, der ihrer wirklich wert war.
    Sie drehte sich zu Alistair um. »Ich hätte gern, dass Hester nach unserer Hochzeit bei uns wohnt, so lange sie will. Sie sollte in diesem
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