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Sie

Titel: Sie
Autoren: Stephen King
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Flurs.
    »Ja. Ja. Eingesperrt. Aber natürlich. Dort ist ein Fenster.«
    »Wer …«, begann McKnight zum zweiten Mal.
    »Herrgott, sehen Sie das denn nicht?«, fragte Wicks. »Das ist der Mann, nach dem Kushner gesucht hat. Der Schriftsteller. Ich kann mich nicht an seinen Namen erinnern, aber er ist es.«
    »Gott sei Dank«, sagte der ausgemergelte Mann.

    »Was?« Wicks beugte sich stirnrunzelnd zu ihm hinab.
    »Gott sei Dank, dass Sie sich nicht an meinen Namen erinnern.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen, Kumpel.«
    »Schon gut. Vergessen Sie’s. Sie müssen nur … müssen nur vorsichtig sein. Ich glaube, sie ist tot. Aber seien Sie vorsichtig. Wenn sie noch lebt … gefährlich … wie eine Klapperschlange.« Mit unglaublicher Anstrengung wuchtete er sein krummes Bein direkt in den Strahl von McKnights Taschenlampe. »Hat mir den Fuß abgehackt. Axt.«
    Sie starrten auf die Stelle, wo sein Fuß nicht war, starrten eine lange Zeit. Dann flüsterte McKnight:
    »Gütiger Himmel.«
    »Kommen Sie«, sagte Wicks. Er zog die Waffe, und die beiden gingen langsam den Flur entlang zu Pauls Schlafzimmer.
    »Nehmen Sie sich vor ihr in Acht!«, kreischte Paul mit seiner rauen, krächzenden Stimme. »Seien Sie vorsichtig!«
    Sie entriegelten die Tür und gingen hinein. Paul zog sich an der Wand hoch und lehnte sich mit geschlossenen Augen dagegen. Ihm war kalt. Er konnte nicht aufhören zu zittern. Die Polizisten würden schreien oder sie würde schreien. Es konnte ein Handgemenge geben. Vielleicht wurde geschossen. Er versuchte, sich in Gedanken auf beides vorzubereiten. Zeit verging, eine sehr lange Zeit, wie es ihm schien.
    Schließlich hörte er Stiefelschritte den Flur entlangkommen. Er öffnete die Augen. Es war Wicks.
    »Sie war tot«, sagte Paul. »Ich wusste es - der reale Teil meines Verstandes wusste es - aber es kann dennoch kaum sein …«

    Wicks sagte: »Es sind Blut und Scherben und verkohltes Papier da drinnen … aber in dem Zimmer ist kein Mensch.«
    Paul Sheldon sah Wicks an, dann fing er an zu schreien. Er schrie immer noch, als er das Bewusstsein verlor.

Teil vier
    GÖTTIN
    »Eine große, dunkle Fremde wird Sie besuchen«, sagte die Zigeunerin zu Misery, und Misery stellte erschrocken zwei Dinge gleichzeitig fest: Dies war keine Zigeunerin, und sie beide waren nicht mehr allein in dem Zelt. Sie roch Gwendolyn Chastains Parfum in dem Augenblick, als sich die Hand der Verrückten um ihre Kehle schloss.
    »Eigentlich«, bemerkte die Zigeunerin, die gar keine war, »ist sie bereits da.«
    Misery versuchte zu schreien, aber sie konnte nicht einmal mehr atmen.
    Miserys Kind
     
     
    »Sieht immer so aus, Boss Ian«, sagte Hezekiah. »Egal, wie du sie ansehn, sie scheint auch immer dich ansehn. Weiß nicht, ob wahr ist, aber die Bourkas, sie sagen, auch wenn du gehst hinter sie, die Göttin scheint dich ansehn.«
    »Aber sie ist doch nur ein Stück Fels«, gab Ian zurück.
    »Ja, Boss Ian«, stimmte Hezekiah zu. »Das ist, was gibt ihr ihre Macht.«
    Miserys Rückkehr

1
    ummmr nnnnss
    rrfnn ummr nnnnss
    fnnn
    Diese Laute: auch im Nebel.

2
    Jetzt muss ich nachwischen, sagte sie, und dies ist das große Nachwischen:

3
    Neun Monate nachdem Wicks und McKnight ihn auf einer behelfsmäßigen Trage aus Annies Haus gebracht hatten, verbrachte Paul Sheldon seine Zeit entweder im Doctors-Hospital in Queens oder in seinem neuen Apartment an der East Side von Manhattan. Seine Beine waren nochmals gebrochen worden. Sein linkes war immer noch vom Knie abwärts in Gips. Er würde für den Rest seines Lebens hinken, hatten ihm die Ärzte gesagt, aber er würde wieder gehen, und mit der Zeit würde er auch ohne Schmerzen gehen können. Das Hinken wäre stärker gewesen, wenn er mit seinem eigenen linken Fuß gehen würde und nicht mit
einer maßgefertigten Prothese. Auf eine ironische Art und Weise hatte Annie ihm einen Gefallen getan.
    Er trank zu viel und schrieb überhaupt nicht mehr. Er hatte schlimme Albträume.
    Als er eines Nachmittags im neunten Stock aus dem Fahrstuhl trat, dachte er zur Abwechslung einmal nicht an Annie, sondern an das voluminöse Päckchen, das er ungeschickt unter den Arm geklemmt hatte - es enthielt zwei gebundene Druckfahnen von Miserys Rückkehr . Sein Verlag hatte das Buch in aller Eile produziert; bedachte man die weltweiten Schlagzeilen, die die bizarren Umstände gemacht hatten, unter denen der Roman entstanden war, war das auch kein Wunder. Hastings House hatte eine noch nie da gewesene
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