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Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen

Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen

Titel: Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen
Autoren: Jürgen von der Lippe
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vorzugsweise mit Menschen anderer Kultur, Religion, Haut-farbe – ein Austausch also, wie er etwa beim Boxen stattfindet. Wie einsam brettert doch ein Skifahrer seine Piste runter, nur von dem Gedanken beseelt, nicht zu stürzen und möglichst schnell zu sein. Er hat keine Ge-25
    sellschaft, sieht nichts von der Gegend, hört nichts von den Anfeuerungen der Zuschauer. Ganz anders der Faustkampf. Schon beim Einmarsch gute Musik, vor dem, nach dem und beim Kampf jede Menge Gesprächspartner – der Trainer, der Ringarzt, der Gegner, der Ringrichter, das Nummern-girl, die Reporter –, man nimmt auch die Zuschauer anders wahr: Filmschauspieler, Sänger, Fernsehmenschen, die örtliche Zu-hälterschaft mit ihren leicht bekleideten Lieblingsfrauen. Gut, die sind vielleicht beim Abfahrtslauf auch dabei, aber man erkennt sie nicht in der dicken Winterkleidung.
    Schon optisch macht der Boxer mehr her mit seinem gestählten, schweißglänzenden Brustkasten. Theoretisch könnte zwar in Skikleidung geboxt werden, umgekehrt aber wohl kaum! Die Temperaturen sind also beim Boxen auf jeden Fall angenehmer, ich muss mich auch nicht, wie beim Skifahren, in einem Tempo bewegen, für das meine Reflexe nicht ausreichen, wovon jede Menge Sportunfälle zeugen, wenn wieder mal ein Freizeitsportler mit 90 km/h in eine übergewichtige Hausfrau hineinbrettert, die nicht mehr rechtzeitig vom Fleck kam.
    Jetzt werden Sie vielleicht einwenden: Aber beim Boxen treten doch auch Verletzungen auf! Schon, aber nicht bei Unbeteiligten, die beim Frühstück noch fest damit rechneten, unversehrt das Abendbrot zu erleben. Und die Verletzungen sind weniger schwer. In der gesamten Boxgeschichte ist kein dreifa-cher offener Trümmerbruch des Unter-
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    schenkels belegt, der ein halbes Jahr Klinik-aufenthalt und ebensolange Reha erfordert.
    Und was die gern zitierten Spätschäden angeht: Von den Menschen, die im Alter über Vergesslichkeit und Tatterich klagen, haben 0,1 % geboxt, der Rest hat gesoffen.
    Boxen ist einfach interessanter. In einem 12-Runden-Kampf kommt keine Langewei-le auf; solange man bei Bewusstsein ist, hat man alle Hände voll zu tun. Und wenn einem dann ein Schlag gelingt, der den Gegner zu Boden streckt, ist das ein zutiefst befriedigender Moment. Und auch ein Schlag, der einen selbst zu Boden streckt, birgt ein Füllhorn faszinierender Erfahrungen. Ich habe während der Schulzeit und noch beim Bund ganz gerne geboxt, bis ich an Gegner geriet, die wirklich gerne boxten, und von daher weiß ich, was bei einem K.O.-Schlag passiert. Ein Volltreffer ans Kinn schleudert dein Gehirn an die Schädelwand und du bist in einer anderen Realität. Einmal hatte ich den Eindruck, ich sitze mit anderen in einer Art Vorzimmer zum Himmel, hinter mir
    kommt einer rein und lässt die Tür auf und es zieht und ich sage, ohne zu gucken: Mach die Tür zu, du Penner, bist du in einem Stall geboren oder was? Und ich dreh mich um und es ist Jesus. Ein andermal wurde ich wach, wischte mir mit dem Handschuh die Nase, sah das Blut und soll zum Ringrichter gesagt haben: Sei nicht böse, Schatz, ich wusste nicht, dass du deine Tage hast. In jedem Falle muss man beim Boxen nicht
    stundenlang auf das Endergebnis warten wie beim Abfahrtslauf, wo man selbst nur 3oder 27
    4 Minuten beschäftigt ist und davor und da-nach rumsteht und friert. Und dann die Nachfeier. O. k. wer Glühwein vertragen kann, mag beim Wintersport auf seine Kosten kommen, aber für jemanden, der wie ich unter Refluxösophagitis leidet, verbietet sich eine Mischung aus Zucker, Billigstwein und Gewürzen im Kreise von Hinterwäld-lern von selbst. Da haben Tapas und guter Tinto im Kreise von Unterweltlern doch einen anderen Funfaktor. Das entscheidende Kriterium ist doch aber: Welche Sportart macht den Mann in den Augen der Frau attraktiver? Natürlich stehen Frauen auf Kämpfer, die signalisieren: Hey, ich bin zum Bersten voll mit Testosteron und erstklassigem Genmaterial!, und die Wissenschaft weiß, Frauen wollen Schutz und Sicherheit für sich und die Kinder, keine Wedellusche, die blaugefroren nach Hause kommt und auf die Frage: »Na, Schatz, gewonnen?« sagt:
    »Nein, ich hab mich verwachst.«
    Natürlich gibt es keine Rose ohne Dornen.
    Manche Frauen neigen, wenn sie so einen Kämpfertypen zum Partner haben, dazu, ihn ab und zu auf den Prüfstand zu stellen. Sie provozieren absichtlich fremde Männer. Das könnte dann so aussehen:
    Auf einer Party, Goldene Kamera, Bambi oder Opernball,
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