Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sie

Titel: Sie
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
hatte.
    Er kroch weiter, begann zu weinen, Schweiß lief ihm über die Wangen. Er schleppte sich auf den Ellbogen vorwärts wie ein Soldat unter schwerem Maschinengewehrbeschuss. Hinter sich hörte er zuerst ein Knie schwer aufsetzen, dann das andere, dann wieder das erste. Sie verfolgte ihn immer noch. Sie war so unverwüstlich, wie er immer befürchtet hatte. Er hatte sie verbrannt ihren Rücken gebrochen ihr Papier in die Luftröhre gestopft und immer noch immer noch immer noch kam sie hinter ihm her.
    »FÜNK!«, schrie Annie jetzt. »CHMUCKS … FÜNK!«
    Einer seiner Ellbogen setzte auf einer Glasscherbe auf, die sich ins Fleisch bohrte. Er kroch dennoch weiter, die Scherbe ragte aus ihm heraus wie eine Pinnnadel.

    Ihre Hand schloss sich um seine linke Wade.
    »AU! GAA … UUU OU … AU!«
    Er drehte sich wieder um, und ja, ihr Gesicht war schwarz geworden, ein düsteres Schwarz wie verfaulte Pflaumen, aus dem ihre blutenden Augen wild hervorquollen. Ihre pulsierende Kehle war angeschwollen wie der Schlauch eines Reifens, ihr Mund zuckte unkontrolliert. Ihm wurde klar, dass sie zu grinsen versuchte.
    Die Tür war gerade innerhalb seiner Reichweite. Paul streckte sich und umklammerte verzweifelt den Rahmen.
    »GAA … UUU … OU!«
    Ihre rechte Hand auf seinem rechten Oberschenkel.
    Tock. Ein Knie. Tock. Das andere.
    Näher. Ihr Schatten. Ihr Schatten fiel über ihn.
    »Nein«, wimmerte er. Er spürte sie zerren, ziehen. Er hielt sich verzweifelt am Türrahmen fest; die Augen hatte er fest zugekniffen.
    »GAA … UUU … AU!«
    Über ihm. Donner. Göttinnendonner.
    Jetzt krabbelten ihre Hände wie Spinnen über seinen Rücken und legten sich auf seinen Hals.
    »GAA … UUU … CHMUCKS … FÜNK!«
    Er bekam keine Luft mehr. Er hielt sich am Türrahmen fest. Er umklammerte den Türrahmen und spürte sie über sich spürte ihre Hände sich in seinen Hals graben und er schrie Stirb kannst du denn nicht sterben kannst du niemals sterben …
    »GAA … G…«
    Der Druck ließ nach. Für einen Augenblick konnte er wieder atmen. Dann brach Annie über ihm zusammen, ein
Berg aus schlaffem Fleisch, und er bekam überhaupt keine Luft mehr.

45
    Er arbeitete sich unter ihr hervor wie ein Mann, der sich mit letzter Kraft aus einer Schneelawine freigräbt. Er tat es mit dem letzten bisschen Kraft, das ihm geblieben war.
    Er kroch zur Tür hinaus, wobei er jeden Augenblick damit rechnete, dass sich ihre Hand wieder um seinen Knöchel schließen würde, aber das geschah nicht. Annie lag stumm und mit dem Gesicht nach unten in Blut und verschüttetem Champagner und grünen Glasscherben. War sie tot? Sie musste tot sein. Paul glaubte nicht, dass sie tot war.
    Er schlug die Tür zu. Der Riegel, den sie angebracht hatte, wirkte auf ihn, als befände er sich auf halbem Wege an einer steilen, hohen Klippe, aber er streckte dennoch die Hand danach aus, schob ihn vor und brach dann vor der Tür zu einem zitternden Häuflein zusammen.
    Eine unbekannte Zeitspanne lang lag er völlig benommen da. Schließlich weckte ihn ein leises, kratzendes Geräusch. Die Ratten, dachte er. Es sind die R…
    Dann tasteten sich Annies dicke, blutverschmierte Finger unter der Tür durch und zogen vergeblich an seinem Hemd.
    Er kreischte und zuckte vor ihnen zurück, sein linkes Bein ächzte vor Schmerzen. Er hämmerte mit der Faust auf die Finger ein. Anstatt sich zurückzuziehen, zuckten sie ein wenig und waren dann reglos.

    Lass das ihr Ende sein. Bitte, Gott, lass das ihr Ende sein.
    Unter mittlerweile schrecklichen Schmerzen kroch Paul in Richtung Bad. Auf halbem Weg drehte er sich um. Ihre Finger ragten immer noch unter der Tür hervor. So schlimm seine Schmerzen auch waren, er brachte es nicht fertig, das mit anzusehen oder auch nur daran denken zu müssen, daher drehte er sich um, kroch zurück und schob sie nach drinnen. Er musste allen Mut zusammennehmen, um das zu tun; er war sich sicher, in dem Augenblick, da er sie berührte, würde sie ihn packen.
    Schließlich erreichte er das Badezimmer, jedes Körperteil an ihm pochte und pulsierte. Er schleppte sich hinein und machte die Tür zu.
    Großer Gott, was, wenn sie die Drogen woanders verstaut hat?
    Aber das hatte sie nicht. Die durcheinandergeworfenen Schachteln waren noch da, einschließlich der mit den Novril-Probepackungen. Er schluckte drei trocken hinunter, dann kroch er zurück zur Tür, lehnte sich dagegen und blockierte sie mit seinem Körpergewicht.
    Paul schlief.

46
    Als er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher